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 Anwesenheit wechselte  der Thermometer zwischen  15° bis  18° R.,  und der  
 Hygrometer  zwischen  67°  bis  70°.  Die mittlere  Jahrestemperatur soll den  
 Nachrichten  gemäss,  welche  wir  von  unserem  Landsmanne  Hrn. M üller  
 und  einigen  anderen Einwohnern einholten,  22° bis  23°  des hunderttheiligen  
 Thermometers  betragen.  Der Unterschied  der  Temperatur in  den Winter-  
 (Mai  bis  September)  und  in  den  Sommer-  oder  Regenmonaten  (October  
 bis April)  ist beträchtlicher  als  in den nördlicher liegenden Provinzen.  Nicht  
 selten  sieht man, wenn  auch  nicht  unmittelbar  um  die  Stadt,  doch  in  den  
 höheren  Gegenden  Reif  während  der  kalten  Jahreszeit;  die  Kälte  wird  
 jedoch niemals so empfindlich und anhaltend,  dass man darauf denken müsste,  
 neben  den  gebräuchlichen  Kohlenpfannen  auch  Oefen  anzulegen.  Auf  den  
 grossen  Ebenen,  welche sich westlich  und  südlich  von  der  Hauptstadt  ausdehnen, 
   bemerkt  man  ein  regelmässiges  Verhältniss  der Winde  zu  dem  
 Stande  der  Sonne.  Wenn  nämlich  diese  sich  in  den  nördlichen  Zeichen  
 befindet,  herrschen  S.S.W.*  und  S.O.-Winde.  Wenn  sie  sich  nach  S.  
 wendet,  sind  die Winde  weniger  beständig.  Die Regenzeit  beginnt  längs  
 der Küste,  wie in Rio de Janeiro,  mit den Monaten October oder November  
 und  dauert  bis April;  der meiste Regen fällt im Januar.  In diesem Monate,  
 wo  wir  in  der  Stadt  wohnten,  fanden  wir  am  Morgen  oft  die  nächsten  
 Hügel  mit  einem  dichten  und  sehr  kalten  Nebel  bedeckt,  der  sich  nur  
 gegen die Mittagsstunden hin mit dem Hervortreten  der Sonne  zerstreute.  Im  
 Innern  des  Landes,  in den  S e r tö e s ,  stellt  sich  die  nasse  Jahreszeit  später  
 ein.  Anfänglich  regnet es  nur bei Nacht,  späterhin  auch Nachmittags,  und  
 endlich  abwechselnd  bei  Tag  und  Nacht,  oder  auch  wohl  mehrere  Tage  
 und  zuweilen Wochen  hintereinander  ohne  Absatz  und  in  Fülle. 
 Die  geographische  Lage  der  Stadt  war  zur  Zeit  der  vereinigten  
 portugiesischen  und  spanischen  Grenzcommission,  welche  die  Besitzungen  
 beider Kronen abgrenzte, und deren südliche Abtheilung portugiesischer Seits  
 hier  ihr  Hauptquartier  hatte,  von  Oliveira  B arbosa  genau  bestimmt worden: 
   331°,  24',  30" L. v. Fer.  und  23°,  33',  30"  S. B.  (48°,  5^',  25" w. L.  
 v. Paris  und  23°,  33',  10" S.B.  nach  dem  Bureau  des  longit.).  Auch  die  
 Beobachtungen  über  die  Declination  der  Magnetnadel  waren  hier  und  an 
 anderen  Orten der Provinz angestellt worden,  von deren Resultaten uns der  
 ehemalige Gouverneur der Capitanie,  General  da  F ranca  e   H orta,  in  Rio  
 mehrere  mittheilte.  Im  Jahre  1788  war  die  Abweichung  zu  5. Paulo =   
 7°,  15'  N. O.  Die  ersten  Beobachtungen  dieser  Art  sowohl  als  die  ersten  
 Breitenbestimmungen  in  der  Provinz  verdankt  man  den  Jesuiten. (*) 
 D e r  K ra n k h e its c h a ra k te r  in   S. Paulo  u n te rs c h e id e t  s ic h   v o n   d e m   in   
 R io   a u ffa lle n d ,  w a s   s o w o h l  v o n   d e r  V e rs c h ie d e n h e it  d e r  k ö rp e rlic h e n  A n la 
 g e   d e r  B e w o h n e r  a ls  des  K lim a s   h e rk o m m e n   m a g .  M a n   s ie h t  h ie r  
 h ä u fig e r  a ls  in   d e n   n ö rd lic h e n   P ro v in z e n   R h e u m a ta lg ie n   u n d   e n tz ü n d lic h e   
 Z u s tä n d e ,  v o rz ü g lic h   d e r  A u g e n ,  d e r  B ru s t,  des  H a lse s  u n d   in   ih re m   
 G e fo lg e   P u lm o n ia l-  u n d   T ra c h e a l-S c h w in d s ü c h te n ,  B le n n o rh ö e n  d e r A u g e n lie 
 d e r U.S. W.  D a g e g e n s in d  g a s tris c h e   K ra n k h e ite n  s e lte n e r,  u n d   je n e   a llg e m 
 e in e   S c h w ä c h e   des V e rd a u u n g s s y s te m s ,  so  w ie   C a rd ia lg ie ,  w e lc h e   p a ra lle l  
 m it  d e r  H itz e   des  L a n d e s   z u   z u n e h m e n   s c h e in t,  u n d   fa s t  z u r  a llg e m e in e n   
 D ia th e s e   b e i  d e n   B e w o h n e rn   d e r  d e m   A e q u a to r  n ä h e r  lie g e n d e n   G e g e n d e n   
 w ir d ,   fe h lt h ie r.  L e b e rk ra n k h e ite n  s te lle n  s ic h   n ic h t s e h r se lte n  e in ; sie sch e in 
 e n   v o rz u g s w e is e   in   d e m   m e la n c h o lis c h e n   o d e r  c h o le ris c h e n  T e m p e ra m e n te   
 d e r  P a u lis te n   ih re n   G ru n d   z u   h a b e n ,  u n d   w a h rs c h e in lic h   is t  a u c h   d ie   V e r m 
 is c h u n g   m it  d e r  in d ia n is c h e n   R a g e   n ic h t  o h n e   E in flu s s   h ie ra u f.  A u ffa l-,  
 le n d   is t  es  n ä m lic h ,  dass  d ie   C o n s titu tio n   des a m e ric a n is c h e n   U re in w o h n e rs   
 d ie  k ra n k h a fte n   E n tw ic k e lu n g e n   d e r  L e b e r  u n d   d e r M ilz   so   s e h r  b e g ü n s tig t.  
 H ä u fig   s ie h t  m a n   b e i  ih n e n   V e rh ä rtu n g e n   u n d   V e rg rö s s e ru n g e n   d ie s e r  
 O rg a n e  o d e r S to c k u n g e n  in   d e n s e lb e n ;  u n d  w e n n  g le ic h   m a n  in  d e r V e rn a c h lä 
 s s ig u n g   ih r e r   k ö rp e rlic h e n   L e id e n   e in e n   G ru n d   d e r  B ö s a rtig k e it,  b is   zu   
 w e lc h e r  diése  s ic h   o ft  a u s b ild e n ,  su ch e n   d a rf,  so  m ö c h te n   d o c h   au sse rd e m   
 a u c h  d ie  sp e c ifis c h e n  M o d ifik a tio n e n  d e r L e b e n s th ä tig k e it,  w e lc h e   das G e fa ss-,  
 das  L e b e r-  u n d   das H a u ts y s te m   b e i  d e r in d ia n is c h e n   R age  a n n e h m e n ,  e in e n   
 b e d e u te n d e n   A n th e il  a n   d e m   ih r   u n d   ih re n   M is c h lin g e n   v o rz ü g lic h   zu - 
 (*)  P“   Variation  ist  nach  diesen  Beobachtungen  zu  Itanhaém =  7°,  25/;  zu  Santos  
 == 6°,  SO7;  zu Ubatuba =  .6°,  30';  zu S. Sebastiäo  und in Villabella da Princesa =  6°,  45';  
 zu  S. Vicente =  6°,  50;  zu  Cananea =  7°,  57';  zu Guaratyba =  8°,  30';  zu Iguape =   
 7°,  30';  zu Paranagud =  8°,  8'. 
 I. Theil. 30