lien, welche Brasilien selbst liefert, sind das treffliche Bauholz, Werg und
Pech. Uebrigens ist dieses Zeughaus vergleichungsweise mehr mit der Verarbeitung
des ausländischen Materials beschäftigt, als die andern Arsenale des
Landes, und liefert es jenen, welche dagegen viele Fahrzeuge bauen. Allerdings
kostet vorerst die Erzeugung hier gearbeiteter Stoffe der Regierung
mehr, als wenn man sie durch den Handel unmittelbar aus Europa bezöge;
die geschickten Arbeiter, welche meistentheils Europäer sind, werden nur
durch grosse Bezahlungen gehalten, und die schwarzen oder braunen Lehrlinge
nur mit Mühe an die kräftige Thätigkeit und Ausdauer ihrer Meister
gewöhnt; allein gerade diese Aufopferungen der Regierung thun Noth, um
hier Pflanzschulen für so wichtige Gewerbe zu bilden. So dient diese
Anstalt, wie manche andere, als Beweis jener wohlberechneten väterlichen
Fürsorge, die nicht bloss das Nächste beachtet, sondern das Glück künftiger
Geschlechter im Auge hat. Hier, in einer Welt, die noch roh und unentwickelt
vor dem ordnenden Geiste des Regenten liegt, fühlt dieser sich
über kleinliche, selbstsüchtige Entgegenstrebungen erhaben und durch hohe
Pflichten auf die Schöpfung einer besseren Nachwelt hingewiesen.
Bei genauerer Bekanntschaft mit dem Geiste des brasilianischen
Volkes und dem der Gesellschaft in Rio de Janeiro findet freilich der
Reisende, dass jene Absichten der Regierung im Allgemeinen noch nicht
genug gewürdigt werden, und dass eine zweihundertjährige Colonialverfassung
zu mächtig auf den Charakter des Brasilianers eingewirkt habe,
als dass er sich jetzt schon mit derselben Energie, welche den Europäer
auszeichnet, den ernsten Beschäftigungen der Industrie, der Künste und
Wissenschaften hinzugeben vermöchte, die das Glück und die innere Kraft
eines Staates befestigen. Es ist bis jetzt mehr der Sinn für Bequemlichkeit,
Luxus und gefällige Formen des äusseren Lebens, der sich hier schnell
verbreitet, als der für Künste und Wissenschaften im eigentlichen Sinne.
Während die Ausbildung dieser letztem in nördlichen Ländern später die
Veredlung der Lebensgenüsse * zur Folge hat, kommt man umgekehrt im
Süden von der freieren Entwickelung der Sinnlichkeit und des äusseren
Lebens auf die Vervollkommnung der Kunst und Wissenschaft. Man erwarte
daher in der jungen Hauptstadt noch nicht die grossen und einflussreichen
Einrichtungen für die höhere Erziehung und Belehrung des V°lhs,
welche man in Europa zu sehen gewohnt ist.
Die Bibliothek, wie man sagt, von siebenzigtausend Bänden, ein Geschenk,
welches der König für die Hauptstadt Brasiliens aus Portugal mitbrachte,
ist in dem Gebäude der Tergeiros da Ordern do Carmo aufgestellt. Das
Fach der Geschichte und Jurisprudenz soll am reichsten ausgestattet seyn.
. Uns war besonders das Manuscript einer Flora Flaminensis, d. i. von
Rio de Janeiro, wichtig, das Beschreibungen und schöne Abbildungen vieler
seltener oder unbekannter Gewächse der Umgegend enthält, und einen
gewissen V elloso zum Verfasser hat. Der Zutritt ist dem Publicum während
des grössten Theils des Tages gestattet; indessen wird das Bedürfniss nach
literärischer Beschäftigung hier so wenig gefühlt, dass die Säle ziemlich
unbesucht bleiben. Aus derselben Ursache, und aus der bis jetzt noch
geringen Neigung, mit dem Geiste der Wissenschaften fortzuschreiten, ist
es erklärbar, dass das einzige literärische Journal, welches seit der Ankunft
des Hofes in Brasilien unter dem Titel O Patriota gedruckt wurde, sich
nur einige Jahre erhalten konnte, obgleich es durch die Vielseitigkeit seiner
Tendenz für ein grosses Publicum berechnet war. Eine literärische Erscheinung
aber, welche ehrenvolle Erwähnung verdient, ist des Padre Casal
Corografia brasilica, zu Rio in zwei Bänden gedruckt; ein W erk, welches
zwar hinsichtlich der Ordnung, Präcision und Richtigkeit, namentlich in Behandlung
naturhistorischer Gegenstände, viel zu wünschen übrig lässt, jedoch,
als erstes Compendium einer allgemeinen Geographie Brasiliens, grossen Nutzen
gewährt, und beinahe wörtlich ins Englische übersetzt wurde. (*) In dem
ganzen Reiche werden bis jetzt nur zwei Zeitungen gedruckt, in der Hauptstadt
die Gazeta do Rio de Janeiro, und in Bahia ein Blatt unter dem Titel Idade
de ouro do Brasil. Allein auch diese wenigen Zeitungen werden nicht allgemein
mit Interesse gelesen. Besonders nimmt der Bewohner des Innern, im
w Corografia Brasilica ou relapäo historico -geografica do Rcino do Bra/.il composta por
hum Presbitero secular do Gram Priorado do Crato. Bio de Janeiro. 1817. 4°. Vol. 1. 2. —
A history of the Brazil; comprising its geography, commerce, colonization, 'aboriginal inha-
bitants etc. by J. Henderson. Lond. 1821. 4.