für die benachbarte Eisenfabrik von Vpanema, und bestürmte uns gleich
bei unserem Eintritte mit Fragen über deren Ankunft, ihre Geschicklichkeit
und die Art, nach welcher das Metall in Deutschland verarbeitet wird.
Ein so unverkennbarer Zug von allgemeinem Interesse für eine königliche
Anstalt flösste uns eine günstige Meinung von dem bürgerlichen Charakter
der Sorocabaner ein. Später erfuhren w ir auch, dass sie überall den Ruf
von Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit genössen, wo immer sie mit den Trupps
ungezähmter Maulthiere erschienen, deren Verkauf ihren wichtigsten Handelszweig
ausmacht. Der Capitäo mör bewirthete uns sogleich mit frischen
Weintrauben, bei deren Genüsse wir uns die Frage aufwarfen, warum
diese Früchte hier zu Lande so wenig Zuckerstoff in sich erzeugen, während
doch die Ananas in der Provinz von S. Paul so ausgezeichnet süss und
wohlschmeckend werden. Vielleicht kommt diese Erscheinung davon her,
dass der Boden zu wenig kalkhaltig, sondern vielmehr thonig oder granitartig,
und dass der Weinstock überhaupt noch zu wenig acclimatisirt ist.
Früherhin nämlich verboten eigene Gesetze üen Weinbau hier zu Lande,
um einer Beeinträchtigung des Handels von Portugal vorzubeugen. Jetzt
ist er freigegeben, ohne jedoch noch viele Liebhaber gefunden zu haben.
Wm erwarteten in Sorocaba nur den kühlen Abend, um den Weg nach
der Eisenfabrik von S. Joäo de J^panema, welche noch zwei Legoas von
hier liegt, anzutreten. Ueber flachhügelige, mit kurzem Gras und einzeln
stehenden zwergartigen Bäumen bedeckte Campos, in deren Thalgründen
sich hie und da dichtes und niedriges Gehölz erhebt, gelangten wir mit
Sonnenuntergänge in das Oertchen. Es liegt, an eine amphitheatralische
Erhöhung gelehnt, an dem Ufer des Flusses Kpanqma, welcher sich hier
seeartig ausbreitet; schöne Campos-Ebenen bilden den Vordergrund, das
Eisengebirge von Araasojaoa (Guarasojava) mit dunkler, sich auf der
nordwestlichen Seite ins Thal herabziehender Waldung bedeckt, den Hintergrund
der Landschaft. Die reinlich geweissten, längs dem Hügel zerstreut
liegenden Häuser, an deren Fusse sich die stattlichen Fabrikgebäude erheben,
und der Ausdruck geräuschvoller Thätigkeit und Industrie, welche
hier herrscht, versetzen den Europäer gleichsam in eine betriebsame wildschöne
Gegend seines Vaterlandes.
W ir waren durch den liebenswürdigen Obersten T oledo zu'S. Paul
an den Rechnungsführer der Fabrik Snr. F rancisco X avier F erreira empfohlen
worden. Die Gastfreundschaft dieses wackeren Paulisten und die
natürliche Gutmüthigkeit, womit seine zahlreiche Familie uns Fremdlingen
entgegenkam, machte unsern Aufenthalt in JKpanema zu einer der schönsten
Perioden unserer Reise, deren Erinnerung wir nicht ohne Rührung in uns
erneuern. Unser Wirth räumte uns ein kleines Haus in der Nähe der
Fabrik ein, wo wir Platz genug hatten, unsere Sammlungen zu ordnen,
zu lüften und zu trocknen. Er selbst bewohnte einen auf der Anhöhe,
etwa zehn Minuten vom Orte entfernten Meierhof, liess aber den ganzen
Tag über mehrere gesattelte Pferde in unserer Nähe bereit halten, um unsere
Besuche zu erleichtern. Der Aufenthalt bei dieser gastfreien, natürlichen
Familie wäre gleich anfänglich sehr angenehm gewesen, hätte uns nicht
das Ausbleiben unserer Karavane, die am Abend nach uns eintreffen sollte,
beunruhigt. Es verstrichen drei Tage in banger Erwartung, und erst
nachdem wir einen Tropeiro mit frischen Thieren abgeschickt hatten, sahen
wir am fünften Tage die Lastthiere im kläglichsten Zustande ankommen.
Ein freier Schwarzer, welcher von Rio de Janeiro aus unserem Trupp als
Tropeiro beigegeben wurde, war aus dieser Gegend gebürtig und entfloh gewissenlos,
nachdem er sich wieder in seinem Vaterlande sah. Dieser Vorfall
flösste uns ein unbesiegbares Misstrauen gegen alle Leute seiner Farbe ein,
das auch bei vielen ähnlichen Verhältnissen unsere Handlungsweise günstig
leitete. Wir müssen daher Reisenden im Innern Brasiliens die sorgfältigste
Auswahl ihrer Diener empfehlen; je weniger sie hierin von Inländern ab-
hängen, desto angenehmer und sicherer werden sie reisen.
Die ganze Ortschaft von Vpanema verdankt ihre Entstehung den
mächtigen Niederlagen von magnetischem Eisenstein in dem Berge von
Araasojaoa, dessen Metallreichthum zwar schon seit längerer Zeit bekannt
ist, aber erst seit der Ankunft des Königs regelmässig und nach Grundsätzen
der Hüttenkunde benützt wird. Der unternehmende Minister Conde de
L inhares brachte im Jahre 1 8 1 0 eine Gesellschaft schwedischer Hüttenleute
hieher, welche damit begannen, dass sie am Ufer des JKpanema ein Werkhaus
von Holz errichteten, und das Erz in zwei kleinen Frischfeuern
32 *
*