gebracht war, bestiegen wir die letzten Vorberge des hohen Itacolumi9
und genossen von hieraus das unaussprechliche Vergnügen, den vorderen
Theil der schon längst ersehnten Stadt ffü ja Rica ganz nahe vor Augen
zu haben. Hr. v. E s c h w e g e , der als' Ingenieurobrist und Director der Goldminen
hier angestellt ist, hatte schon früher die Güte gehabt, uns in der am
Eingänge liegenden Estalagem, as Cabegas, Quartier zu miethen, wo wir
also unser Gepäck sogleich unterbringen konnten. Freudig ritten w ir den Berg
hinab, und langten so, einen Monat nach unserer Abreise von Ypanema, am
28. Februar wohlbehalten in der Hauptstadt des Minenlandes an.
Anmerkung zum dritten Kapitel.
In der zerreiblichen, fettig anzufiihlenden Lag e rfa sse der gelben Topasesteilten sich bei
näherer Prüfung folgende Fossilien dar:
1 . KleinscKuppigcs Steinmark, gelblich - und tombackbraun, stellenweise perlgrau und
silberweiss, auf dem Längenbruche wenig, und zwar perlmutterartig glänzend, auf dem Querbruche
schwach schimmernd, sehr fe in , und fettig anzufühlen, in knolligen Stücken schwach
zusammengebacken, abfarbend, wenig an der Zunge h ängend, nicht sonderlich schwer, fast^
leicht. Dieses schuppige Steinmark, welches wegen seines sehr fettigen Anfühlens zur Benennung
„Erdiger Talk“ verleiten könnte (die aber von un s solange nicht anerkannt werden kann, bis
in demselben auch ein Talkerdegehalt nachgewiesen s e y nw ird ), ist bestimmt nichts, als eine
Modification des Glimmers, der im gewöhnlichen Zustande mehr erhärtet u nd b lättrig, hier
aber sehr weich und schuppig erscheint. In dieser kommen kleine Stücke krystalhsirten Quarzes,
Bergkrystalle und Topase eingewachsen vor.
2 . Ferner besteht die weiche Masse aus kleinen knolligen Stücken eines schneeweissen
zerreiblichen Steinmarkes, das schwach schimmernd das Mittel zwischen feinschuppig und
staubartig h ä lt, abfärbt, a n der Zunge h ä n g t, fein und fettig sich an fü h lt, und leicht ist.
In denselben findet sich Eisenglanz, in kleine sechsseitige Tafeln krystallisirt, zahlreicher noch
die Topase. Dieses Steinmark nimmt nicht selten in kleinen stumpfkantigen Stücken
3. eine gelblich- dann lichte- und zuletzt sehr dunkle nelkenbraune Farbe a n , indem es
ganz von Eisenocker durchdrungen wird. In ihm finden sich noch mehr sechsseitige kleine
Tafeln von Eisenglanz, als in dem weissen Steinmarke.
Bemerkungswerth ist, dass die Topase, die Euklase und die Quarzkrystalle in dieser Formation
immer n u r lose und sehr häufig in Bruchstücken Vorkommen; allein man würde sich sehr
irren , wenn man deswegen auf die Meinung gerathen wollte, als befanden sich die oben erwähnten
Fossilien in einer secundären Lagerstätte. Vergleicht man das Vorkommen der erweichten
Glimmer- (oder Steinmark-) Masse von Capdo und Lana mit den zwar auch ziemlich weichen,
doch festeren Abänderungen des Glimmers von Jozö Correa und Chapada südlich von erste-
ren Orten, und von dem Morro bei Villa Bica, so muss man sich überzeugen, dass beide
ihrer Entstehung und ihrem Alter nach ganz gleich sin d , und vorzüglich n u r hinsichtlich ihrer
mehr oder minderen Festigkeit eine Modification erlitten haben. So wie wir glauben, dass jede
bedeutende Niederlage von Porcellanerde auf u nd im Granite und Gneisse ein ursprüngliches
Gebilde sey , so sind wir überzeugt, dass auch diese Glimmerniederlage (wenn wir diesen Ausdruck
gebrauchen dürfen) als ein solches, folglich als nicht wesentlich von der gewöhnlichen
. Formation des Glimmerschiefers unterschieden angesehen werden müsse.
So viel seit mehreren Jahren über das Vorkommen der Topase in Brasilien gesagt worden
ist, so viel Unsicheres und Zweifelhaftes blieb bei näherer Prüfung jedesmal übrig. Hr. v. E schwege
macht in Freih. v. Moll’s Jahrbüchern 3.B. 3.L . bekannt: »Chloritschiefer sind gewöhnlich
die Fussgebirge der höheren Sandsteingebirge, un d in ihnen betreibt man in den Gegenden von
Villa Rica die Topasgräbereien; die Topase finden sich darin n u r unregelmässig, hin un d wieder
in Nestern und Nieren von Steinmark, feinem weissen Sande u nd Bergkrystallen, die alle
lose in u nd unter einander liegen, theils krystallisirt, theils in unregelmässigen scharfkantigen
Stücken; zuweilen sind die Topase in Bergkrystall verwachsen........ die Art u nd W e ise , wie
man die Topase gewinnt, ist mit breiten Hacken, da der Chloritschiefer ganz verwittert ist, und
Walkerde bildet u. s. w.« Im Journal von Brasilien bemerkt derselbe: »Der Morro Deos te Livre
besteht aus Sandstein und Chloritschiefer........ Von hier bis Capäo do Cane ist die vorzüglichste
Gebirgsart Thonschiefer, der h in und wieder den Uebergang in Chloritschiefer macht. Dieser bildet
kleinere Berge, oft sehr verwittert und eisenschüssig, zerfällt in Walkerde und ist dann die Mutter
der gelben Topase, die sich häufig nesterweise mit Steinmark in ih r finden. BeiCapäo ist der Hauptgewinnungsort.
Alle daselbst gefundene Topase haben das Eigenthümliche, dass sie zerbrochen sind;
man findet keinen einzigen Krystall, der an irgend einem andern Gestein angewachsen is t; auch der
geschwisterlich mit ihnen vorkommende Bergkrystall erscheint ebenfalls zerbrochen, zuweilen findet
man mit ihm einen Topas verwachsen. Sowohl Topas als Bergkrystall zeigen a u f dem Bruche eine
grosse F rischheit, als wenn sie sö eben zerbrochen worden wären, und hegen in den Nestern u n ordentlich
durcheinander, mit Steinmark umgeben. Aeusserst schwierig ist es sich eine Hypothese
zu bauen, auf was für eine Art sie in den regelmässig geschichteten Chloritschiefer kamen.
Man braucht, um die Verwirrungen der Idee grösser zu machen, n u r die Frage aufzuwerfen:
wo war das Muttergestein, von dem sie losgerissen wurden, welch* eine Kraft konnte es sey n ,
die das Muttergestein u nd sic selbst so zertrümmerte, dass auch nicht ein Steinchen mit
dem andern in Verbindung blieb, sondern jedes n u r isolirt erscheint? Wenn sie von einer
andern Stelle losgerissen , und hier wieder zusammengeführt wurd en , wie kommt e s , dass
Steinmark ihnen gleichsam ein Bett bereitete, in dem sie sich niederlegten, wie in ihrer
ursprünglichen Lagerstätte? « In Gilbert’s Annalen der Physik l.B . 4. St. sagt Hr. v .E schwege
wiederholt, dass sich im Chloritschiefer Topase in Steinmark eingehüllt finden; ja in seinem
neuesten geognostischen Gemälde von Brasilien, in dem er selbst sagt: dass er früher Verschiedenes
über geognostische Gegenstände mitgetheilt habe, womit er jetzt nicht so ganz zufrieden