Arbeit und Erzeugnisse des Sclaven.. Bei unmenschlicher Behandlung desselben
ist er aber, wie bei anderen civilen Vergehen, der Strafe der Polizei
oder der Gerichte unterworfen. Letztere sorgen dagegen auch durch besondere
Anstalten, entflohene Sclaven den rechtmässigen Eigenthümern wieder zurückzustellen,
und bestrafen die Flüchtlinge bei wiederholter Flucht durch Anlegung
eines eisernen Ringes um den Hals. Will der Herr die Unarten seines
Sclaven nicht selbst strafen lassen, so geschieht dieses , nach Erlegung einer
gewissen Summe, von der Polizei in der Calaboufo. Uebrigensbürgern sich die
Neger hier, wie in Brasilien überhaupt, leicht ein. Es ist dieses die Folge ihres
leichtsinnigen Temperamentes sowohl, als der Aehnlichkeit des Klimas mit dem
ihres Vaterlandes, und der Milde , womit sie in Brasilien behandelt werden.
Vor der Versetzung des Hofes von Lissabon nach Rio de Janeiro
war der Handel dieser und aller anderen Städte Brasiliens lediglich auf
Portugal beschränkt. Die täglich wachsende Erzeugung kostbarer Colonial-
producte und die fleissige Bebauung der Goldminen im Innern des Landes
hatten seit mehr als hundert Jahren den Reichthum und damit die Bedürfnisse
der Brasilianer sehr vermehrt: der Handel Lissabons und Oporto s mit der Co-
lonie entschädigte daher das Mutterland für den Verlust Ostindiens, aus dem
es seine erste Macht und Grösse geholt hatte. Der enge politisch -merkanti-
lische Verband jener beiden Städte mit der Colonie begünstigte die Blüthe der
ersteren ganz ausnehmend und um so mehr, als ihre ohnehin so glückliche
Lage in der Nähe des Mittelmeeres und an der Küste des Oceans, der Strasse
des Welthandels zwischenEuropa, Ost- und Westindien, einen leichteren Absatz
der Colonialwaaren möglich machte. Der portugiesische Handelsstand bestimmte
damals selbstständig nicht nur die Preise aller Producte Brasiliens, da letzteres nur
an ihn verkaufen durfte, sondern konnte auch überdies die Rückzahlungen mit
denErzeugnissen europäischen Kunstfleisses und unter den von ihm ausgehenden
Bedingungen machen. So hatte Lissabon in den letzten Decennien des vorigen
Jahrhunderts eine Thätigkeit und einen Reichthum erworben, die'es nach London
zum ersten Handelsplätze der Welt erhoben. Nachdem aber eine k. Acte (*)
die Selbstständigkeit des brasilianischen Handels begründete, änderte sich
(*) Die Carta regia, durchweiche den Fremden der freie Handel in den brasilianischen
Häfen geöffnet wurde, ist vom 18. Februar 1808*
dieses Verhältniss in sehr kurzer Zeit. Von der Freigebung des brasilianischen
Commerzes, welchen die Monopole und die Eifersucht des Mutterlandes bisher
gelähmt hatten, und von der Eröffnung der Häfen für alle Nationen datirt
sich eine neue Epoche in der Geschichte Brasiliens. Man darf annehmen,
dass von allen Maasregeln, welche die Regierung seit ihrer Auswanderung
in die ehemalige Colonie ergriffen, keine einen so denkwürdigen Umschwung
und eine so grosse Veränderung in allen Beziehungen hervorgebracht habe^
als eben diese. Ohne Zweifel ist auch diese Veränderung. Brasilien heilsamer
und erspriesslicher gewesen, als Portugal. Letzteres wird, nachdem
das vorige enge Band zwischen ihm und der ehemaligen Colonie gelöst
worden ist, niemals zu dem früheren commerziellen Glanze zurückkehren.
Für Brasilien gab diese Emancipation Gelegenheit zu den mannichfaltig-
sten Entwickelungen. Aus der Concurrenz der übrigen Handelsnationen mit
den Portugiesen gingen neue Verhältnisse hervor. Die Freiheit des Verkehrs
erhöhte die Betriebsamkeit, und die Producte des Landes, welche von vielen
Seiten gesucht wurden, stiegen im Werthe; hiedurch vermehrte sich das
Bedürfniss arbeitender Hände, der Zufluss von Ausländern, so wie die
Herbeiführung der zur Bebauung des Landes so nothwendigen Neger.
Angezogen durch die Aussichten eines vorteilhaften Handels erschienen
nun auch Colonisten aus andern Ländern, und halfen zur Bildung der
Einwohner, zur genaueren Kenntniss und zum Reichthum Brasiliens beitragen.
Auch in den Staatseinkünften wurde hiedurch ein ganz neues Verhältniss
hervorgebracht, besonders seit man viele Zölle von acht und vierzig auf
vier und zwanzig und fünfzehn p. Ct. reducirte. Das früher zwischen Portugal
und Brasilien bestehende Handelssystem ward vorzüglich durch den
nun mit England abgeschlossenen Tractat erschüttert. Durch ihn erwarb
die englische Flagge gleiche, ja sogar grössere Begünstigungen in
den Häfen von Portugal und dessen Besitzungen, als die portugiesische. Ein
nachträglicher Act erhöhte noch die Freiheit des brittischen Commerzes. (3)
Englische Kaufleute erhielten in dem Juiz Conservador eine eigene Behörde
für ihre Handelsverhältnisse mit portugiesischen Unterthanen. Mit Oester-
(*) Im Februar 1810,-zu Rio de Janeiro, von
I. Thci).
englischer Seite durch Lord Strangford.