branntwein, gesunden Kost. Fische werden hier nicht so häufig genossen,
als an den nördlichen Kästen. In heissen Ländern, wo die Speisen schneller
Verderbniss ausgesetzt sind, scheint der Genuss von Fischen immer in
gleichem Verhältnisse mit der Trägheit, der Armuth, so wie den Krankheitsanlagen
des Volkes zu- oder abzunehmen; so fanden wir wenigstens auf
unserer ganzen Reise immer das tiefste Elend da, wo die Bewohner lediglich
auf den Genuss der Fische beschränkt waren. In dem Mittelstände der Bürgel*
von R io , welcher die Sitten Portugals noch nicht ganz angenommen hat,
geniesst man verhältnissmässig nicht viele animalische Nahrung, indem man
sich mit den trefflichen Früchten und dem aus Minas eingeführten Käse,
welcher nebst Bananen auf keiner Tafel fehlt, begnügt. Selbst das Weizen-
brod isst der Brasilianer nur sparsam, und zieht ihm seine Farinha vor.
Das Mehl, welches aus Nordamerica und Europa eingeführt wird, erhält sich
hier etwa fünf bis sechs Monate lang. Auch die feineren mannichfaltigen Gemüsearten
Europa’s , welche insgesammt mit Leichtigkeit gezogen werden
können, machen no.ch keinen wichtigen Theil der Nahrung des Volkes aus;
um so mehr liebt man aber Pomeranzen, Cujaben, Wassermelonen und Bataten.
Neben der Einfachheit der brasilianischen Küche ist es auch die rühmliche
Mässigkeit beim Mahle,' die der Gesundheit der Bewohner eines so heissen
Landes zu Statten kommt. Der Brasilianer isst von seinen wenigen Schüsseln
wenig, trinkt grösstentheils Wasser, und geniesst überdies von Allem mit grosser
Regelmässigkeit, wobei er jene strenge Ordnung befolgt, die hierzwischen
den Tropen in allen Naturerscheinungen sichtbar ist. Am Abend nimmt er
weislich fast Nichts zu sich; höchstens trinkt er eine Tasse Thee, oder in
dessen Ermanglung Kaffe und meidet besonders Nachts den Genuss kühler
Früchte. 8 Nur eine solche Diät und Uebereinstimmung mit der Natur des
Klima’s bewahrt ihn vor vielen Krankheiten, denen sich der Ankömmling
aus Leichtsinn oder Unwissenheit aussetzt. Vor allen Dingen ist deshalb dem
Fremden zu rathen, eine gleiche Diät wie der Brasilianer zu halten, sich weder
durch Bewegung im Freien während derheissesten Tageszeit, wo alle Strassen
von Menschen leer sind, dem tödlichen Sonnenstiche, noch bei nächtlichem
Thaue den gefährlichen Folgen der Erkältung auszusStzen, am wenigsten aber
sich der physischen Liebe zu überlassen. Auch in der Befriedigung des fast
nicht zu stillenden Durstes durch Wasser ist Vorsicht nöthig. Man rieth uns, das
Wasser mit Wein oder Branntwein vermischt zu trinken; allein obgleich wir
uns, bei geringer Bewegung und im Schatten/ dieses Mittels mit Vortheil
bedienten, so verbot uns doch bald der heftige Andrang des Blutes nach dem
Kopfe während der Reise, wo wir der Sonne sehr ausgesetzt waren, besonders
im ersten Jahre, den Genuss aller geistigen Getränke; wir labten uns daher
vorzüglich an dem frischen Bachwasser ohne Zusatz, wovon wir niemals
unangenehme Folgen empfanden, wenn wir uns sogleich der Hitze wieder
aussetzten. #Diese diätetischen Bemerkungen glauben wir Reisenden zur
Berücksichtigung nicht genug empfehlen zu können.
Die Krankheiten, welche hier am häufigsten Vorkommen, sind chronische
Diarrhöen, Wassersucht, intermittirende Fieber, Syphilis, Hydro-
cele; doch ist vielleicht von allen diesen nur die letzte als endemisch und der
Stadt eigenthümlich anzusehen. Die hiesigen Aerzte leiten diese Krankheit
vorzugsweise von dem Genüsse des Wassers her; allein dieses, ein treffliches
Quellwasser, das zwar durch die lange Herleitung oder durch die
Einwirkung der Sonne während des Verkaufs warm und weniger angenehm
wird, kann wohl um so weniger Ursache seyn, als es in höheren
Ständen, wo jene Krankheit häufiger ist, fast immer durch den Zusatz
von geistigen Flüssigkeiten verbessert wird. Vielmehr scheinen hier leichtsinnige,
zu kühle Bekleidung, heftige Erhitzungen, darauf folgende Erkältungen
und übermässiger Geschlechtsgenuss, sowohl zur Abspannung der
Muskelkraft, welche das heisse Klima ohnehin bewirkt, als zur Lähmung der
Nerven und somit zur Hydrocele Veranlassung zu geben. Man bemerkt
sie daher auch besonders an den weissen, neuangekommenen Europäern
sowohl als Nordamericanern, bei welchen durch die erwähnten so ungünstigen
Einwirkungen, wenn nichteine gänzliche Entkräftung, doch
vorzüglich eine falsche Richtung der Thätigkeit des Lymphsystemes und
eine Abspannung der Sexualtheile hervorgebracht werden. Die hiesigen
Aerzte verordnen dagegen als Präservativ - und' als Heilmittel örtliche
Waschungen mit Rum und kaltem Wasser und den Gebrauch des Suspensoriums.
Eine in dem heissen Himmelsstriche häufige Krankheit, die
Sarna, kommt auch hier sehr oft vor. Dieses Uebel besteht in einer mit
Eiterung endigenden Entzündung der Fettdrüsen der Haut mit rosenarliger