auch Macao; eine Reise, welche gewöhnlich in acht, zehn oder zwölf
Monaten vollendet wird. Goa oder die andern portugiesischen Besitzungen im
Orient, deren Wichtigkeit durch den Einfluss der mächtigen Nachbarn immer
mehr abnimmt, werden hiebei nur selten berührt. Aus den dortigen Besitzungen
führt man vorzüglich mancherlei Arten von Baumwollenzeugen
ein, welche von hier aus wieder nach Portugal oder an die verschiedensten
Häfen von Südamerica abgesetzt werden. Aus Macao bringt man feine
Mousseline und gedruckte Zeuge, Seidenstoffe, Porzellan, Thee, Tusche,
Zimmt, Pfeffer, auch etwas Campher hieher. Rio ist der gemeinschaftliche
Stapelplatz fiir alle die zahlreichen kleinen Häfen längs der brasilianischen
Küste, nördlich bis Bahia und südlich bis Montevideo, welche ihm ihre
Producte zur Versendung nach Europa oder zur eigenen Consumtion zuschicken.
Besonders beträchtlich ist die Quantität von Lebensmitteln: Farinha,
Bohnen, Speck, getrocknetem oder gesalzenem Fleisch, welche jährlich
fast aus allen diesen Orten eingeführt wird. Die Erzeugnisse der Viehzucht,
als Häute, Ochsenhörner, Hörnerspitzen, trockenes und gesalzenes Fleisch, Talg,
Speck, Reis und Weizenmehl kommen zur See, vorzugsweise aus den Provinzen
Rio grande do Sul (*) und S. Paul. Letzteres liefert auch noch
Käse, Gerberrinde von dem Manglebaum, etwas Gummi, Baumwolle, Zucker
und Rum. Die Capitanie von 5. Catharina sendet ausserdem Sohlenleder,
Zwiebeln und Knoblauch, welche dort ganz vortrefflich gedeihen, getrocknete
Fische, Töpferwaare. Die kleinen Häfen nördlich von R io , als 5. Joäo
do Parahyba, S. Salvador, Macahe , Porto - Seguro, Caravellas,
P'ictoria u. s.w. versehen den hiesigen Markt ebenfalls mit einer, beträchtlichen
Menge von vegetabilischen Nahrungsmitteln, Fischen und den Er-
(*) Die Gesammtansfuhr von Weizen aus Bio grande de S. Pedro betrag im Jahre
181Ö — 279,621 Alqueires; ' im J. 1817 — 133,359; im J. 1818 — 76,395. (Der Al-
<jueire oder Metzen hält siebenzig Pfunde.) — Die Ausfuhr von Häuten von eben dorther war
im Jahre 1816 — 368,909; im J. 1817 — 238,979; 1818 — 290,950 Stucke. Diese
und mehrere Angaben verdanken wir der Güte unseres Freundes Herrn F. Schimmelbusch
ans Solingen, der sich bei seinem mehrjährigen Aufenthalt in Brasilien eine sehr ausgebreitete
Kenntniss von den dortigen Handelsverhältnissen erworben hat. — Aus Chili, das, wie Bland
meldet, schon viel Getreide ausführt, kam bis jetzt noch keines nach Bio. Ueberhaupt ist die
Verbindung zwischen diesen Plätzen noch sehr gering. Ein Schweizer machte zur Zeit unserer
Anwesenheit die erste Speculation, besonders mit deutschen Fabricaten, nach Val-Paraiso.
Zeugnissen ihrer schönen Wälder, als Bohlen, Bretter, Stabholz, Reife,
Kohlen, Brennholz, Brasilienholz, Gerberrinde, Cocosnüsse, auch Taback,
Zucker, Rum ynd Reis. Cabo fr io sendet Kufen und Bottiche, welche
aus den Stämmen grosser Feigenbäume (Gamelleiras) gemacht werden,
und, wie die nahe Insel Ilha grande, auch Kalk, der aus Muschelschaa-
len, oder aus Felsen, welche an ersterem Orte Vorkommen, gebrannt wird.
Ilha grande liefert, da sie treffliches Material hat, ausgezeichnet gute Töpferwaare.
Der Verkehr mit Bahia und Pernambaco ist nicht unbedeutend.
Von Bahia kommen Taback, Sclaven, Mühlsteine, Tucum (Palmzwirn),
Cocosnüsse, Artikel aus Guinea und Europa; von Pernambuco Salz, Salpeter
und ebenfalls europäische Artikel hieher. Buenos -A y r e s und Montevideo
liefern dem hiesigen Markte besonders viele Häute, Leder, Ochsenhörner,
Talg, getrocknetes Salzfleisch, Weizenmehl. Dieser Küstenhandel
wird grösstentheils in kleinen ein - oder zweimastigen Schiffen
(Sumacken oder Schonern) getrieben und unterhält eine sehr lebhafte Verbindung
der ganzen brasilianischen Küste mit der Hauptstadt. Von der Mündung
des L a Plata nach Rio wird die Fahrt gewöhnlich in zwei und zwanzig
bis dreissig Tagen gemacht, von S. Catharina und Rio grande do Sul
in fünfzehn bis sechs und zwanzig, von Porto-Seguro in acht bis fünfzehn,
von Bahia in zwölf bis zwanzig, je nachdem der Wind dem Stande der
Sonne gemäss längs der Küste von Süd oder Nord bläst. Maranhäo und
Para versenden ihre Erzeugnisse unmittelbar ohne weiteren Verkehr mit
Rio de Janeiro.
Auch der Handel zu Lande ist zwischen Rio und den benachbarten
Provinzen, vorzüglich aber mit S. Paul und Minus, bis wohin noch leidliche
Wege führen, von grossem Umfang. Aus Rio grande do Sul und
S. Paul werden jährlich viele tausend Stücke Schlachtvieh , Pferde und
Maulthiere hieher getrieben, welche sich von da aus über die benachbarten
Capitanien verbreiten. Minus sendet seine Erzeugnisse an Baumwolle,
Kaffe und Taback grossentheils nach Rio de Janeiro, wohin der Weg,
wenn auch von einigen Gegenden weiter als nach Bahia, doch angenehmer,
gesunder und weniger^mühsam ist. Im Jahre 1820 verhielt sich die Einfuhr
dieser Artikel wie folgt: Baumwolle 70,407 Arroben, Kaffe 20,000,