gegründet, welche hier zur Pulverfabrication verwendet wird. Wir wissen
nicht, welche Kohle man hier verarbeitet, aber während der Reise im Innern,
wo der Ankauf des Pulvers von der Küste her sehr schwierig und wegen der
bedeutenden Abgabe auf fremdes Pulver kostspielig ist, versicherten uns mehrere
Sertanejos, dass sie zu ihrem eigenen Gebrauche ein sehr luftbeständiges
Pulver nach der bekannten Mischung mit der Kohle von mehreren Arten der
Corindiuva (Ce/ftV) bereiteten. Doch ist die Verfertigung eines, überdies
dem englischen an Kraft und Luftbeständigkeit weit nachstehenden, Pulvers
den Einwohnern verboten. Die Gegend an der L a g o a de Ro d e rig o Freitas
wird, wie die benachbarten Vorstädte von B o ta -F o g o und Cat et e , für
besonders gesund gehalten und viele reiche Einwohner von Rio besitzen auf
dieser Seite Landhäuser (Chacras) , in denen sie die Monate der schönen
Jahreszeit zubringen. Die Strasse dahin wird häufig zu Spazierritten oder Fahrten
benützt. Auch die Plage der Mosquiten ist hier, wo die Buchten der See
minder tief und mehr vom Winde bestrichen sind, geringer als an der entgegengesetzten
Seite der Stadt und unter andern in dem Viertel von S. Anna.
Jene harpyenartig belästigenden Insecten bewohnen vorzüglich gerne die dichten
Gebüsche des Manglebaumes und seine schlammige Umgebung, und
pflegen besonders vor Sonnenauf- und Untergang die Menschen zu verfolgen.
Unser Freund Hr. Generalconsul v. L angsdorff hatte kurze Zeit zuvor,
ehe wir nach Rio de Janeiro kamen, ein grosses Landgut am Wege von der
Nordseite der Bai nach Minas Geraes gekauft, auch eben angefangen, daselbst
Mandioccapflanzungen anzulegen und ein Landhaus für sich nebst den nöthigen
Wirtschaftsgebäuden herzustellen. W ir folgten gerne seiner Einladung,
diese neue Schöpfung, von deren Reichthum an naturhistorischen Merkwürdigkeiten
er uns ein reizendes Bild entwarf, in seiner Gesellschaft zu
besichtigen. Wegen der grossen Frequenz zwischen der Hauptstadt und dem ,
von allen nach Minas Reisenden besuchten Hafen, Po rto de E s tre lla I gehen
täglich, sobald zwischen eilf und zwölf Uhr der Seewind eintritt, Boote nach
letzterem ab, welche am Abend dort ankommen; dagegen laufen regelmässig
Boote von Po rto de Estrella nach Sonnenuntergang aus, fahren
die Nacht hindurch und gelangen mit Tagesanbruch vor die Stadt. Auf
einem dieser breitgebauten und mit einem einzigen Segel versehenen
Boote schifften wir uns eines Nachmittags ein. Der Wind war schwach
und trieb uns langsam an den kahlen Klippen, welche nicht weit von
der Küste unter dem Namen der Enchados aus der See hervorragen,
und von einer Menge Seeadler und Seemöven (Pelecanus A q u ila s , Cor-
moranus Graculus, Procellaria brasiliensis) umkreist werden, dann an
mehreren mit dichter Waldung bedeckten Inseln, die in der Bai zerstreut
liegen, vorbei. Auf der grössten dieser Inseln, Ilha do Governador,
die sich fast mitten in der Bai von O. nach W. zwei Meilen lang erstreckt,
hat sich der König die Jagd Vorbehalten; sie soll mit Rehen und wilden
Schweinen besetzt seyn, ist aber noch nie von ihm besucht worden. In
Ländern, wo den Jägern nebst den Gefahren von reissenden Thieren
noch die von giftigen Schlangen und Insecten drohen, und das Dickicht
der Wälder nur selten erlaubt zu Pferde zu bleiben, um dadurch jene
minder sichtbaren feindlichen Thiere zu vermeiden, hat die Jagd wenig
Anziehendes. Als Merkwürdigkeit wird hier auch ein Bär gezeigt, den
der König aus Russland zum Geschenke erhalten hat. Auf einem diesen
Inseln ganz ähnlichen Eilande, das jedoch vor der Mündung der Bai
liegt und Ilha ra za heisst, war es, wo einst Sir J oseph B anks , als er in
Cook’s Begleitung Rio de Janeiro besuchte, die schöne Moraea Northiana
entdeckte, welche seitdem eine Zierde europäischer Gärten ist. Auch der
unermüdete Commerson hatte, ab B ougainville in dem Hafen von Rio ein-
geläufen w a r, auf diesen Inseln und dem benachbarten Festlande botanisirt;
wir betraten also hier einen Boden, der durch die Bemühungen jener Naturforscher
gleichsam classisch geworden war. Der Reisende bringt gerne die
eigenen*Genüsse mit jenen seiner Vorgänger in Verbindung; wir fanden uns
daher auf eine sehr angenehme Weise überrascht, als wir auf jenen Inseln
in den Gebüschen die M o ra ea , und in den Hecken ausserhalb der Stadt
jenen schönen, durch seine rothen Blumen blendenden Strauch (Bo ugainvillea
brasiliensis], durch welchen Commerson den Namen seines edlen
Führes verewigte, wieder fanden. Die Natur hält ihre Schöpfungen mitten
unter den Einwirkungen derZeit immer aufrecht, und sie überleben alleDenk-
mahle menschlicher Grösse. In diesem Sinne war es wohl eine schön
gedachte Sitte in der Botanik, die Verdienste und Namen ausgezeichneter
Forscher durch die immer neu auflebenden Blumen selbst zu verewigen.