Lager von Hornblendegestein Vorkommen. Ausser einigen elenden, von
Mameluken und anderen farbigen Leuten bewohnten Hutten findet man keine
Spur von Menschen in dieser einsamen Gegend. I Die Araucarien, welche an
den Abhängen des Gebirges wachsen, harmoniren mit dem düsteren Charakter
der Landschaft. Ihre hohen geraden Stämme geben erst in beträchtlicher Höhe
regelmässig gestellte Aeste ab, und die dicht mit platten Nadeln besetzten
Zweige verbinden sich zu einer breiten dunkelgrünen pyramidalen Krone.
Immer sehr einzeln stehend und sich nur mittelst der Kronen berührend
stellen diese majestätischen Bäume weitauslaufende Colonnaden mit plattem
Obdache dar, welche von Heerden grüner Papageien (Psittacus aestmus)
bewohnt werden. Die Araucaria ist der einzige Baum aus der natürlichen
Familie der Zapfenbäume, welchem wir auf der ganzen Reise begegneten;
letztere scheinen überhaupt in der südlichen Halbkugel seltener zu seyn,
als in der nördlichen.
Nach zwei kurzen Tagreisen von Atibaya erreichten w ir die Grenze
der Capitanie von S.Paul, auf welcher am Fusse des Gebirges ein Zollhaus
(Registo) errichtet ist, wo die Pässe der Reisenden visirt, die königlichen
Eingangszölle von Waaren und Sclaven erhoben, und gegen den Unter-
schleif mit Goldstaub und Diamanten Wachen gehalten werden. Der Eingangszoll
für einen rohen Neger war neuerlich erhöht worden, so dass
der Eigenthümer desselben etwa zehntausend Réis (zehn Thaler) entrichten
muss. Ein ähnlicher Tribut wird an der Grenze jeder Capitanie bezahlt,
ein Beweis , dass das ausgedehnte Reich noch nicht zu einem zweckmässigen
Ganzen organisirt ist. Man begegnete uns hier sehr artig und
erbot sich, die Empfehlung der Portaria berücksichtigend, zu jedem Dienste.
Wie überall in Brasilien pflegt man auch hier die Pässe der Reisenden
nicht zu visiren, wenn sie, wie die unsrigen einen Specialbefehl des
Königs enthalten, eine dem Reisenden vortheilhafte Gewohnheit, weil sie
ihm die Wahl und die beliebige Abänderung der Reiseroute gestattet.
Die Grenze wird auf dieser ganzen Seite von hohen, grösstentheils mit
dichter Waldung bewachsenen Gebirgen gebildet, durch welche nur wenige,
einen grossen Theil des Jahres hindurch unwegsame Seitenstrassen nach
Minas fuhren. Dem Granit, welcher aus röthlichem Quarz, Feldspath
und kleinblättrigem schwarzen Glimmer besteht, sind hie und da Lager
von Sienit untergeordnet. Nachdem wir den JMorro grande auf einem
gefährlichen Wege passirt hatten, kamen wir in einem Flurgrunde am
Fusse der Fortsetzung des Lopo- Gebirges, welches sich hier in vier Hügeln
malerisch erhebt, auf die erste Ortschaft von Minas Geraes, das Arrayal
de Camanducaya. Die wenigen Bewohner eilten uns sogleich entgegen,
begnügten sich aber, uns anzugaffen und durch unnütze Fragen die Zeit
zu rauben. In dem grossen Rancho, welchen wir hier zuerst, nach der
Landessitte von Minas, antrafen, glaubten wir von den Strapazen der Reise
ausruhen zu können, fanden uns aber sehr getäuscht, indem wir, eben
im Begriffe uns der nächtlichen Ruhe zu überlassen, von einer so ungeheuren
Anzahl von Flöhen überfallen wurden, dass sie in Europa als
eine Naturmerkwürdigkeit angesehen worden wären.
Nördlich von Camanducaya gelangten wir über Rosetta und Cam-
piuh von neuem zwischen abgerissene Gebirgsreihen, die mit Campos bedeckt
von Süden nach Norden laufen und in der Richtung nach Westen
tiefe Nebenthäler bilden. Das Gestein ist gewöhnlich röthlicher Granit.
An eipe genauere Untersuchung der Gegend durften wir nicht denken,
denn seitdem wir Jundiahy verlassen hatten, verfolgten uns alle Uebel
der Regenzeit unaufhörlich. Wir reisten beinahe immer in dichte Nebel
gehüllt; die Temperatur war dabei niedrig; mehrere Tage hindurch
stand der Wärmemesser am Morgen und am Abend auf 14° R. und
erhob sich Mittags kaum einige Grade höher. Die häufigen Waldbäche
waren weit aus ihren Ufern getreten, die Strasse von ihnen ausgewühlt?
die Brücken weggerissen, die Niederungen nicht selten in schnell entstandene
Seen verwandelt. Wer niemals ausser Europa ähnliche Kämpfe
mit Wetter und Wegen und dabei die Sorge für den Transport wichtiger
Gegenstände zu bestehen hatte, kann sich schwerlich einen Begriff
von den Strapazen einer solchen Reise machen. Vom Morgen bis zum
Abend Strömen von Regen ausgesetzt, mussten wir die Leitung des Truppes,
der in den grundlosen Wegen kaum fortkommen konnte, zu unserem
einzigen Geschäfte machen; die ausgetretenen Waldströme, welche sich
unserem Marsch entgegensetzten, mussten durchwadet oder durchschwom