lieb. Das Mittagsmahl wird gemeiniglich nach der Jagd gegen vier Uhr genossen.
Die Bewohner der Hütte, oder auch jeder Nachbar und Stammverwandte,
welcher eben gegenwärtig ist, nimmt Antheil an dem Mahle; ein
Jeder reisst sich dabei ohne Rangordnung ein Stück von dem Braten, und hockt
sich damit, entfernt vom Feuer und abgesondert von den Uebrigen, in einen
Winkel der Hütte, oder unter einen Baum. Vor allem theilen sie ihren Hühnern
und Hunden mit, welche sie von den Colonisten sich angeeignet haben,
und sehr schätzen, und dann beginnen sie das Fleisch nach den Längenfasern
abzuzupfen, um es zu essen. Ihr Gewürz ist gewöhnlich eine Beere von der
Malaquetta, einer Abart des Capsicum frutescens. Die Frau bringt zu diesem
Mahle in die Nähe des Feuers die Cuja mit Mandioccamehl, wovon sich
ein Jeder eine Hand voll nimmt, um das Mehl mit derselben Geschicklichkeit,
wie die Colonisten, behaglich sich in den Mund zu werfen. Ist das Mahl
vollendet, so holt ein Glied der Familie aus dem benachbarten Bache, eine
Cuja Wassers,. woraus dann Jeder beliebig trinkt. Gleich nach dem Essen
liebt der Indianer in der Hangmatte zu schaukeln, oder darin zu schlafen.
Ausser dem Mittagsmahle hält er keine Mahlzeit, wohl aber isst er inzwischen
Früchte des Waldes, Bananen, Wassermelonen u. s. w ., die er in
der Nähe der Aldea baut , oder oft auch aus den benachbarten Anpflanzungen
der Colonisten entwendet. Ist ein Trinkfest veranstaltet, so beginnt
vor Sonnenuntergang das Trinken der Vinhassa, und dauert unter tumul-
tuarischem Tanz und Gesang bis gegen Tagesanbruch, worauf sie halb
berauscht den Morgen bis zehn Uhr in dem Netze zubringen. Derjenige,
welcher am meisten Mais gebaut und vorräthig hat, ist der Wirth für
die Bewohner der benachbarten Aldeas , und während jedes Gelages wird
Ort und Tag zu dem nächsten verabredet. Man will bemerkt haben, dass
die Cproados am häufigsten den Sonnabend zu dieser Lustbarkeit wählen.
Auch über die Fehden und Kriegszüge gegen einen benachbarten Stamm
und über gemeinschaftliche Jagd wird meistens bei diesen Festlichkeiten
berathschlagt.
So gehen dem Indianer unter Jagd, Krieg, wilden Festen und mechanischen
häuslichen Beschäftigungen in einer rohen, gefühllosen Lebensweise
Monate und Jahre hin, ohne dass er sich eines höheren Berufes
der Menschheit bewusst wird. Wenn er auch allmälig anfängt, mit den
Herren des Landes einigermassen in Verkehr zu treten, so sind ihm doch
gesellschaftliche Tugenden unbekannt. In der Nähe der Colonisten verlässt
er sich mehr auf ihren, als auf seinen eigenen Fleiss, und raubt, wenn ihn
Mangel drückt, in dessen Pflanzungen und Viehstand. Das Christenthum zu
verbreiten sind zwar der Geistliche und überhaupt die Portugiesen in S.Joäo
Baptista sehr bemüht; allein selbst die gebildeteren Coroados und Coropos
haben bis jetzt keine Ahnung von dem Wesen der christlichen Religion, und
nehmen höchstens an den äusseren Gebräuchen und auch hierin nicht ausdauernden
Antheil. Es ist zwar nichts Seltenes, dass diese Naturmenschen sich zur
Trauung in der Kirche einfinden, oder ihre Kinder zur Taufe bringen; jedoch
reizt sie hiezu nur die Ceremonie, welche sie staunend angafien, ohne dabei
irgend eine Gemüthsbewegung oder Nachdenken zu verrathen. Sie unterscheiden
sich auch hierin sehr von dem Neger, der nichts mehr liebt, als die
Ceremonien und die Function der Geistlichen selbst nachzumachen. Dieser
Mangel an Bildung muss leider auch durch ihre Umgebung entschuldigt
werden. Die Colonisten nämlich, welche sich in der Nähe der Indianer
niedergelassen haben, sind zum Theile Leute, denen der Aufenthalt in den
volkreicheren Orten versagt ist, und die Wildniss der Wälder zum Schutz
gegen die Verfolgung der Gerechtigkeit dient. Der Indianer, stets von schnöder
Habsucht und von Eigennutz gemissbraucht, lebt unter dem Colonisten
nur mit Furcht, Hass und Misstrauen. Auch die Sitte, eine Nation zur
Befehdung der anderen zu benützen, wie dieses mit den Coroados gegen
die Puris schon der Fall war, und die Grausamkeit der Militärposten,
welche den gegen die Botocudos gesetzlich erlaubten Vertilgungskrieg auch
auf die Paris ausdehnten, stand bis jetzt der Civilisation dieser Naturmenschen
im Wege. Die menschenfreundliche Thätigkeit und Behandlung des
Cap.MAm.iER hat aber besonders bei den Coroados sehr günstigen Erfolg
gehabt. Diese Nation bewohnt das Flussgebiet des Rio Xipotd, welcher
nach ihnen auch Rio Xipotd dos Coroados genannt wird, zwischen den
beiden Gebirgszügen der Serra da On(a und der Serra de S. Geraldo.
Man giebt ihre Anzahl auf mehr als zweitausend an, jedoch sind in den
letzten Jahren viele durch Krankheiten, besonders Ruhr, hinweggerafft
worden. Ihre Feinde, die Puris, welche, einen kleinen Theil am Rip