will jedoch an dem Flüsschen Gitadararu/ue die Ruinen dieser Stadt
gefunden haben.
Südwestlich von Algesiras liegt Tarifa, der südlichste Punct von
Andalusien und von dem ganzen europäischen Continente. Der Weg dahin,
durch Wiesengründe und über dünnwaldige Sandstemhügel, bietet viele
Abwechslung dar. Das Städtchen ist grüsstentheils von alter Bauart , und
besitzt noch von den Mauren herrührende Festungswerke, welche jedoch
gegenwärtig viel weniger bedeutend sind, als zur Zeit, wo die Saracenen
den Ort zum Hauptpuncte ihrer Verbindung mit Africa gemacht hatten.
Auf diese Verbindung, welche Tarifa mit den Mauren hatte, scheint selbst
die Physiognomie der jetzigen Einwohner hinzudeuten. Mehr als bei den
übrigen Andalusiern soll ihr Colorit und ihre Gesichtsbildung der arabischen
ähnlich seyn. Man rühmt vorzüglich die Schönheit des weiblichen Geschlechts
von Tarifa, welches den Reiz seiner Gestalt durch das schwarzseidene
Gewand, und seiner feurigen Augen dadurch zu erhöhen weiss, dass es nur
eines derselben aus dem, das Angesicht umhüllenden, Schleier hervorblicken
lässt. Schon die Römer hatten die Wichtigkeit dieses Platzes erkannt,
und die Stadt, welche sie Julia Joza oder Traducta nannten, mit Colomsten
punischer Abkunft von Tingis ( Tanger-) her bevölkert. Gegenwärtig hat
der menschenleere und gewerbslose Ort nur durch seine Lage an der Strasse,
von welcher er, durch Sandhügel und Sandbänke getrennt, noch beinahe
eine Viertelstunde entfernt liegt, ein allgemeines Interesse.
Von den Thürmen der Stadt erblickt man die gegenüberliegende Küste
von Africa. Alcazar el Ceguer, ein unter den M&uren nicht unwichtiger,
jetzt aber verödeter Seehafen, ist nur drei Meilen von Tarifa entfernt;
nur gegen Osten und Westen erweitert sich die Strasse. Die südliche Säule
des Hercules, Mons Abyla (Ky-negetica in einigen Stellen der Alten) oder
der Affenberg, an dessen Fuss Ceuta liegt, erhebt sich fast Gibraltar gerade
gegenüber; gegen Westen erscheint die Gebirgskette, welche sich hinter
Tanger hinzieht, und in da3 Vorgebirg von Espartel ausläuft. Hier in der
Meerenge bemerkt man deutlich die Strömung, die beständig Wasser des
Oceans in das Becken des Mittelmeeres führt, und Veranlassung zu Hau-ey’s
bekannter Theorie von der stärkeren Verdünstung- der Gewässer in demselben
gab. Diese Strömung rinnt vier bis fünf Seemeilen in der Stunde, und ist
so beträchtlich, dass besonders grössere Schiffe nur mit frischem östlichen
Winde aus der Strasse nach Westen segeln können, weshalb sie oft lange
Zeit im Hafen von Gibraltar liegen bleiben, während Schiffe aus dem
atlantischen Meere selbst bei widrigem Winde hereinkommen. Innerhalb
des Mittelmeeres verspürt man die Strömung bis an die Küste von Malaga,
zwanzig Seemeilen, oder nach Andern bis Cabo de Gata, siebenzig Seemeilen
von Gibraltar. Nach R ennel’s Bemerkung (*) ist die ganze Oberfläche
des Oceans, vom fünf und vierzigsten bis zum dreissigsten Parallelkreise,
auf hundert und dreissig Meilen westlich von den Ufern Europa’s und Africa’s
in Bewegung gegen die Säulen des Hercules hin, und treibt zwischen Cabo
de S. J^icente und Cabo Cantin gleichsam in einen Trichter, dessen
Mündung die Strasse von Gibraltar ist. Dieser Zug der Gewässer hän°t
mit demjenigen zusammen , welcher längs der Westküste von Spanien und
Portugal südlich geht, bis über Madeira hinaus verspürt wird, und die nach
Madeira oder den canarischen Inseln segelnden Schiffe von ihrer Richtung, und
zwar gegen S. O. ablenkt. Ausser der Strömung in der Strasse vom Ocean
her nach Osten bemerkt man eine in der Tiefe stattfindende Gegenbewegung
des Mittelmeeres von Osten nach Westen. Die Annahme dieser unteren
Strömung ist durch die bekannte Wiedererscheinung eines in der Meerenge
gesunkenen Schiffes im Westen derselben, und durch andere ähnliche
neuere Thatsachen noch mehr begründet worden. (**) Als Hauptgrund
(*) Edinburgh philosophical Journal, 1821. Vol. 4. S. 241.
(**) D rinkwater history of the late Siege of Gibraltar. — W a iz in Schwed. Abhandl.
1757. — M arcet in Phil. Trans. 18 19. — P atton in Edinb. Phil. Journ. a. a. O. S. 243.
Sie wird auch durch die Existenz zweier, sich entgegengesetzter Strömungen in andern Meer-
engen, wie in den Dardanellen, in dem Sund u. s. w. bestätigt. Ganz neuerlich h a t v . H off
(Geschichte der natürlichen Veränderungen der Erdoberfläche. Gotha 1822. 8.) Zweifel, zwar
nicht gegen das Vorhandenseyn einer submarinischen Gegenströmung, aber dagegen erregt, dass
durch dieselbe Wasser aus dem Becken des Mittelmeeres nach dem Oceail geführt werde, indem
er annimmt, dass jene Bewegung nach Westen erst mitten in der Strasse beginne, und also
n u r von den unteren Wasserschichten des Weltmeeres herrühre, welchen ein willkührlich angenommener
Damm in der Tiefe der Strasse den E intritt in das seichtere Mittelmeer nicht gestatte,
so dass sie daselbst anprellen u nd nach Westen zurückkehren müssen. . ,
Theil I. 1