Ochsenhäuten einem jeden Thiere aufgeladen. Die in Rio gebaute Baumwollenstaude
{Gossypium barbadense L. , seltener auch G. herbaceum
£».") gedeiht daselbst sehr gut, doch soll -sie kein so dauerhaftes Material
liefern, als die in dem höheren und trockenen Districte von Rlinas novas.
Der Taback wird besonders auf den Inseln in der Bai von R io , in der von
Angra dos Reys und zwar auf dem niedrigsten Uferlande (Beiramar) ^ wie
z. B. in der Nähe von Paraty cultivirt; auch aus der Capitanie von Espirito
Santo wird er hieher gebracht. Die getrocknet®, zum Theil mit Salz
eingeriebenen Ochsenhäute, welche Rio de Janeiro in den Handel und
zwar besonders nach England und Frankreich giebt, sind grösstentheils aus
Rio grande do Sul, «S. Paul und Minas eingeführt. Eine Uebersicht
dieser wichtigsten Ausfuhrartikel während des Jahres 1817 folgt unten. (4 )
Ausser diesen Hauptproducten versendet Rio de Janeiro nach Europa
Talg, Otterfelle, die jedoch in sehr geringer Menge Vorkommen,
Pferdehaare und Pferdehäute, Ochsenhörner, Hörnerspitzen und Platten,
Rum, Syrup, Wallfischthran, Fischbein, Ipecacuanha, Reis, etwas Cacao
und Indigo, nach dem die Nachfrage immer mehr abnimmt, Gelbholz von sehr
guter Qualität und Blauholz. Das Pernambukholz wächst zwar in den Wäldern
der Provinz, die Regierung, der es als Regale gehört, hat jedoch seit
mehreren Jahren die Fällung desselben eingestellt, und es finden sich jetzt
keine Niederlagen desselben auf dem Platze. Man kann annehmen, dass
die Summe des Werthes dieser Gegenstände zusammengenommen sich
jährlich wenigstens auf 1,600,000,000 Reis oder 2,000,000 Piaster belaufe,
und dem Aerar 446,400,000 Reis oder 558,000 Piaster an Ausgangszöllen
entrichte. Die Norm, nach welcher die Erzeugnisse des Landes im Allgemeinen
verzollt werden, ist eine Abgabe von 2 p. C. des Currentwerthes, wozu
noch einige Nebengebühren, in demselben Verhältnisse wie wir sie unten von
Zucker, Kaffe u.s. w. angeben, kommen. Nach den kleinen Häfen Brasiliens
exportirt Rio die verschiedensten europäischen Producte; nach Pernambuco
und Ceara bisweilen ansehnliche Quantitäten von vegetabilischen Lebensmitteln,
wenn sie dort bei eintretender Dürre missrathen. Auch Sclaven
wurden in den letzten Jahren häufig von hier nach den nördlichen Provinzen
versendet. Die West- und Ostküste von Africa erhalten besonders
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englische und portugiesische Waaren durch den hiesigen Platz. Endlich
müssen auch Goldbarren und spanische Thaler als ein Ausfuhrartikel von
Rio de Janeiro betrachtet werden. Sowohl portugiesische als nordameri-
canische Ostindienfahrer pflegen sehr häufig statt aller Waaren nur grosse
Summen von Metall von hier nach Indien zu bringen. .Man will behaupten
(*), dass sich in manchen Jahren die Summe des auf diesem Wege ausgeführten
Metalls auf 500,000, ja auf 800,000 Pfund Sterlinge belaufe.
Die grosse Differenz zwischen dem Werthe der Einfuhr und Ausfuhr zu
Gunsten von Rio de Janeiro, welche letztere bedeutende Fonds in baarem
Geld aus Europa dahin in Bewegung setzt, charakterisirt in einem Zuge
das Handelsverhältniss zwischen Europa und dem, obgleich jungen, doch
schon so reichen Lande. Die Metallmassen, welche der habsüchtige Eifer
der verflossenen Jahrhunderte dem Schoose America’s entrissen hat, strömen
jetzt allmälig ihrem Vaterlande wieder zu, und bleiben entweder hier zurück
oder nehmen den Weg nach Ostindien. Die treffliche Lage des geräumigen
und sicheren Hafens an einem im Ganzen gefahrlosen, während aller Jahrszeiten
befahrbaren Meere, gleichsam am Eingänge der allgemeinen Strasse
des Welthandels; die Kürze der Zeit, in welcher von hier die Reisen nach
Europa, der Westküste von Africa, dem Cap, nach Mozambique, Indien
und Neuholland gemacht werden können; der Reichthum an inländischen
Producten und an Metall; der grosse Umschwung, welchen die Gegenwart
eines Hofes dem Lande überhaupt giebt, verleihen diesem Platze schon
jetzt eine so ausgedehnte Wirksamkeit, dass wenige Decennien hinreichen
werden , um ihn zu einem der reichsten Häfen der Welt zu erheben.
Diese Lebendigkeit des Commerzes in der brasilianischen Hauptstadt beweist,
dass die Menge der Handelsproducte schon gegenwärtig grösser ist, als sie
gemäss jenen Nachrichten seyn könnte, welche Brasilien als ein noch gänzlich
uncultivirtes Land ohne alle Spuren des wohlthätigen Einflusses europäischer
Gewerbsthätigkeit schildern. Freilich ist die Summe der Colonialproducte,
welche aus dem Hafen von Rio de Janeiro ausgeführt werden, nicht bloss
Erzeugniss der Provinz , sondern wird zum Theil auch aus dem tiefen Innern
(•) John Luccocks notes on Bio de Janeiro. Lond. 1820- 4. S. 5Q5*
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