aufwärts fuhren. Das krystallhelle Wasser des Rio Sangue-xuga, einer der
Hauptquellen des Rio Pardo, schien ihnen eine glückliche Ausbeute an Gold
zu verheissen. Sie durchstreiften die Gegend, schlemmten das Erdreich
auf jenes gesuchte Metall und gelangten über die Wasserscheide der Serra
de Camapuäo an die Quellen des Embotatay, den sie hinabfuhren, bis
sie sich endlich in den breiten Gewässern des Paraguay befanden. Zwar
stiessen sie anfänglich in diesen sumpfigen und ungesunden Gegenden auf
kein Gold, aber der Ruf von dem Reichthume der Nachbarschaft, besonders
gegen Westen, die übertriebenen Sagen von Schätzen, welche die Expeditionen
der Spanier, unter anderen des Cabeza de Vaca, und die des
unternehmenden Portugiesen A leyxo Garcia in diesen Ländern angetroffen
hätten, endlich die gewohnte Lust, die minder mächtigen, zerstreut hier
wohnenden Indierstämme zu überfallen und die Gefangenen als Sclaven
hinwegzufuhren, waren hinreichende Beweggründe, dass mehrere Paulisten
diese langwierige und gefährliche Reise unternahmen. A ntonio P ires de
Campos hatte im Jahre 1718 denselben Weg eingeschlagen, und entdeckte,
als er sich Gefangene von dem Indierstamme der Cuchipös verschaffen
wollte, die Goldminen von Cujabä. In wenigen Jahren strömte eine so
grosse Anzahl von Goldwäschern in dieses neue Eldorado, dass plötzlich
mehrere Ortschaften sich bildeten und ein lebhafter Verkehr zwischen den
goldreichen Colonie und dem Mutterlande begann. Der Weg auf dem
Tiete u. s. w. war anfänglich der einzige bekannte; auf ihm wurde alles
Nöthige ins Innere abgeführt. Es war sehr natürlich, dass bei der unermesslichen
Ausbeute, welche die Minen in jener Periode lieferten (in
Cujabä sollen im ersten Monate seiner Entdeckung vierhundert Arroben
Goldes gefunden worden seyn5'5) , von den Abentheuerern an keine Arbeit
gedacht wurde, die nicht unmittelbar ihren Goldhunger befriedigen konnte.
Man vernachlässigte sogar den Anbau des nöthigen Mais und der Mandiocca,
und die Colonie blieb deshalb lange Zeit der Einfuhren wegen in grösster
Abhängigkeit von S. Paul; ja nicht selten trat Mangel an Lebensmitteln ein
die man sich, so wie jedes andere Bedürfniss nur zu ungeheuren Preisen
(*) Corografia brasilica. I. p. 250.
verschaffen konnte. (*) Die Colonie befand sich auch ringsum von feindlichen
Indierstämmen umgeben. Die Payagoäs an den Ufern des Parag
u a y und der Pantanaes oder des Morastes der X a ra y e s , welcher
jährlich in der Regenzeit von jenem Flusse überfluthet wird, wohnhaft,
waren eine zahlreiche, Schiffahrt treibende Nation und den Transporten der
Colonie äusserst gefährlich, vorzüglich, wenn sie jene Pantanaes übersetzten.
Die Guaycurüs, ein eben so zahlreicher und berittener Volksstamm,
der auf den grasigen Ebenen zwischen den Flüssen Embotatay'
und de S. Lourenzo wohnte, griffen die Cölonisten in ihren Ansiedlungen
und Minen an und stellten, nachdem sie sich ebenfalls einige Boote verschafft
hatten, den Fahrzeugen der Paulisten nach, wo sie deren ansichtig
wurden. Man verliess daher auf dieser Schiffahrt den Rio Embotatay
(Imbdtetei), der vorzüglich von den Payagoäs beunruhigt wurde, und
folgte dem nördlicher in den Paraguay fallenden Tacoary, welcher
Weg später allgemein befahren wurde. Aus derselben Ursache liefen vom
J. 1723 an mit jedem Hochwässer nach der Regenzeit (im Monate Februar
oder März) die Kähne der Paulisten gemeinschaftlich aus dem Hafen Porto
Feliz, um die wichtigsten Bedürfnisse, Nahrungsmittel, Munition und Geräthe
zur Betreibung der Minen nach Cujabä zu bringen. Solche Flotillen bestanden
oft aus mehr als hundert Canoen und führten militärische Escorte bei sich.
Selbst diese ansehnlichen Expeditionen wurden in den ersten Jahren von
den kriegerischen Indianern angegriffen, und nur mit der zunehmenden
Bevölkerung des goldreichen Landes vermochte man sie allmälig im Zaume
zu halten. Die Entdeckung und Bearbeitung der reichen Goldminen von
Villa Bella (1735) vermehrte den Zufluss der Colonisten. Im Jahre
173Ö wurde der Landweg von Goyaz aus, dessen Minen zwölf Jahre
(*) Im Jahre 1731 brannte man in Cujabä den ersten Branntwein aus dort gepflanztem
Zuckerrohr; ein Frasco (einige Maasse) kostete anfänglich 10 Octaven Goldes. Der ALjueire
Mais kostete 6, der von Bohnen 10, ein Pfund Salzfleisch oder Speck 2 , ein Teller Salz 4,
ein Huhn, ein Pfund Zucker oder ein Hemd 6 Octaven Goldes. Der Taglohn für einen Goldwäscher
war in einigen Gegenden, wie z. B. in dem Orte Chapada de Francisco Xavier im Jahre
173Ö noch 2 Octaven. Die Erzeugung einer unzähligen Menge von Ratzen machte in den ersten
Jahren der Colonie eine Katze zu einem der wichtigsten Hausthiere, und man verkaufte das erste
Paar derselben um ein Pfund Gold. Corogr. bras. I.. p. 255.