Absonderungen mehr, als irgend ein anderes Gebirge, an tausend Puncten
zugleich der' atmosphärischen Einwirkung ausgesetzt. Schon hiedurch,
noch mehr aber durch seine merkwürdige Zusammensetzung aus Kiesel-,
Thon-, Kalk- und Talkerde, Natron, Eisenoxyd, ja Salzsäure(*) erscheint
der Basalt mehr, als andere Gebirgsarten, wie eine grosse voltaische Säule.
Dieses Bild wird noch passender, wenn man die Zusammensetzung der
einzelnen Lager des Flötztrappgebirges berücksichtigt. Doch bleibt es immer
bemerkenswerth, dass gerade der massige, unabgesonderte, dem Mandelstein
oder der Wacke verwandte Basalt noch leichter verwittert, als der
in Säulen abgesonderte, mehr krystallinische.
II
I
Von einem der höchsten Puncte der Insel-, welcher mit Stämmen von
Pinus canariensis Smith und mit Farrenkräutern bewachsen ist, keimen
wir schon am Abend, durch mehrere tiefe Schluchten und einen dichten
Hain von schönen Lorbeeren und Castanien, zu einer einsamen Kirche
der Nossa Senhora de monte herab. Eine breite Treppe führt zu dem
Tempel, welcher sich auf einem Vorsprung des Berges, zwischen schattigen
Castanicnbäumen erhebt. Eben vergoldete die untergehende Sonne das Meer
und bestrahlte die entfernteren Gegenden der Insel mit einem magischen
Lichte, während die weithin tönende Glocke der Kirche die Wanderer
nach dem Wallfahrtsorte einlud. Die Umgebung desselben ist durch
fromme Sorgfalt mit Blumengebüschen von Geissblatt, Jasmin, Fachsia
coccinea, Baddleja globosa und Finca major besetzt. Jene ausländischen
Gesträuche haben hier ein neues Vaterland gefunden, das sie fast ununterbrochen
mit ihren schönen Blumen zieren. Das Klima dieses glücklichen
Eilandes begünstigt die Producte einer jeden Zone mit gleichem Erfolge;
nur vermisst der Europäer hier seine Eichen, Tannen, Birken und Weiden,
sieht aber dagegen mit Erstaunen neben den Getreide- uiid Obstarten
caucasischer Abkunft, neben dem Feigenbaum, dem Zuckerrohr und dem
Pisang des Orients, neben der Dattelpalme, dem Tomate (Solanum Ly co-
persicurri) , dem zahmen Rohre (Arixndo Doriax) Africa’s, auch die In-
jame (Caladium esculenturn) , den eiertragenden Nachtschatten (Solanum
(*) Kennedy in Gilbert’s Annal. VII. S. 42.6.
Melongena) , die Cactus, Agaven und die Kartoffel America’s gedeihen.
Dass das Zuckerrohr durch den Infanten D. Henrike Navecador aus
Sicilien hieher verpflanzt wurde, ist bekannt. Wenn den älteren Berichten
zu trauen ist, so muss die Zuckerfabrication hier sehr frühzeitig mit grossem
Erfolge betrieben worden seyn, und am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts
kam vielleicht der grösste Theil des in Europa verbrauchten Zuckers aus
Madeira. (*) Nach dem Geschichtschreiber Lemos Paria e Castro lieferten
einhundert und fünfzig Fabriken {Engenhos) jährlich schon sechszigtausend
Arrobas Zucker an königlichem Funftheil (Quinto). (**} Als man aber die
bei weitem grössere Fruchtbarkeit der portugiesischen Colonien in America
kennen lernte, hörte die Cultur des Zuckerrohrs in Madeira allmälig wieder
auf. Dielnjame ( /hhama) wurde bald nach der Entdeckung der neuen Welt
hieher gebracht und ist jetzt eines der gebräuchlichsten Nahrungsmittel,
das an abhängigen, leicht zu bewässernden Stellen häufiger, als selbst die
Kartoffel gebaut wird. Als die Insel den da Camaras, als Donatarien, übergeben
wurde, fingen diese an, die Cultur des Weinstocks vorzüglich zu
begünstigen, der zuerst aus dem griechischen Archipelagus, ebenfalls durch
den Prinzen Heinrich, eingeführt worden war. Der Weinbau nahm seitdem
so schnell zu, dass er schpn vor einhundert und fünfzig Jahren das wichtigste
Geschäft der Colonie wurde. Der grösste Theil der Trauben ist weiss, mit
länglichenBeeren, und eine der geschätztesten die sogenannte P^erdelho.(***')
Die Behandlung der Reben ist hier von der in Portugal üblichen in so weit
verschieden, als man die, auf steinigen und der Sonne ausgesetzten Orten
gepflanzten Stöcke sich an einem, mehrere Schuhe hoch vom Boden angebrachten,
hölzernen Gitterwerke ausbreiten lässt. Sie bilden ein anmuthiges
Laubendach, unter welchem nicht selten der Weg von einer Winzerhütte
zur andern führt. In dem warmen Klima der Insel, deren nackter, schwarzer
Basaltboden viele Wärme aufnimmt und an die Reben zurückgiebt, scheint
diese Art der Cultur besonders zweckmässig zu seyn, während sie in kälteren
(*) H artmann Schedel Liber Chronicarum, edit. Anton. Koburger, 14 93 . p. 390.
(**) Historia geral de Portugal. Lisb. 8. Tom. 6. p. 184.
(***) John W illiams in Transact. of the London Horticultural Society. T. 2 . p. 106