Ländern von- geringerem Erfolge ist. So tragen z. B. in mehreren Gegenden
Italiens die Weinlauben [Pergole') minder reichlich, als die guirlanden-
förmigen Stöcke. Man baut den Weinstock vom Ufer des Meeres an bis
zu zwei Fünftheilen der Höhe der Insel. Der jährliche Ertrag wird auf fünf
und zwanzig bis dreissigtausend Pipen angenommen. Als den besten Wein
nennt man den Malvasier, dessen Traube aus Griechenland stammt.
Wäre uns mehr, als ein eintägiger Aufenthalt auf der Insel verstattet gewesen,
so könnten wir vielleicht noch mehrere interessante Beiträge zur Kunde
der ursprünglichen Vegetation derselben jenen vortrefflichen Bemerkungen
beifugen, welche v. B uch (*) über die Flora der canarischen Inseln bekannt
gemacht hat, und die allen künftigen Untersuchungen über die Vegetation von
Inseln überhaupt zur Richtschnur dienen können. Der gegenwärtige Zustand
von Madeira erlaubt übrigens keine ganz strengen Folgerungen über die Art
ihrer ursprünglichen Vegetation. Als der Entdecker Z arco von Porto
Santo aus die Insel zuerst erblickte, war sie vom Meere an bis zur höchsten
Spitze mit einer düsteren, fast undurchdringlichen Waldung bedeckt, welche
erst nach einem siebenjährigen Brand vertilgt ward. (**) Viele der eigentümlichen
Formen der Insel mögen bei jener Gelegenheit zerstört worden
seyn. Drachenbäume (Dracaena Draco) von derselben Art, wie-jener
uralte Baum von Orotava auf Teneriffa, sieht man hier selten und nur
zerstreut in den Gärten. Die Cultur hat später das ihrige gethan, sowohl die
einheimischen Formen zu verdrängen als fremde herbeizuführen. Uebrigens
ist auch jetzt noch die grösste Verwandtschaft mit den Pflanzen der canarischen
Inseln bemerkbar, und man kann die verschiedenen Zonen der
Vegetation füglich auf ähnliche Weise charakterisiren, wie es von B uch in
Beziehung auf jene gethan hat. Jedoch unterscheiden wir nicht fünf verschiedene
(*) In den Abhandlungen der Berliner Akademie. 18 16 und 1817. p. 337.
(**) L emos Faria e Castro Historia. VoL 6. p. 183. Die alten Geschichtschreiber stimmen
alle darin überein, dass die ersten Donataiien, Abkömmlinge Z arco’s , den Namen 1er Camaras
von einer Höhle angenommen haben, in welcher jener viele Meerwölfe (Lohos marinhos) getroffen
und die er deshalb Camara dos lobos genannt habe. W en n es wirklich Seelöwen waren, welche
damals an der Küste von Madeira wohnten, so ist es auffallend, dass jetzt hier gar keine
Spur dieser Thiere mehr aufzufinden ist.
Zonen über einander, sondern nur vier, deren beide untersten besonders
durch die Eigentümlichkeit der Cultur, die oberen durch den natürlichen
Zustand der Vegetation bestimmt werden. (2)
-Reich an Naturschätzen aller Art, aber von der grossen Anstrengung
ermattet, kamen wir am späten Abend, auf einer zwischen den Weinfeldern
gebahnten Strasse, zur Stadt zurück. Obgleich die durch das schwarze
Gestein des Basalts vermehrte Hitze uns während dieser Excursion sehr
lästig geworden war, so zeigte doch der Thermometer Nachts um zehn
Uhr nur 15,5° R. in der Luft, und 16,0° im Wasser; der Hygrometer
stand auf 42°, und der Aräometer innerhalb der Rhede auf 2.75°, später
im offenen Meere auf 3°. Da die Fregatte schon eine bedeutende Menge
von dem köstlichen Weine der Insel eingenommen hatte, und zur Abreise
fertig war, mussten wir sogleich wieder an Bord zurück.
Am 8. Junius Morgens vier Uhr lichtete man die Anker, und ging in
die See. Wir waren hiebei glücklicher als das Schiff, welches einige Zeit
später Ihre k. k. Hoheit die Frau Kronprinzessin hieher brachte, und durch
einen plötzlich eintretenden S.-Wind zu nahe an das Ufer getrieben, eilig
die beiden Ankertaue kappen musste, um die hohe See gewinnen zu können.
Das Meer ist rings um die Insel so tief, dass man nur ganz nahe am Ufer,
in einer Tiefe von fünf und dreissig bis fünfzig Faden, Grund für die Anker
findet, welche sich in den Basaltklippen leicht festhängen. Deshalb wird
es hier oft nöthig, mit Verlust der Anker in See zu gehen, besonders in
den Monaten November bis Februar, wo Stürme aus S.W. oder S. O. die
Schiffe gegen die Küste zu werfen drohen. Wir gingen aus der Rhede
von Funchal unter einem schwachen N.-Wind, der aber bald in O. und
in N. O. umsetzte und den ganzen Tag hindurch günstig wehte. Mittags
hatten wir den Mittelpunct der Insel in N. O. g. N .; unsere Länge betrug,
nach dem Calcul der Officiere, 190, 27'w. v. Paris, unsere Breite 31°, 47', 17'.
Da der Wind während der Nacht zunahm, befanden wir uns am nächsten
Morgen schon auf der Höhe der canarischen Inseln. Palma erschien uns mit
dichten Regenwolken bedeckt. Sie wird fast immer in Nebel gehüllt wahrgenommen
, welches eine Folge der hier gewöhnlichen westlichen Wmde und