Weg durch das Gebüsch verfolgten, auf welchem die Maulthiere die Erze
nach der Fabrik herabbringen. Nachdem wir uns eine kurze Strecke durch
dicht verwachsene Waldung bergan gewunden hatten, standen w ir plötzlich
vor einigen gigantischen Felsen des Magneteisensteins, welche sich fast
senkrecht auf vierzig und mehr Fuss Höhe erheben. Um sie herum liegen
theils auf, theils unter dem Boden, welcher eine sehr fette Dammerde ist,
unzähliche lose Stücke von der Grösse einer Faust bis zu beträchtlichen
Blöcken zerstreut. Die Oberfläche der Felsenmassen ist fast überall flach
und eben, oder nur etwas vertieft und grubig, und zeigt eine Rinde von
halboxydirtem Eisenstein, welche einige Linien dick ist. An den grossen
Massen bemerkten wir keine Bewegung einer aufgehängten Nähnadel,
wohl aber brachten kleine, besonders eben frisch abgeschlagene Stücke,
eine bedeutende Alteration derselben hervor Die Masse dieses Magneteisensteins
ist entweder ganz dichte, oder mit Adern von Eisenocker durchzogen.
Dieser Eisenstein scheint von einem gelben quarzigen Sandsteine mit
wenigem thonigen Bindemittel umgeben zu seyn, wenigstens tritt letzterer
am Fusse des Berges, wie in Vpanema selbst, an mehreren Stellen hervor.
Ein schmutzig lavendelblauer, auf den Ablösungen braun gefärbter Urthon-
schiefer, welcher von O. nach W. streicht, liegt auf der Höhe des Berges hie
und da über dem Eisensteine. Auch kommt auf dem Morro de Arcmsoja-oa,
und zwar wahrscheinlich in Gängen des Magneteisensteins, ein poröses
Quarzgestein von lichte brauner Farbe vor, dessen Höhlungen mit bläulich
weissem Calcedon von krystallinischer Oberfläche überzogen sind.
Die Urwälder, welche in den Niederungen üppiger und dichter stehen
als in den höheren Gegenden, sind ungemein reich an den verschiedensten
Holzarten. Wir sammelten in Begleitung eines Landbauers aus der Gegend
in einem Tage einhundert und zwanzig Arten, unter denen sich eine ver-
hältnissmässig grosse Zahl von sehr harten, dauerhaften und zur Construction
von Gebäuden und Schiffen tauglichen befanden. (*) Merkwürdig war uns
(») Die wichtigsten Holzarten jener Gegend sind: Sebastiäo d’Jrruda, Corapdo do Negro,
beide vorzüglich zu feinen Meuhles wegen ihres rothen Kernes benützt; Jacararidä-tan, eine
treffliche Art Acajou-meuble; Masaranduva, Caliuna, Perova, Paraüna, Jequctivd, Ccdro
dabei die Leichtigkeit, mit welcher der Führer nach Ansicht des Stammes
und der Rinde von jeder einzelnen Art nicht nur den im Lande üblichen
Namen nannte, sondern auch den Gebrauch, die Blüthezeit und die Art
der Früchte angab. Ein ununterbrochener Umgang mit der Natur schärft
den Sinn dieser schlichten Menschen zu einer so richtigen Auffassung
physischer Merkmahle, dass sie hierin meistens den vielgelehrten, aber an
Naturanschauungen armen Europäer übertreffen. Der Sertaneio von
S. Paul unterscheidet mehrere verwandte Formen von Lorbeerbäumen, die
er zu einem ökonomischen Gebrauche fallen will, nach Vergleichung ihrer
Blätter mit einer Sicherheit, die dem Botaniker Ehre machen würde. Eben
so sehr zeichnet er sich durch genaue Kenntniss der Arzneipflanzen seines
Landes aus; besonders aber haben die weiblichen Einwohner dieser Provinz
den Ruf grosser Geschicklichkeit in der Ausübung des ärztlichen Berufes.
Fast in den meisten Häusern eignet sich eine oder die andere Frauensperson
den Wirkungskreis der Carateira zu, der ihr auch durch keine wahren Aerzte
oder Chirurgen streitig gemacht wird; denn zur Zeit, als wir die Capitanie
von S. Paulo durchreisten, befand sich weder in der Hauptstadt noch auf dem
Lande ein promovirter Arzt. Man hat Unrecht, wenn man annimmt, dass
diese practischen Kenntnisse von den Heilkräften der Naturkörper vorzugsweise
durch Traditionen der americanischen Ureinwohner an die gegenwärtigen
Generationen übergegangen seyen. Ein langer Umgang mit den
Indianern hat uns überzeugt, dass die Indolenz dieser Unglücklichen sie
selbst von der Erforschung heilsamer Naturkräfte abhält. Aberglaube,
Gleichgültigkeit gegen das Leben und Fühllosigkeit bei den Leiden ihrer
Nächsten lassen die Indianer nicht zur Benützung der sie überall umgebenden
wohlthätigen Naturgaben gelangen, deren Erkennung ihren, für
einfache Beobachtung geschärften Sinnen nicht schwer fallen würde, sobald
sie ein lebendiges Interesse für dieselben hätten. Das grösste Verdienst
in der Auffindung und Benützung heilkräftiger Pflanzen kommt daher, so
wie das der Entdeckung der Goldminen, den Paulisten zu. Ihr thätiger
Sinn und ihre Neugierde, von der reichen Natur aufgeregt, verfolgte die
Entdeckungen, welche sich ihnen zufällig oder höchst selten vermittelst
der Andeutungen der Ureinwohner darboten, mit der dem Europäer
eigenthümlichen Schärfe. Der menschliche Geist benützt in diesem Gebiete