dessen Masse ihn fünf- bis sechsmal an Dicke übertrifft, umgiebt, dann unterhalb
des Bandes einen Zirkelschnitt bis auf das Holz führt, und durch ein feindurchlöchertes
Gefass, meistens eine Cocosschaale, aus beträchtlicher Höhe
Wasser auf denVerband fallen lässt. Der Ast treibt nun in den ihn nährenden
Dünger Fasern aus und bildet in kurzer Zeit einen so starken Wurzelbündel,
dass man nach zwei Monaten gemeiniglich das Holz ebenfalls durchsägen
und den jungen Baum in die Erde setzen kann, welcher sogleich zu blühen
anfangt und als selbsständiges Individuum die Früchte trägt, welche er als
einzelner Ast versprochen hatte. Die Chinesen zeigen auch darin Kenntnisse
, welche unseren Ansichten vom Wachsthum der Bäume entsprechen,
dass sie, um schneller reifende Individuen zu erhalten, die obersten dünneren,
um aber bessere und fruchtreichere Ableger zu machen, die dem
Boden näheren und stärkeren Aeste benützen.
Die Physiognomie der eingewanderten Chinesen hatte für uns besonderes
Interesse und wurde uns späterhin dadurch noch merkwürdiger, dass
wir in ihnen den Grundtypus zu bemerken glaubten, welchen man auch
an dem Indianer wahrnimmt. Zwar ist die Gestalt des Chinesen etwas’
schlanker, die Stirne breiter, die Lippen sind dünner und gleichförmiger, die
Züge überhaupt feiner und milder als jene des in den Wäldern aufgewachsenen
Americaners; jedoch sind der kleine, nicht längliche sondern rundlich
eckige, etwas spitzige Kopf, das breite Mittelhaupt, die höckerartig hervorragenden
Stirnhöhlen, die niedrige Stirne, die starke Zuspitzung und
Hervorragung der Jochbeine, die schräge Lage der kleinen eng geschlitzten
Augen, die stumpfe verhältnissmässig kleine, gleichfalls breit gedrückte
Nase, der Mangel starker Behaarung am Kinn und am übrigen Körper,
die schwarzen langen schlichten Haupthaare, die gelbliche oder hell röthliche
Färbung der Haut lauter Züge, welche der Physiognomie beider Ragen
gemein sind. Auch der misstrauische, hinterlistige, wie man. behauptet,
nicht selten diebische Charakter und der Ausdruck kleinlicher Sinnesart
und mechanischer Bildung zeigen sich in beiden Stämmen auf ähnliche Weise.
Bei der Vergleichung der mongolischen Physiognomie mit der americanischen
hat der Beobachter Gelegenheit genug, leitende Spuren für die Reihe von
Entwickelungen zu finden, durch welche der Ostasiate unter dem Einfluss
eines andern Klimas hindurchgehen musste, um endlich zum Americaner
umgebildet zu werden. Man kömmt bei diesen anthropologischen Untersuchungen
auf das merkwürdige Resultat, dass gewisse, den Hauptunterschied der
Ragen bildende Charaktere nicht leicht in andere übergehen, während die nur
auf Mehr oder Weniger beruhenden, durch eine Reihe von verschiedenen
Bildungsstufen sich allmälig verlieren oder ausarten. Besonders auffallend ist
in dieser Hinsicht dié Verschiedenheit des Negers, welcher in vielen Beziehungen,
vorzüglich der Hautfarbe, der Haare, der Schädelbildung, der
Verhältnisse des Antlitzes und des ganzen Körpers von allen übrigen Ptagen
mehr abweicht als diese unter einander selbst. Auch die grösstentheils aus
Vermischung mit verschiedenen Ragen entstandenen Negervölker der Südsee
und des indischen Archipelagus, die bei einer so grossen Entfernung von ihrem
Mutterlande eine beträchtliche Modification der aethiopischen Charaktere
erfahren mussten, weisen doch in jeder Rücksicht mehr auf africanische
Abkunft als auf nähere Verwandtschaft mit den übrigen Ragen hin. Dagegen
spielen die physiognomischen Charaktere der mongolischen, caucasischen, ma-
layischen und americanischen Rage durch so vielerlei Nuangen in einander über,
dass man unwillkührlich verleitet wird, einen gemeinschaftlichen Grundtypus
für alle diese im Gegensätze der aethiopischen anzunehmen, welcher vielleicht
am auffallendsten noch in der mongolischen, wie sie jetzt besteht, ausgesprochen
ist, und auf den die genannten verschiedenen Bildungen als eben so viele
klimatische Hauptentwickelungsformen zurückbezogen werden dürften, wie
dieses schon früher von einem ausgezeichneten polyhistorischen Schriftsteller
behauptet worden ist. Ob eine solche, von den Urbewohnern Hochasiens
ausgehende Evolution wirklich die gegenwärtig bestehenden vier Hauptverschiedenheiten
der mongolischen als der ältesten, dann der americanischen,
malayischen und caucasischen gebildet habe, würde eine der wichtigsten
und anziehendsten Aufgaben für die Anthropologie so wie für die Geschichte
der Erdrevolutionen überhaupt seyn.
Unser Landsmann, der Obristlieutenant F eldner befand sich schon
seit mehreren Monaten in S. Cruz, um die Kohlenbrennereien, welche daselbst
auf königliche Rechnung und besonders zum Gebrauche des Hofes in
Rio de Janeiro errichtet worden waren, zu leiten. Obgleich auf einem
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