Oberfläche des Wassers vervielfältigt, geben die friedliche Beendigung des grossen
Naturschauspiels kund. Sobald Luft und Meer wieder zur Ruhe und zum
Gleichgewicht zurückgekehrt sind, zeigt der Himmel von neuemseine durchsichtige
Bläue; Heerdeü von fliegenden Fischen schwingen sich scherzend über
die Oberfläche der Gewässer hin, und die buntfarbigsten Bewohner des Oceans ,
unter denen der Haifisch mit seinen beiden unzertrennlichen Gefährten {Gaster-
osteus Ductor und Echeneis Piemora) , steigen aus dem, in der Tiefe von hundert
Fuss noch durchsichtigen, Elemente herauf. Sonderbar gestaltete Medusen,
die blasenförmige Fregatte ^Physalis) mit ihren blauen, ätzenden Bartfaden,
lange, schlangenähnliche Stränge aneinander geketteter Salpen treiben sorglos
dahin, und viele andere der mannichfaltigsten kleinen Seethiere ziehen
langsam, ein Spiel der Wogen, an dem bewegungslosen Schiffe vorüber.(3)
Taucht die Sonne allmälig an dem bewölkten Horizonte hinab, so kleiden
sich Meer und Himmel in ein neues,', über alle Beschreibung erhabenes
Prachtgewand. Das brennendste Roth, Gelb, Violett glänzen, in unendlichen
Schattirungen und Contrasten, verschwenderisch an dem azurnen Grunde
des Firmamentes, und strahlen noch bunter von der Oberfläche des Wassers
zurück. Unter anhaltendem Wetterleuchten am grauenden Horizonte nimmt
der Tag Abschied, während sich der Mond aus dem unabsehbaren Ocean
still und feierlich in den nebellosen, oberen Weltraum erhebt. Bewegliche
Winde kühlen die Atmosphäre ab ; häufige, besonders von Süden her fallende
Sternschnuppen erhellen magisch die Luft; das dunkelblaue Firmament, sich
mit den Gestirnen auf dem ruhigen Gewässer abspiegelnd, stellt das Bild des
ganzen Sternengewölbes dar, und der Ocean, selbst von dem leisesten Lüftchen
der Nacht bewegt, verwandelt sich in ein still wogendes Feuermeer.
Gross und herrlich sind die Eindrücke, welche der Ankömmling hier
von der Macht und dem Frieden der Elemente erhält; fremd aber und
ungewohnt der heissen Zone, empfindet er auch unangenehm die Nässe
und Kühle des Morgens und Abends, und die drückende Schwüle des
Mittags. • Die gesammte Mannschaft fing daher in dieser Breite a n , über
Kopfweh und Colik zu klagen, und nur künstliche Mittel, wie Weinstein
und Rhabarbar, mussten den Organismus wieder ins Gleichgewicht mit einer
Natur bringen, auf welche die Sonne perpendiculär wirkt. Langsam kamen
wir endlich aiis dieser Region der schwülen Hitze und der lästigen Calmen,
indem die, nach den mittägigen Gewittern eintretenden, Winde das Schiff
jedesmal etwas weiter vorwärts führten. Allmälig stellte sich auch ein
schwacher Südwind ein, der bald aus S. O. bald ausS.W. wechselte, und
die Temperatur um sieben Uhr Morgens in der Luft auf 2.0,75° R., im
Wasser auf 22°; um zwölf Uhr Mittags in der Luft auf 21,50°, im Wasser
auf 22°; Abends um sieben und ein halb Uhr in der Luft auf 21,25° herabsetzte.
Erst, als wir die w. Länge 21°, 21' von Paris und die n. Breite
von 5°, 28* erreicht hatten, trat der Wind aus Süden entschiedener hervor
und bildete, sich in S. O. und in S. S. O. festsetzend, den stetigen Wind,
welcher, regelmässig und frisch anhaltend, uns durch diese Breiten geleitete.
Noch sahen wir augenblicklich den nördlichen Polarstern einige Grade hoch
an dem, hier meistens umnebelten Horizonte blinken; dagegen standen auch
das Kreuz und die übrigen Gestirne der südlichen Hemisphäre gleichfalls
tief. Hieraus,, wie aus den nautischen Berechnungen, wussten wir, dass
der Aequator noch einige Grade südlich von uns lag; die Gleichförmigkeit
jedoch und die Harmonie, die von uns zwischen dem zehnten und fünften Parallelkreise
an den physichen Erscheinungen wahrgenommen worden waren,
schienen wieder abzunehmen und somit darzuthun, dass die Culminationslinie
jener Phänomene nicht in den Aequator, sondern mehrere Grade nördlich von
demselben falle. Ob solches vielleicht zum Theil von der schwereren Continental-
masse in der nördlichen Hälfte unseres Planeten, von der Nutation, oder
von dem Umlaufe der Erde um die Sonne u. s. w. herrühre, muss der Entscheidung
des Physikers und Astronomen überlassen bleiben. Merkwürdig ist
in dieser Beziehung, dass die beständigen N. O. - und S. O.-WTinde nicht in
•gleicher Entfernung vom Aequator aufhören. Diese beständigen Winde
{Trade-fVmds), welche von der Rotation der Erde um ihre Achse und
von der Strömung kälterer Luft nach der erwärmten zwischen den Wendekreisen
abgeleitet werden, Wechseln in ihrer Ausdehnung regelmässig nach
dein jedesmaligen Stande der Sonne. Wenn diese in dem südlichen Tropicus
verweilt, weht der N. O. - Wind näher gegen den Aequator, wenn sie in dem
nördlichen Tropicus steht, weht der S. O. - Wind näher gegen denselben hin, ja
sogar darüber hinaus. Zwischen den beiden beständigen Winden, in der Region
der Calmen, wehen bisweilen schwache Winde, vorzüglich aus S. und S.S.W.,