Phosphorescenz aber bemerkt man noch eine andere, welche bisher nicht
genugsam nach ihren physischen Merkmalen unterschieden worden zu seyn
scheint. In einiger Entfernung von dem Schiffe nämlich sieht man überall
da, wo zwei Wellen zusammenstossenj oderübereinander stürzen, einen
flachen bläulichen Lichtsaum, gleich dem Abglanze des Wetterleuchtens im
Wasser, dahinschweben. Dieses Licht unterscheidet sich von dem der
Kugelthiere dadurch, dass es nicht aus einzelnen Funken oder sprudelnden
Lichtmassen von hellgelber Farbe besteht, sondern vielmehr gleichmässig
ausgebreitet ist, und jenem matten Lichte, das beim Verbrennen des Weingeistes
entsteht, gleicht. Ueber die Natur dieses leuchtenden Hauches
getrauen wir uns vorerst nicht bestimmt zu entscheiden. Man könnte ihn
entweder als einen zusammenrinnenden Widerschein jener von den Kugel-
thieren erzeugten Lichtfunken, oder auch als einen Ausgleichungsprocess der
elektrischen Spannung zwischen den einzelnen Wellen oder dem Meere und
der Atmosphäre ansehen, da er nur an der Oberfläche der zusammenstossenden
und sich brechenden Weilen erscheint. Beinahe möchten wir uns zu der letzteren
Ansicht verstehen, besonders, wenn wir an den, die elektrische Spannung
vermehrenden, Salzgehalt der Schichten des Meerwassers und an die
faulichten Stoffe desselben denken, wodurch solches gleichsam organischer
gemacht und animalisirt wird. Bei allen Arten der Phosphorescenz ist sehr wahrscheinlich
Oxydation und Desoxydation als etwas Wesentliches mit im Spiele;
Sollte ein Faulungsprocess im Meere angenommen werden müssen, so ist
auch dieser ein organischer Act, in welchem das Faulende, eben so wie
Organisches, in Verhältniss zur Atmosphäre tritt. Abgesehen aber auch
von allem Fremdartigen, hat das Meer immer ein gleiches Verhältniss zur
Atmosphäre, indem sein Wasser und das in ihm aufgelöste Salz sich bei
der Bewegung mehr oxydiren. Man mag daher dieses Phänomen chemisch,
physisch oder organisch erklären, 'so erscheint diese Art des Leuchtens
immer als Wirkung der Elektricität- und des im Meere vorgehenden
Processes der Oxydation, eine Wirkung, die durch den eigenthümlichen
Wellenschlag des Elementes vermehrt und sichtbar gemacht wird. Anderen
Reisenden mag es überlassen bleiben, die von uns angegebenen Erscheinungen
jener verschiedenen Arten von Phosphorescenz und ihre Ursachen
näher zu prüfen und zu berichtigen.
Schnell hatte der frische Wind unser Schiff vor dem gefährlichen
Golf von L y o n vorbei getrieben, so dass wir uns am 4* Mai in der Nähe
der Insel Minor ca befanden; an dem folgenden Tage passirten wir Majorca
und Iviga, und am 6. standen wir um Mittag vor dem Capo Palos,
welches in W. g. N ., etwa acht Seemeilen entfernt lag. Die Luft war
nebelig und erlaubte uns keine genaue Ansicht des Landes. Mehrere Riesenschildkröten
schwammen schlafend an uns vorüber, eben so mehrere der oben
erwähnten grossen Züge von Zoophyten, welche gelbliche Streifen auf dem
Meere bildeten. Am nächsten Tage erhob sich südöstlich von uns die Insel
Alboran wie ein ebenes Felsengebäude aus dem Meere. Sie ist ein unfruchtbarer,
unwirklicher, nur von Seevögeln und der Orseilleflechte (Roccella
tinctoria Ach.} bewohnter Kalkfelsen. Die Mauren sollen bisweilen an ihr
landen, um Fische zu trocknen oder jenen geschäzten Färbestoff zu sammeln.
Nur selten wurden die Gebirge der Barbarei sichtbar, dagegen hatten
wir fast immer den malerischen Gebirgszug von Granada im Gesichte,
welcher am Abend, vom Wetterleuchten erhellt, feierlich vor uns stand.
Der Wind hatte nachgelassen, und wir konnten uns einige Tage lang an
dem Anblicke der lieblich grünen Thäler weiden, welche sich, mit vielen
Dörfern und Recken geschmückt, vom Meer aus gegen die Gebirge hinziehen.
Besonders schön ist die Ansicht von siez Malaga, in dessen Nähe wir
einen Aquaeduct und die sich durchs Gebirg schlängelnde Strasse von
Gibraltar, so wie anmuthige Gärten unterschieden, in welchen die Rebe
des feurigen süssen Weins neben der friedlichen Olive gebaut wird. Abwechselnde
schwache Winde halfen uns allmählig vorwärts, bis wir am
11. Mai das langgestreckte Gebirge von Morabella zu Gesicht bekamen,
und endlich durch einen etwa» frischeren Wind, am 12. Mai Mittags in
den Hafen von Gibraltar getrieben wurden, wa wir, unter dem Donner
der Kanonen, glücklich Anker warfen.
Anmerkungen zum zweiten Kapitel.
( l ) Die Pflanzen, welche wir bei Po/«, ausser den angeführten, noch bemerkten, sin d :
Poa an n u a, trivialis. Bromus tectoriÄi ,«*terilis. Hordeum murinum. Gärex extensa, capillaris.
Scirpus ronianus. Ophrys fuciflora, Arachnites. Asparagus acutifolius. Smilax aspercu Ruscus
Hypophyllum. < Ornithogalum umhellatum. Cavpinws Orient alis.. Orobanche tnajor. Antirrhinum
Cymbalaria. Acanthus mollis. Ajuga Chamaepitys, generensis. Gleehoma hederacea. Lamium