(5) Der quarzreiche, körnige Glimmerschiefer, Gelenkquarz, elastische Sandstein oder Quarzschiefer
vom Morro de Villa Rica besteht aus einem graulich- und röthhch-weissen, nicht selten auch
rauchgrauen, fein- und sehr feinkörnigen Quarze und aus einem silberweissen, mehr oder weniger
dunkelperlgrauen , selten tombackbraunen , sehr zartschuppigen Glimmer, welcher nicht selten auf
den S'chichtungsablösungen durch Eisenoxyd roth gefärbt ist. Der Quarz verliert zuweilen sein
körniges Gefüge, und bildet schmale Schichten von dichtem splittrigen Bruche; eben so häuft
sich nicht selten der silberweisse Glimmer auf den Ablösungen in oft einen halben Zoll dicke,
wellenförmig gebogene Schichten zusammen, und nimmt sodann einen ausgezeichneten Perlmutterglanz
an. Hr.v.EscHWEGE sagt (Gemälde S. 17) von diesem Glimmerschiefer, er bestehe
aus Quarz, Talk und Chlorit in schiefrigem Gefüge, sey aber durch geognostische Verhältnisse
vom Glimmerschiefer verschieden , und verdiene somit als eine besondere Gebirgsart, welche er
Itacolumit nennt, aufgeführt zu werden. Nach genauer Untersuchung einer sehr grossen Menge
an Farbe sehr mannichfaltiger Stücke, welche sich sowohl in dem hiesigen Museum brasilianum,
als in anderen Sammlungen befinden, sind wir zu dem Schlüsse berechtigt, dass diese Gebirgsart
weder zu dem Sandsteine gehöre, wohin sie Hr. v. Eschwege in seinen früheren Bekanntmachungen
versetzte, noch neben dem Quarze aus Talk und Chorit bestehe; denn wir haben
letztere Bcstandtheile niemals beobachtet. Der vermeintliche Talk ist bloss ein modificirter
Glimmer, der nichts weniger als vorwaltende Talkerde enthält, und die vorgeblichen Chloritschüppchen
sind theils silberweisse, theils perlgraue Glimmerschüppchen , die nicht selten auch
durch Eisenoxyd roth gefärbt sind. An keinem einzigen Stücke haben wir wahren Chlorit bemerkt,
der sich durch seine entschieden grüne Farbe und den bedeutenden Gehalt an Talkerde
und Eisen immer auszeichnet, und wohl untergeordnete Lager, so wie einen Bestandteil der
Gänge und Erzlagerstätten im Glimmerschiefer, aber keinen unmittelbaren Bestandteil desselben
ausmacht. Vauquelin hat im B. 5.6. S. 59 des Journ. d. Phys. (Scherers Journ.d.Chem. H. 38-
S. 189) einen sogenannten weissen Chlorit, unbekannt woher, analysirt, und in 56 Kiesel- und
18 Thonerde, 6 Kali, 3 Kalkerde, 4 Eisen, und 5 Verlust nachgewiesen, dass dieses Fossil
nicht zum Chlorite gehöre, weshalb er es, mit Berücksichtigung seines Perlmutterglanzes, Mar-
gariton genannt hat. Da der auf den Ablösungen des vorliegenden Glimmerschiefers bis auf
einen halben Zoll Dicke angehäufte wellenförmig gebogene Glimmer genau mit dem von Vauquelin
beschriebenen übereinkommt, so dürfte hierin ein Grund mehr für die Behauptung Kegen,
dass Hrn. v. Eschwege’s »seidenartig glänzende Schuppen« (a. a. O. S. 17) kein Talk, noch weniger
aber Chlorit seyen. (*) Der ehemals unter dem Namen des elastischen Sandsteines bekannte
GKmmerschiefer unterscheidet sich von dem gewöhnlichen nur darin, dass der grauKch weisse
Quarz der vorwaltende Bestandteil ist, und ein körniges Gefüge hat, während der Quarz des
Glimmerschiefers der alten Welt meistens vdn dichter Textur ist. Man findet aber doch auch in
(*) Man vergleiche hierüber v. Eschwege’s Nachrichten aus Portugal, herausgegeben von
Zinken, worin dieser (S. 234) gegründete Einwendungen, gegen die Benennung Chlorit machte,
und dieselben durch die Schmelzbarkeit vor dem Löthrohre bestätigte, das Fossil aber irrig als
Talk bezeichne te.
Europa Abänderungen des GKmmerschiefers, welche dem brasihanischen ähnlich sind. So
kommt, z.B. zu Gast ein im A n la u fth a le der Provinz Salzburg, in schmalen untergeordneten
Lqgern in gewöhnKchem Glimmerschiefer, eine Abänderung vor, deren Quarz ebenfalls körnig,
und deren GKmmer feinschuppig und dem brasilianischen an Farbe so ähnlich ist, dass man glauben
sollte, diese Abänderung des GKmmerschiefers sey vom Berge Itacolumi genommen. Strenge
. betrachtet sollte Hrn. v. Eschwege’s Itacolumit auf den Grund seiner Textur, seiner Schich-
tung, seiner Lagerung und Formation, analog mit anderen Gebirgsarten vdn schiefrigem Gefüga
Q u a rz s ch ie fe r, oder wenn man die Textur nicht ausdrücktich bezeichnen will, Quarzfe
ls genannt werden; wobei wir die Bemerkung dicht unterdrücken können, dass zu dieser
Formation wahrscheinKch auch der Topas-, der BeriH-, der Schörl - und Hornfels um so
mehr gereihet werden dürften, als der Topas, der BeriK, der Schörl u. s. w. eben auch als
nicht wesentliche Bestandtheile, wie in anderen Gebirgsarten, worin sie Vorkommen, angesehen
werden können.
Wir hatten unsere Ansicht über das Vorkommen des sogenannten Gelenkquarzes längst
schon niedergeschrieben., als uns das zweite Heft der Nachrichten von den k. k. österr. Naturforschern
in Brasihen und Hrn. Freih. v. Humboldts geognostischer Versuch über die Lagerung der
Gebirgsarten in beiden Erdhälften zu Gesichte kamen» Wir waren erfreut, im ersteren (S. 81)
zu bemerken, dass Hr. Dr. P ohl den Gelenkquarz auch Quarzschiefer nannte; allein seine
Meinung, dass diese Gebirgsart ein Product neuester Entstehung, und unzweifelbar aufgeschwemmten
Ursprungs sey , entspricht noch weniger, als die von Hrn. v. Eschwege früher auf-
gestellte Bestimmung, dass es Sandstein sey, dem wirkKchen relativen Alter derselben, so dass
wir vermuthen, unser verehrte Reisegefährte werde seine Ansicht zuverlässig schon berichtigt
haben. VoKkommen übereinstimmend und bestätigend haben wir die Ansicht des Hrn. Freiherrn
v.Humboldt gefunden, welcher (S. 94 der deutsch. Bearbeit) jene Gebirgsart geradehin zum
Quarzfels rechnet. Wir müssen diesem competentesten der Geognosten recht sehr, danken, dass
er durch seine Bestimmung über diesen Gegenstand Licht verbreitet hat.
(&) Der Thonschiefer, welchen wir in der Mine des Hrn. v. Eschwege beobachteten,
ist von isabellgelber, in das Bräunlichgelbe übergehender Farbe, und besteht bloss aus kleinen
GKmmerschüppchen, die sich milde anfühlen und leicht zerreiben lassen. . Wahrscheinlich ist
diese Gebirgsart Hrn. v. Eschwege’s Uebergang in Talkschiefer, wohin sich solche jedoch nicht,
eher aber zum GKmmerschiefer eignet. Bisweilen ist dieser Thonschiefer schmutzig grünlich^
grau, und wird von schmalen Schichten eines dichten Brauneisensteins paraUel mit dem schiefrigen
Gewebe der Gebirgsart durchsetzt. Oft ist dieser Brauneisenstein mit graulich - weissem
Quarze, der voll kleiner Drusenhöhlungen ist, verwachsen, und .lässt schliessen, dass Quarzgänge
in dem Thonschiefer aufsetzen. Im Brauneisensteine findet sich Gold in kleinen Schüppchen
eingewachsen. Ein diesem Thonschiefer ganz ähnhcher kommt in Baiern bei Leonhardsberg
nächst W ald sa ssen vor. In ihm setzen ebenfaUs Gänge von Quarz mit Brauneisenstein
auf, wovon die Handstufen denen von ViKa Rica vollkommen ähnlich sind Nur
enthalten diese Gänge, wie aKe bisher den brasilianischen parallel gestellte FossiKen, keine
I. Theil. 45