theil vorzugsweise der quarzige Glimmerschiefer ist, enthalten auf ihren beiderseitigen
Abflachungen die reichsten Niederlagen von jenem Metall. Sie bilden
den Hauptstock aller brasilianischen Gebirge des Innern und aus ihrem Schoosse
fliessen drei mächtige Ströme, der Tocantins, der Rio de S. Francisco und
der Parana, in drei ganz verschiedenen Richtungen dem Meere zu. Das Gebiet
des letzteren, welches sich vom 17° bis 28° S. B. und vom Meridiane von
S. Joäo d’El Rey (47°, 55' w. v. Paris) bis zu dem von Buenos-Ayres (6o°, 51',
15" w.v.P.) erstreckt, und einen grossen Theil der Capitanien Minas Geraes,
S. Paulo und Parana begreift, hat in dieser ganzen so beträchtlichen Ausdehnung
beinahe einen und denselben physikalischen Charakter. Nur der nordöstlichste
Theil des Landstriches, aus welchem der Fluss entspringt, und die
östliche Grenze sind von jenen Bergen durchzogen, in denen wir bis jetzt
gereist, und deren Natur und Bildung zu beschreiben wir versucht haben.
Weiter gegen Westen ist das Land entweder eben, oder nur in sanft ansteigende
Hügel undisolirte Bergrücken erhoben, durchweiche grossenTheils
jener quarzige Glimmerschiefer (Gelenkquarz) in steter Begleitung des
Eisens, der Platine und des Goldes ausgebreitet ist. Auf der Ostseite des
Stromes kommen mehrere bedeutende Confluenten, der Tiete, der Parana-
panema und der Iguagu oder Curitiba, alle mit starkem Fall und oft von
Katarakten unterbrochen, herab; auf der Westseite ist der Rio Pardo, welcher
aus den Gebirgen von Camapuäo entspringt, der einzige ansehnliche
Nebenfluss. Die Niederungen und namentlich die Ufer jener Flüsse, sind
mit dichter, jedoch nicht sehr hoher Urwaldung bedeckt, der übrige und bei
weitem grösste Theil der Oberfläche aber mit Gebüschen und graugrünen,
haarigen Grasarten bewachsen, und stellt jene unübersehbaren Fluren, die
Weideplätze zahlreicher Rindviehherden dar, denen die Einwohner wegen
ihrer Einförmigkeit und Ausdehnung den Namen der Campos geraes gegeben
haben. Unter den Gebüschen, welche hie und da grosse Strecken dieser Fluren
einnehmen, sind der Matte - oder Gongonha-Strauch (Cassine Gongonha
Mart.), die Zwergacajü ( Anacardium humile Mart.) und unzählige
Arten von Malpighien, von Myrten und Guabiroben (Psidium) die herrschenden
und charakteristischen Formen. Die Gebirgsart ist den Nachrichten
gemäss, welche wir erhalten konnten, im grössten Theile dieses
Landes derjenigen ähnlich, welche wir selbst auf unserem Zuge bemerkten
, nämlich primitiv und zwar Glimmerschiefer oder Granit. Kalk soll
sehr selten Vorkommen, weshalb sich die Einwohner der Provinz von Parana
eines Thones ( Tabatingdy, welcher hie und da Lager an den Flüssen
bildet und im Feuer weiss gebrannt wird, bei Aufführung von Mauer-
Wänden bedienen. Auch in seinem klimatischen Charakter zeigt das ge-
sammte Flussgebiet grosse Uebereinstimmung, indem die Erhebung über
das Meer im nördlichsten und gebirgigsten Antheile desselben die grössere
Entfernung des südlichen vom Aequator ersetzt. Weder die Hitze noch
die Kälte werden in diesem gesunden Landstriche excessiv, doch stellt
sich auf den Bergen während der kalten Monate (Mai bis October) nicht
selten Reif ein. Die mittlere Wärme des Jahres scheint eher unter, als
über 15° oder 16° des Reaumur’schen Thermometers zu betragen. Der Unterschied
zwischen der Temperatur der Gewässer und der Luft, so wie der bei
Tag und bei Nacht ist verhältnissmässig grösser, als in. geringeren Breiten.
Die Gewitter kommen grösstentheils von N. und N.W., der herrschende
Wind während der kalten Jahreszeit aus S. W. und W. Die Cultur des
Zuckerrohrs gelingt in den Niederungen an den Flüssen, doch ist sie nicht
sehr ausgebreitet; der Kaffebau ist noch wenig versucht worden; dagegen
geben das türkische Korn und mehrere Bohnenarten, so wie in den südlicheren
Theilen des Landes Weizen, Korn und Flachs reiche Erndten.
Fruchte von caucasischer Abkunft, wie besonders Aepfel und Pfirsiche,
gedeihen sehr wohl, so wie alle europäische Gemüsarten.
Der Reisende, welcher von S. Paul nach Villa Rica g eh t, wird bei
genauer Beobachtung leicht wahrnehmen, dass die allgemeine Physiognomie
des Landes sich nach und nach umändert, wenn er die Wasserscheide
überschritten h a t, die gegen Süden dem Rio Grande, gegen Norden dem
Rio de S. Francisco die Gewässer zuweist. Indem der Rio Grande unter dem
donnernden Geräusche seines Falles hier gleichsam von den vaterländischen
Bergen Abschied nimmt, um sich in die niedrigen Gegenden nach Westen zu
wenden, bereitet e r zugleich den Wanderer auf grossartigere Naturanschauungen
v o r, die seiner warten, wenn er weiter gegen Norden fortgeht. Die
Berge nehmen an Höhe und Steilheit zu , die Thäler werden tiefer, massige
Felsen an den Gipfeln oder im Thale unterbrechen häufiger die anmuthig