Flusse Paraiba liegt. Nachdem wir Erfrischungen erhalten, und alle uns.
wissenswerthen Erkundigungen sowohl durch den Wirth als durch einige von
dem Registo des Paraiba patroullirenden, mit Flinte und Sabel versehenen
Mulatten eingezogen hatten, machten wir Anstalten zur Rückreise und kamen
über Sumidouro wieder auf dem Landgute des Hrn. v. L angsdorff an.
Während unseres Aufenthaltes in der Mandiocca wurde unser freundlicher
Wirth von Nachbarn besucht, welche mit Verwunderung und nicht
ohne Eifersucht auf das schnelle Voranschreiten seiner Einrichtungen sahen.
Da der erste Versuch, mit einem europäischen Pfluge die abgebrannten und gereinigten
Schläge umzureissen, aus Ungeschicklichkeit der Neger und aus Mangel
dazu abgerichteter Ochsen missglückte, so gab ihnen dieses hinreichenden
Stoff, die- Unanwendbarkeit europäischer Landwirtschaft auf den brasilianischen
Boden zu beweisen. Viele hatten noch keinen Pflug gesehen ; Einige
wollten die Bemerkung, dass der Boden durch das Auflockern und die chemische
Einwirkung der Atmosphäre an Fruchtbarkeit gewönne, nicht gelten
lassen, weil die jungfräulichen Wälder, deren Oberfläche seit Jahrtausenden
immer dieselbe sey, die fruchtbarsten Ländereien darböten; Andere bezweifelten,
ob die Stiere, welche Herr v. L angsdorff aus Minas hatte kommen
lassen, die Fähigkeit oder Ausdauer besässen, auch nur einige Tage lang die
schwere Arbeit des Ackerns zu ertragen; Andere bedauerten den Zeitaufwand
der dabei nötigen Neger. Allerdings scheint sich die Anwendung des Pfluges
in diesen und den nördlicheren Gegenden, welche keine Cerealien bauen und
bis jetzt noch nicht ihre ursprüngliche Fruchtbarkeit verloren haben, weniger
zu empfehlen als in den Capitanien von S. Paulo und Rio grande do Sul. Da
die hier gewöhnlichen Feldfrüchte nicht gesäet sondern gesteckt werden, und
also keine so gleichförmig zubereitete Oberfläche des Bodens n ö tig machen,
arbeitet der Neger mit der Hacke zweckmässiger und leichter, als es mit
dem Pfluge möglich wäre, dessen Anwendung ohnehin durch die häufigen
Wurzeln und die nicht verbrannten, in den Pflanzungen zurückgebliebenen
Stämme erschwert wird. Obgleich unser gastfreundlicher Oekonom vorerst
nur einige zwanzig Neger besass, so hatte er doch schon durch den Anbau
des Mais und der Mandiocca nicht nur den Bedarf seines Hauses gesichert,
sondern verschickte auch von seinem Erzeugnisse zum Verkauf in die Stadt
Seine grösste Hoffnung war jedoch auf die Kafleplantage gesetzt, die er so
eben angelegt hatte. Als Beweis der vielseitigen Fruchtbarkeit seines Gutes
bewirthete er uns einige Male mit Rartoffeln, welche trefflich gerathen waren.
In derThat kann der Landbauer in diesen Gegenden sich nicht über Mangel
an Fruchtbarkeit und Empfänglichkeit des Bodens beklagen, sobald er nur
solche Orte, die gehörig bewässert werden können, für die Pflanzungen auswählt
, und das für jeden Zweig des Landbaues zweckmässige Erdreich, wie
die zur Bestellung desselben schickliche Zeit hinreichend kennt. Die Man-
dioccawurzel kommt, mit Ausnahme der feuchten Niederungenj überall in
der Provinz sehr leicht fort, und ihr Anbau verlangt keine grosse Sorgfalt.
Die Stecklinge (Mambas) werden am besten bei gemässigter, weder
zu nasser noch zu heisser Witterung unter die Erde gebracht und
pflegen schon nach vierzehn Tagen auszuschlagen: nach achtzehn bis zwei
und zwanzig Monaten, während welcher der Landmann vorzüglich durch
Ausbrechen der Augen die Vegetation nach oben zu beschränken sucht,
haben die Wurzeln ihre grösste Stärke erreicht. Jede Anpflanzung pflegt
höchstens drei Erndten zu geben und wird sodann wieder verlassen. Der Mais,
welcher hier gewöhnlich zweihundertfaltige Früchte bringt, wird mit Anfang
der Regenzeit gesteckt und am Ende des vierten oder fünften Monats geernd-
tet; noch schneller reifen manche Bohnenarten. Gartenkräuter, Bataten und
Melonen hat man das ganze Jahr hindurch, vorzüglich jedoch während der
nassen Jahreszeit. DiePisang, Gujaben, Pomeranzen u.s.w. blühen in der Regenzeit
vom October bis zum März und geben in der trockenen Jahreszeit Früchte.
Wie in allen Klimaten fehlt es «über auch hier nicht an ungünstigen Einflüssen
, die den Pflanzungen schädlich werden. Oft sieht man den schönsten
Orangenhain als Beute der braunen Ameisen, welche die Rinde zernagen,
oder der Gryllotalpen, welche die Wurzeln abfressen, dahinwelken. Die
jungen Mandiocca- und Zuckerplantagen werden bisweilen von ähnlichen
Feinden in unglaublicher Anzahl überzogen, entblättert und zerstört, oder von
den in der Erde wohnenden Wespen der Wurzeln beraubt. Ist aber auch
die Erndte glücklich gereift, so muss der Besitzer sie mit vielen fremden
Gästen theilen. Heerden von Affen, Papageien und anderen Vögeln fallen
über die Pflanzungen her; die Paca, Aguti und die übrigen Arten von wilden
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