dieser ausgedehnten maritimen Formation ist, dass jene KnocKenreste von
jetzt noch existirenden, meistens domicilirten oder doch häufig benützten
Thiergattungen, aus dem Reiche der Grasfresser stammenjgp, während der
Höhlenkalk im Inneren des europäischen Continentes nur solche von Bären
und Fleischfressern, auf ähnliche Weise eingeschlossen, enthält.
Die Eigenthümlichkeit des Berges von Gibraltar tritt noch mehr
hervor, wenn man die nächsten Umgebungen desselben ins Auge fasst.
Etwa eine halbe Meile nordnordwestlich von ihm erhebt sich ein anderes
Gebirge, The Queen o f Spant s Chair von den Engländern genannt, welches
sich fast gerade von Süden nach Norden mehrere Stunden erstreckt. An seinen
beiden, sanft aufsteigenden Seiten trägt es bald grüne Viehweiden, bald
eine ärmliche Vegetation von Heiden und Cistusrosen, auf dem Rücken meist
kahle Felsenblöcke. Seine Gebirgsart ist ein grobkörniger, rother und gelblich-
rother Sandstein. Im Allgemeinen erscheint er nicht gleichmässig geschichtet;
die seltenen Schichten streichen von N. O. nach S. W . und fallen unter sehr
verschiedenen Winkeln nach S. O. ein. Gegen das Meer hin verflächt sich der
Berg allmählig in den niedrigen Sandgrund des Ufers. Die meisten Berge,
welche sich westlich von dem Königinstuhl hinziehen, scheinen dasselbe Streichen
zu haben. Hinter dem letzteren Berge dehnt sich ein hügliges Land,
geschmückt mit allem Reize einer frischen Vegetation und eines fleissigen
Anbaues, aus. Auf einer Erhöhung, dem westlichen Fusse des Besges
gegenüber, liegt das Städtchen S. Roque| Reihen von stattlichen Aloen
(Agave americana) und blüthenreiche Büsche des Oleanders zieren diesen
anmuthigen Hügel, dessen Gipfel die, einst nicht unbedeutenden, Festungswerke
des Ortes krönen. Ein niedriges Sandufer nimmt nicht bloss den
neutralen Grund zwischen der Festung und den spanischen Linien, welche
durch die beiden Forts von S. Felipe und S. Barbara beschützt werden,
ein, sondern erstreckt sich im ganzen Umfange der Bay bis nach dem,
auf der westlichen Seite liegenden, spanischen Städtchen Algesiras. Der
Flugsand besteht aus Geschieben von Quarz, Kicselschiefer, einem gelblichen
jaspisartigen Gestein und Kalkstein.
(*) Germ ar führt nach Chrysogono besonders auch das Vorkommen von Hörnern an.
Wir durchwanderten diese kleine Sandwüste, als wir von Gibraltar
aus die spanischen Linien und Algesiras besuchten. An dem Grenzposten,
wo eine geringe Mannschaft spanischer Linientruppen in kleinen Häusern
garnisonirt, und ohne Schutz vor den Sonnenstrahlen mitten in dem Sandufer
während der Sommermonate einen sehr lästigen Aufenthalt hat, erhielten
wir die.Erlaubniss, das spanische Gebiet auf uns ern naturhistorischen Ausflügen
zu durchstreifen. Man erblickt, ausser einigen kleinen Gärten zunächst den
Wohnungen, auf diesem Strande nichts, als einzelne Uferpflanzen, welche
nur spärlich die Armuth dieses, vom Winde in Sandhügel erhobenen, Landstriches
bedecken. Eidechsen, mehrere Arten von Pimelia, Copris und
Scarites sind in diesem sandigen Boden die vorzüglichen Bewohner aus
dem Thierreiche. Man setzt auf diesem Wege längs der Küste über zwei
unansehnliche Bäche. Näher an Algesiras tritt man in einen lichten Wald
von niedrigem Nadelholz. Das Städtchen selbst, ein gutgebauter, freundlicher
Ort, geniesst einer sehr reizenden Läge. Westlich von ihm erheben
sich sanftansteigende, mit frischem Grün, zerstreuten Pinien und Korkeichen
gezierte Hügel, von deren Gipfel sich eine liebliche Aussicht ins Thal eröffnet.
Durch die Fluren führt der Stadt ein hoher, gemauerter Aquaeduct aus dem
Gebirge Wasser zu. Die Bay von Gibraltar, von unzähligen Schiffen belebt,
dehnt sich hier vor dem Blicke des Wanderers aus, und die hochragende
Calpe begrenzt mit ihren steilen Klippen den Gesichtskreis. Die Hügel um
Algesiras sind von demselben rothen Sandsteine gebildet, woraus der Königinstuhl
besteht. Sie werden sparsam von der spanischen und der Kork-Eiche
(Quercus Aesculus und Suber) beschattet, und von einer Menge der blüthen-
reichsten Gesträuche, unter denen der pontische Älpbalsam (Rhododendron
ponticuni), wahrscheinlich ein Rest maurischer Blumenkultur, geschmückt,
aber auch vom europäischen Scorpion und americanischen Vielfuss bewohnt. U)
In die Nähe von Algesiras, zwischen die Stadt und die südlich davon
gelegene Punta Cabrita, setzen einige Geschichtsforscher den Ort, wo
einst Karteia, später bei den Römern Heraclea, eine blühende und wegen
ihres Handels wichtige Colonie der Phönicier, errichtet war. C a r t e r ( * )
(*). Reise von Gibraltar hach Malaga. S. 4? der deutschen UeberseUung.