rothen Lavras umgeben, lag einsam zu-unseren Fussen. Die Grundlage
dieses massigen Berges ist derselbe körnige, quarzreiche Glimmerschiefe
r, dessen wir schon öfter erwähnt haben; über demselben hegt m
grosser Mächtigkeit ein sehr feiner, dem Talkschiefer nahe kommender
Glimmer von weisser, bläulich-, gelblich-, grünlich - grauer oder bräun
licher Farbe, nach dem verschiedenen Eisengehalte schwärzlich oder gelblich
geflammt. Das Streichen dieser, in Schichten von sehr verschiedener
Grösse vorkommenden, Gebirgsart ist im Ganzen von S. O. nach N. W ., «Iso
dem im Allgemeinen bemerkten des Hauptgebirgs entgegengesetzt. Der
Glanz, welchen die Lagen desselben, die von der Mächtigkeit eines halben
Zolles und weniger bis zu der eines Fusses, selten darüber, abwechseln,
auf den Ablösungen zeigen, giebt diesem Fossile eine ausgezeichnete Schönheit,
und wenn die kahlen Theile des Gebirges von der Sonne beschienen
werden, blenden sie das Auge ähnlich jenen Schlössern von Stahl oder
Krystall in den Gedichten Ariostos. Mächtige Adern eines weissen oder
bläulich weissen Quarzes von glasartigem Bruch und Glanz durchsetzen
das Gebirge in verschiedenen Richtungen. Auch findet man grosse Massen
desselben über die Oberfläche ausgestreut. An manchen Stellen tritt über
den Glimmerlagern von grünlicher oder gelblich-grauer Farbe jene besondere
Modification des Glimmerschiefers hervor, welche v. E s c hw e g e (*) Eisen-
glimmerschiefer genannt hat. Sie bildet Lager von verschiedener Mächtigkeit
auf denselben. Auch Brauneisenstein liegt hie und da besonders in
losen Stücken auf der Oberfläche zerstreut umher. Seine Lager scheinen
nach der Analogie des Vorkommens am Berge von Villa Rica, die obersten
Schichten in jener Gebirgsbildung auszumachen; in und auf ihnen
bemerkt man häufige Magneteisensteinkrystalle, und zwar Oktaeder von der
Grösse einer Erbse bis zu der eines Kalben Zolles.
Der Meierhof, in welchem wir die Nacht zubrachten, liegt auf einem der
höchsten Theile dieses gebirgigen Landes, welcher wegen seines flachen Rückens
Chapada genannt wird. Mit diesem Worte bezeichnet man in Brasilien,
und besonders in den südlicheren Provinzen eine jede hohe Ebene oder ein
O Journal Ton Brasilien Heft 2. Geognost Gemälde T. Braailien. Weim. 1822. 8. S. 21.
Plateau. Obgleich selten von beträchtlicher Ausdehnung, unterscheiden sie sich
doch von den, meistentheils in schärfere Kuppen oder Felsengruppen endigenden
, schmäleren Bergzügen so merklich, dass die Bezeichnung im Munde des
Volkes ganz allgemein geworden ist. In der Lingua geral nennt man diese Hochebenen
Ita-Jjeba-i d. h. Plattberg. Ein grosser Theil des Termo von Minas Novas
und der Provinz von Goyaz besteht aus solchen Chapadas, die sich daselbst
besonders auch durch eine eigenthümliche Vegetation charakterisiren. Der Herr
jener Fazenda da Chapada hatte wenige Wochen vorher unseren Freund
v . E s c hw e g e beherbergt, als derselbe von Rio de Janeiro in seinen Wohnort
Villa Rica zurückkehrte, und wurde sehr freundlich und aufgeräumt,
sobald er erfuhr, dass wir dessen Landsleute seyen. W ir empfanden
während der Nacht, die wir im verschlossenen Zimmer zubrachten, einen
bedeutenden Unterschied in der Temperatur: der Reaumur’sche Thermometer
zeigte 11°, da er sich doch bei Tage im Schatten bis zu 20° und
21° erhoben hatte. Dieses Verhältniss der Temperatur herrscht fast allgemein
in dem höheren Theile von Minas Geraës, besonders die trockenen
Monate hindurch. Zwischen Chapada und unserem, nur drei Legoas davon
gegen N. N. 0. entfernten Nachtlager, der Fazenda Jo zé Correa, wiederholt
sich die Bildung des Gebirges ganz so, wie wir sie Tags zuvor
beobachtet hatten. Hinter den malerisch gelegenen Meiereien Rodeio
erhebt sich die Serra de Oiro Franco, höher und steiler als die da
Solidade , in der Richtung von O. S. O. nach W. N. W. streichend.
Auch ihr Kern besteht aus weissem quarzigen Glimmerschiefer, auf dem
mächtige Lager von buntfarbigem, in grosse Platten sich lösendem Glimmer
liegen. In dem von diesem Gebirge gebildeten Thale, welches mehrere
krystallhelle Bäche bewässern, tritt die Eisenformation an mehreren
Stellen sehr deutlich hervor. Grosse Massen von ähnlicher Richtung und
Schichtung bestehen aus einem rothbraunen Eisensteinflötze, und selbst aus
reichem Eisenglimmerschiefer; Oktaëder von Magneteisenstein liegen in grosser
Menge lose am Wege. Man bemerkt den Eisenglimmerschiefer vorzüglich in der
Nähe eines grünlich grauen leicht verwitternden Glimmers. Da die Lager des
letzteren dem körnigen, quarzreichen Glimmerschiefer untergeordnet sind,
und mit dem Eisenglimmerschiefer abwechseln, so findet man nicht selten
Stücke, welche diese drei Gebirgsarten neben einander zeigen.