ungeachtet sind sie doch nicht sehr gute Reiter und wagen die wilden Thiere
nur im Wasser zu zähmen und abzurichten, wo sie von den Bewegungen
derselben und vom Falle weniger zu furchten haben. Jagd, Fischerei
und das Aufsuchen der Früchte im Walde ist neben dem Kriege die Hauptbeschäftigung
der Männer. Die Weiber übernehmen die Bereitung der
Farinha aus den Wurzeln der Mandioccapflanzen, welche die in Aldeas wohnenden
selbst zu bauen angefangen haben, und die Verfertigung von Baumwollenzeugen,
Töpfergeschirr und anderem Haüsgeräthe. Ihre Flechtarbeit
aus Fäden, welche sie besonders von einigen Arten von Palmen bereiten, soll
an Zierlichkeit und Stärke die der meisten Indianer übertreffen. Wahrscheinlich
in Folge der europäischen Cultur, welche auch auf diesen Stamm schon
mannichfaltigen Einfluss gehabt, gehen die Weiber mit einer Schürze und
einem grossen viereckigen Stück gestreiften Baumwollenzeuges, welches, sie
als Mantel um sich werfen, gekleidet. Die Männer dagegen sind ganz
nackt, die oben genannte schmale Binde um die Lenden von gefärbter
Baumwolle, die oft mit Glasperlen geziert ist, ausgenommen. Gesicht, oft
auch Hals und Brust der erwachsenen Guaycurüs sind mit rautenförmigen
Tatouirungen verunstaltet; in der Unterlippe tragen sie ein mehrere Zoll langes
Stück Rohr. Die Haare an der Schläfegegend und von da rings um den Kopf
pflegen sie sich wie die Franciscaner abzuscheeren. Auch bei ihnen stehen
P a y é s , welche man bei allen brasilianischen Indier-Stämmen findet, und die
sich in ihrer Sprache t^ünägenetö nennen, in grossem Ansehen. Letztere
sind Aerzte, Wahrsager und Beschwörer des bösen Principes, das sie mit
dem Worte Nanigogigö bezeichnen. Ihre Curen der Kranken sind sehr einfach,
und bestehen grösstentheils im Anrauchen oder im Aussaugen der
schmerzhaften Theile, worauf der Payé den Speichel in eine Grube spuckt,
gleichsam als wolle er das ausgesogene böse Princip der Erde wiedergeben
und in ihr begraben. Unter andern weichen die Guaycurüs darin von den
meisten Indiern des südlichen Americas ab, dass sie ihre Todten nicht
einzeln an dem Wohnplatze eines Jeden,, sondern an gemeinschaftlichen
Grabstätten beerdigen. Die Nachrichten von der Zahl dieses Volksstammes
sind grösstentheils übertrieben. Es ist gewiss, dass gegenwärtig ihre
ganze Nation nicht mehr als höchstens zwölftausend Köpfe zählt, und diese
Zahl wird stets geringer durch die unnatürliche Gewohnheit der. Weiber,
welche, so lange sie das dreissigste Jahr nicht erreicht haben, ihre Leibesfrucht
vor der Geburt tödten, um so den Sorgen und Mühseligkeiten der Erziehung
und den Entbehrungen der Schwangerschaft nicht ausgesetzt zu seyn.
Die dritte mächtige Nation, welche vorzüglich zur Zeit der Entdeckung
des Landes den Paulisten durch ihre Flotten furchtbar war, die
Payagoas, sind jetzt in den Gewässern des obern Paraguay, d. h. oberhalb
der Enge des Flusses bei den Bergen Feixe dos JMorros, selten. Als
beständige Nebenbuhler und Feinde der Guaycurüs vereinigten sie sich mit
denselben nur nach der Besitznahme ihres Vaterlandes durch die Portugiesen,
und bewährten sich von jeher als unversöhnliche Feinde der letzteren, indem
sie ihnen bald durch offene Fehde, bald durch wohlberechnete Ueberfälle
und Räubereien, wo sie der Besiegten nie schonten, gefährlich wurden. Als
sie sich im Jahre 1778 von ihren Bundesgenossen, den Guaycurüs, trennten,
verschmähten sie auch noch länger in einem Vaterlande zu bleiben ,
das sie den Fremdlingen nicht mehr streitig machen konnten, und zogen
sich an den unteren Paraguay in die Nähe von Assumgäo zurück, wo
sie sich den Spaniern unterwarfen. Unstät und flüchtig, treulos, furchtsam
und grausam, von den mächtigen Indierstämmen verachtet und von den
schwächeren gefürchtet, spielen sie in den Gewässern des Paraguay ganz
die Rolle, wie die Müras in dem Madeira und dem Amazonenstrom, bei deren
Schilderung wir nochmals auf sie zurückkommen werden. Ausser den Caya-
pós und Guaycurüs wird von den Reisenden auf jener Wasserstrasse
auch noch der Icquatós - Indianer als Bewohner von Matto-Grosso erwähnt.
Unser wohlerfahrner Wirth zu Porto Feliz hatte so eben von der
Regierung zu S. Paulo Befehle erhalten, mehrere grosse Canoas bereit zu
machen, um auf dem Tieté Munition nach Cujabä abzuführen. Da schon
seit längerer Zeit alle Kriegsvorräthe über Minas und Goyaz nach Matto-
Grosso geschickt wurden, so befremdete diese Maassregel die Einwohner,
welche sich über den Zweck dieser Sendungen in Vermuthungen erschöpften.
Einige meinten, dass dieselben nach dem Paräguay bestimmt seyen,
um den im Kriege mit Buenos-Ayres begriffenen Portugiesen zugefuhrt zu
werden, andere dachten an eine Expedition gegen die östlichsten Provinzen