hieher gebracht; aber die Vergleichung der Exportation einiger Artikel au9
dem hiesigen Hafen mit denselben aus England giebt schon einen sehr
günstigen Begriff von der Productivität des Landes. England soll im Jahre
1817, 401,700 Centner Kaffe verschifft und etwa 60,000 Centner selbst
verbraucht haben. Wenn letztere Angabe richtig ist, so würde Rio de
Janeiro allein fast noch einmal so viel Kaffe ausgefiihrt haben, als in
England consumirt wurde.
Schon vor der Ankunft des Königs hatte der bedeutende Capital-
umschlag, für den sich nicht die Hälfte in geprägten Valuten auffinden
liess, wenn auch alle Capitalisten der Provinz ihre Baarschaften zusammengelegt
hätten, die Errichtung einer Bank nöthig gemacht. Es
waren deshalb mehrere der angesehensten Kaufleute und Rentiers zusammengetreten
, welche ein der Summe der von ihnen ausgegebenen Noten
verhältnissmässiges Capital zusammenschossen und durch gegenseitige Bürgschaft
sicherten. Unter der Verwaltung eines eigens von den Gründern
gewählten Ausschusses ging das Institut, welches nur ein blosses Privatunternehmen
war, vorwärts und verbreitete den Credit, welchen es anfänglich
nur unter den Stiftern gehabt hatte, bei dem gesammten merkan-
tilischen Publicum. Es ist wahrscheinlich, dass die Summe der Banknoten
bei dieser Gelegenheit allmälig vermehrt wurde, ohne dass neue Capital-
zuschüsse erfolgten. Später, als das Geschäft einen günstigen Fortgang
nahm, vereinigte man mit der Bank eine Assecuranz-Compagnie, Pachtung
königlicher Regalien u. s. w ., und d^s Institut genoss, in ungestörtem
Betrieb ohne fremde Einmischung, eines so grossen Zutrauens, dass viele
Staatsbeamten einen Theil ihrer Besoldungen sogleich in die Bank ablieferten,
und reiche Gutsbesitzer im Innern des Landes ihre Capitalien nach
Rio schickten, um sie als den sichersten Theil ihres Vermögens daselbst
für ihre Kinder anzulegen. Da der König nach Brasilien kam, trat mit
den neuen politischen Verhältnissen auch eine neue Epoche für die Bank
ein. Ihre Statuten wurden am 12. Oktober 1808 vom Könige sanctionirt,
und das Institut nahm, unter dem Titel Banco do Brasil, eine immer
grössere Wirksamkeit an. Bei dem oft beträchtlichen Bedürfnisse des
Hofes, wie des Staates half die Bank theils gegen wirkliche werthreiche
Depositen, . theils gegen Verpfandung künftiger Staatsgefalle aus. Mehrere
fremde Kaufleute sollen in dieser Zeit, durch plötzliche Präsentation sehr
grosser Summen von Banknoten, die Solidität der Unternehmung haben
prüfen wollen; da jedoch die Zahlungen baar geleistet wurden , wozu
wahrscheinlich auch die genaue Verbindung des k. Münzhauses mit der
Bank beitragen konnte, so erhielt sie sich immer, obgleich ohne eine bekannte
solide Garantie und ohne in besondere Beziehungen mit andern Instituten
der Art zu treten, in sehr gutem Credit, vorzüglich im Mutterlande selbst.
Die neuesten Ereignisse vom Jahre 1821, wo der König vor seiner Abreise
sehr beträchtliche Fonds aus der Bank nahm, für die er einen
Theil der Krondiamanten einsetzte , welche dann später mit nach Europa
zurückgeführt wurden, und, wie man versichert, grosse Unterschleife
, scheinen jedoch die Fundamente dieser Anstalt mächtig erschüttert
zu haben.
Die Masse des baaren Geldes, welches in Rio cursirt, kann man
nicht mit Sicherheit bestimmen, besonders da bisweilen ungeheure Summen
ausgefiihrt werden, deren Abgang für das Ganze oft lange Zeit fühlbar
ist. Vorzugsweise nehmen, wie schon oben bemerkt worden, die Ostindien-
und Chinafahrer meistentheils baares Geld, entweder spanische Piaster oder
portugiesisches Gold, aus dem Hafen mit, wodurch plötzlich ein so grosser
Mangel an Metall entsteht, dass nicht bloss das Gold zu einem ausserordentlichen
Werthe im Curse steigt, sondern auch die Zinsen in Wechselgeschäften
durch Cession oder Endossement, bis auf 20 oder 22 p.C. steigen. Unter diesen
Conjuncturen dauert es oft. mehrere Monate bis sich der directe Geldmangel
verliert. Auch die Operation der Münze, spanische Thaler aufzukaufen,
und umgeprägt als Stücke von drei Pataccas um 1Ö0 Reis theurer in
Curs zu setzen, scheint bisweilen einen momentanen Geldmangel in Rio
hervorzubringen. Der Zinsfuss, welcher hier im Handelsstande für offene
Rechnung, nicht aber für Wechselgeschäfte gebräuchlich ist, ist 12 p. C. Es
steht dieses im Verhältnisse zu dem Taglohn, der bei einem gemietheten
Neger 160 bis 240 Reis, bei einem europäischen Handwerker l bis 2 spanische
Thaler beträgt.
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