Taback 54,2 81 Arroben. Ausser diesen rohen Erzeugnissen und Edelsteinen,
verschickt Minas Käse, Marmelade, braune Zuckerbrode (Rapadarci) und eine
ungeheure (Quantität ganz grober Baumwollenzeuge, die hier zur Bekleidung
der Sclaven und des armen Hirtenvolkes in den südlichen Provinzen verbraucht
werden. Die Bewohner der entfernteren Provinzen von Goyaz und
Mato-grosso^ welche in die Hauptstadt kommen, um sich mit den europäischen
Fabricaten zu versehen, und solche auf den Wegen über Villa Rica und Caetete
zurücknehmen, bringen fast nichts als Gold in Stangen oder Staub, edle
Steine, und darunter als Contrebande auch Diamanten hieher. Es ist nichts
Seltenes, Bewohner der Einöden {Sertoes) von Cujaba und Mato-grosso
hier ankommen zu sehen, welche eine Landreise von dreihundert Meilen
und mehr unternahmen, um Karavanen von Maulthieren, mit den Bedürfnissen
des Binnenlandes beladen, zurückzuführen. Der Brasilianer lässt
sich durch Gefahren und Mühseligkeiten einer Reise , die ihn oft acht bis
zehn Monate lang von seiner Familie trennet, nicht abhalten, von Zeit zu
Zeit seine Handelsgeschäfte persönlich zu betreiben; denn je einsamer sein
Geburtsland ist, um so früher hat er sich gewöhnt, grosse Entfernungen
gering zu achten. Wer fast wöchentlich eine Reise zu Pferde von fünf
bis sechs Meilen unternimmt, um in der Kirche der Messe beizuwohnen und
seine Nachbarn zu besuchen, der scheuet sich auch nicht, einen Weg vpn
mehreren hundert Meilen zurückzulegen, wenn es darauf ankommt, die
Ernte eines oder mehrerer Jahre gegen die geschätzten Erzeugnisse des
Auslandes zu vertauschen.
Die Exportation der im Lande selbst erzeugten Handelsgegenstände
nach den europäischen Häfen gründete vorzugsweise den Reichthum von
Rio de Janeiro. Zwar ist auch der Umsatz der aus Europa eingeführten
Artikel an die kleineren Häfen und in das Binnenland eine reiche Quelle,
aus welcher der Hauptstadt jährlich grosse Summen zufliessen ; er steht
jedoch , in keinem Verhältnisse zu der Masse von Colonialproducten, die
Rio über das Meer ausführt. Die drei wichtigsten Artikel der Agricultur
sind Zucker, Kaffe und Baumwolle. Der erstere wird besonders in denjenigen
Districten der Capitanie gebaut, welche im Süden und Osten von der
Gebirgskette [Serra do mar) und näher am Meere [Beiramar) liegen,
also in den Districten von Ilha grande, Cabo fr io und Goytacazes. Die
beiden jenseits der Gebirgskette liegenden Landstriche von Paraiba-Nova
und Canta-Gallo begünstigen die Cultur dieses Artikels nicht so sehr,
welcher gleichsam die Grenzen für den wärmsten und feuchtesten Theil des Landes
, wo er mit Ueppigkeit wuchert, bezeichnet. Die meisten Zuckerplantagen
und Fabriken [Engenhos) befinden sich in der Nähe der Hauptstadt selbst
und um Cabo fr io . Bekanntlich wurde die Cultur des Zuckerrohrs in
Rio de Janeiro durcnPden Gouverneur Mem de Sa', sogleich nach Vertreibung
der Franzosen im Jahre 1508, ausgebreitet. Die Exportation
von Zucker aus dem Hafen von Rio betrug im Jahre 1817 17,000 Kisten
oder etwa 680,000 Arroben. Der Kaffe wird in der Capitanie von Rio
erst seit wenig Jahren fleissig angebaut, und man macht die Bemerkung,
dass das hiesige Erzeugniss dem von Martinique und S. Domingo an
Güte gleich kommen werde, sobald man in der Einsammlung desselben die
nöthige Vorsicht anwendet. Der Kaffe von Rio war vorher in Europa nicht
beliebt, weil man gemeiniglich die unreifen Beeren abpflückte und sie, um
die Saamen von dem anhängenden Fleische zu reinigen, einer Fäulniss
aussetzte, welche den Wohlgeschmack zerstörte und der Bohne eine weisse
Farbe und mürbes Ansehen gab. Erst in den letzten Jahren hat die
Zucht des Kaffebaumes und die Einsammlung der Früchte in Rio de Janeiro
gewonnen, seitdem besonders Hr. Dr. L esesne , ein unterrichteter Pflanzer
von S. Domingo, durch die dortigen Unruhen vertrieben, in der Nähe
von Rio eine grosse Plantage angelegt und die Oekonomen auf die vor-
theilhafteste Art der Behandlung dieses Artikels aufmerksam gemacht hat.
Dieses Beispiel und die starke Nachfrage haben die Production desselben
um ein Beträchtliches erhöht, und gegenwärtig liefert Rio de Janeiro unter
allen Häfen Brasiliens am meisten und auch den gesuchtesten Kaffe. In den
letzten Jahren war die Ausfuhr desselben folgende; 1817 — 9,507,900
Pfunde, 1818 — 11,140,350, 1819 — 8,087,220 (wegen der Dürre),
1820 — 14,733,540. Die Baumwolle, welche von hier aus nach Europa
und vorzugsweise nach Liverpool und London versendet wird, ist nicht bloss
Erzeugniss der Umgegend; ein sehr grosser Antheil kommt auch aus Minas,
besonders aus dem Termo von Minas Novas auf Maulthieren hieher.
Gewöhnlich werden sechs bis acht Arroben in zwei Säcken von rohen