und belasteten Maulthieren verleihen der Gegend den Charakter von Wohlhabenheit
und europäischer Betriebsamkeit. Bei der kleinen Ortschaft Tacoa-
ral vorbei, schlängelt sich der Weg immer steiler abwärts, bis man, eine
Legoa von Villa Rica, im Thale das grössere Dorf Passagem erreicht,
dessen Bewohner sich grösstentheils von dem Anbaue und Verkaufe der
Victualien nach der Hauptstadt ernähren. Vor Zeiten waren die Goldgruben
dieses Ortes, besonders auf dem Morro de S. Antonio, wo diesem Heiligen
eine Capelle ex voto erbaut wurde, sehr ergiebig, nun aber stehen sie
fast ohne allen Betrieb. In dem Grunde des Dorfes setzten wir über eine
kleine steinerne Brücke auf das rechte Ufer des Ribeiräo do Carmo, dessen
Gewässer erfrischende Kühle in dem engen Thale verbreiten, und stiegen
in vielerlei Windungen einen Berg hinan, von dessen Gipfel aus wir in
dem flachen, mit Gerollen des Ribeiräo do Carmo überführten Thalgrunde
die Cidade de Mariana erblickten.
Diese Stadt von viertausend achthundert Einwohnern, aus kleinen
reinlichen Häusern,* in ziemlich regelmässigen und breiten Gassen erbaut,
macht einen freundlichen Eindruck. Seit 1745 ist sie Stadt und Residenz
des Bischofs und des Capitels von Minas Geraes, scheint aber, seitdem die
benachbarten Minen , besonders auf dem Morro de S. Anna, minder ergiebig
wurden, von ihrem Wohlstände sehr verloren zu haben, und von den
benachbarten weltlichen Behörden in Villa Rica aus Eifersucht hintangesetzt
zu werden, was die Ursache ist, dass die neue Kathedralkirche noch unvollendet
steht. Es gieht hier ein Carmeliten-, ein Franciscanerkloster und ein
Seminarium theologicum, welches die meisten in Minas angestellten Geistlichen
bildet. Der Bischof hatte ein geräumiges Haus im Grunde des
Thaies bewohnt, war aber kurze Zeit vor unserer Anwesenheit gestorben.
Man rühmte uns seine Bibliothek, welche auch viele naturhistorische W erke,
und sein Naturaliencabinet, das einige reiche Goldstufen enthalten sollte.
In einem Hausgarten hatte er eine Baumschule von europäischen Obstarten
angelegt, welche hier sehr gut gedeihen. Die Diöcese der Bischöfe von
Minas, deren fixes Einkommen auf sechzehntausend Crusados angegeben
wird, vielleicht aber noch einmal so gross ist, erstreckt sich nicht auf
die ganze Capitanie von Minas, indem mehrere der nördlichsten Termos
schon zu dem Erzbisthume von Bahia gehören, (0 Wir machten hier die Bekanntschaft
des Dr. L. J .de GodoyT orres, welcher sich seit mehreren Jahren als
Gerichtsarzt in Mariana aufhält. Er schilderte uns das Klima von Mariana
viel wärmer, und deshalb weniger gesund als das von Villa Rica. Allerdings
muss der beträchtliche Unterschied in der Erhebung über das Meer
(Mariana liegt nach der Berechnung unseres Freundes v. E schwege in
398/4 Toisen, also um 23lV4 niedriger, als Villa Rica. Journ. I. p. 37) und
die eingeschlossene Lage eine Verschiedenheit in dem Krankheitscharakter
verursachen. Unter den herrschenden Krankheiten bezeichnete uns Dr. Godoy
Erysipelas, Wassersucht, schleichende Fieber, ruhrartige Diarrhöen Und Ischias
nervosa; die Syphilis ist hier nicht minder häufig, als in Minas überhaupt.
Die Sonne war am andern Morgen noch nicht aufgegangen und Alles
lag in tiefem Schlafe, als wir unsere ärmliche Herberge verliessen, und
in der Richtung von N. O. den W eg über ein steiles Gebirge verfolgten,
welches die östliche Wand des Thalgrundes nahe an der Stadt bildet.
Es ist ein Vorsprung des hier sehr nahen Itacolami, und besteht aus
bröckligem Eisenglimmerschiefer und aus körnigem Glimmerschiefer mit zerstreuten
Lagern und Nestern von Glimmer, in welchem Granaten und Magneteisensteinoktaeder
eingewachsen sind. Als wir die Höhe dieses Berges
erstiegen hatten, erblickten wir einzelne dem Itacolami sich anschliessende,
labyrinthisch durcheinander laufende, grossen Theils .bewaldete Gebirgszüge,
zwischen denen sich tiefe, dunkle Thäler hinschlängeln 5 ein düsteres Bild, welches
durch die melancholische Einsamkeit unserer nächsten Umgebung und
durch die häufigen Kreuze am W ege, Denksteine für die von flüchtigen Negern
Erschlagenen, noch trauriger wurde. Man begegnet nur wenigen Pflanzungen,
aber grossen Strecken von abgetriebenen Wäldern, welche, von den
Landleuten wieder aufgegeben, sich mit dichtem Gestrüppe der Sambambaja
(Pteris caudata) bedeckt hatten. Mitten in dieser Wildniss stiessen wir auf
einen Meierhof, Ourives, in dessen Nähe nach Gold gewaschen wird. Die
Formation ist hier ein gelblich brauner, feiner, oft eisenschüssiger Thonschiefer,
der Nester und Gänge von goldreichem Quarze enthält. Auf ihm liegt,
bisweilen in beträchtlicher Mächtigkeit, ein rother, fetter Thon, dem viele
Trümmer weissen Quarzes eingemengt sind. Reicher als an Metall sind