menschenleere Camposgegend, in welcher wir nur zwei kleine Fazendas,
Laranjal und Pires, antrafen. Mächtige Lager des eisenglanzhaltigen
Glimmerschiefers oder die Kruste des Eisensteinflötzes stehen hier als die
oberste Gebirgsbildung über Thon- oder Quarzschiefer zu Tage an. In jenen
beiden findet man eine ausserordentliche Menge von Oktaedern des Magneteisensteins
und von Schwefelkieskrystallen, die in Eisenstein übergegangen
sind; auch frischerer Schwefelkies und grosse Platten von Eisenglanz
liegen zerstreut am Wege. Mittags erreichten wir die, fünf Legoas westlich
von Capäo gelegene Eisenhütte de Prata. Diese, unter den Auspicien
des vorigen .Generalgouverneurs, Conde de P alma, auf Actien von unserem
Landsmanne v. E schwege gegründete Fabrik erzeugt in vier schwedischen
Baueröfen und zwei Reckfeuern jährlich gegen tausend Arrobas
Schmiedeeisen, wovon ein grosser Theil an Ort und Stelle verarbeitet wird.
Das Erz ist ein reicher Eisenglanz, vorzüglich aber Magneteisenstein,
dessen Lager in grosser Mächtigkeit zunächst der Hütte zu Tage geht.
Der Aufseher der Eisenhütte begleitete uns am folgenden Tage nach
der anderthalb Legoas südsüdöstlich gelegenen Lavra des Senhor R omualdo
J oze M onteiro de B arros, dem Ziele unserer Reise. Hier wurden wir
von dem Besitzer, Obersten der Milizen, mit jener liberalen, dem Mineiro
eigenen Gastfreundschaft aufgenommen. Nach dem Mittagsmahle führte
er uns in seine Lavra, deren Formation nicht die des eiseiiglanzhalti-
gen Glimmerschiefers oder der Tapanhoacanga, sondern ein isabellgelber
Thonschiefer ist, welchen goldhaltige Quarzgänge durchsetzen. Der Hauptgang
streicht von Mitternacht nach Mittag, und ist von einem bis zu
zwölf Zoll mächtig. Das Metall ist in dem, an seinen Ablösungen mit einem
braunsteinhaltigen erdigen Ueberzuge bedeckten, mürben Quarze so fein
vertheilt, dass die Stäubchen desselben oft mit blossem Auge nicht erkannt
werden können. Der Gang ist an einigen Stellen ganz ausserordentlich reich
an diesem Metalle. Aus einem faustgrossen Stücke Quarzes, das mit dem
Hammer zertrümmert wurde, erhielt der Neger durch Waschen in unserer
Gegenwart eine sichtbare Quantität sehr feinen Goldstaubes von hundert
Reis Werth. Auch der Thonschiefer, der an den Ablösungen ebenfalls
von erdigem Braunstein öfters dendritisch schwarz überzogen ist, enthält
Gold; allein man bearbeitet in dieser Mine lediglich die Quarzgänge (F'eas,
Filoes). Um letztere zu entblössen, hat der Besitzer das Gebirge an mehreren
Orten mittelst starker Schlagwasser wegspülen lassen, und dadurch
so steile Schluchten in dem ohnehin mürben Gesteine verursacht, dass er
nun kaum ohne Gefahr vor Einsturz, tiefer vom Tage einwärts die Gänge
verfolgen kann. Es wäre viel geratherier, einen regelmässigen Bergbau mit
verzimmerten Stollen und Schächten zu eröffnen. Das hier gewonnene
Gold hat gewöhnlich zwei und zwanzig Karat.
Am Abende besuchten wir die gegenwärtig verlassene Mine auf einem
Felde, Cujabeira genannt, in welcher das chromsaure Blei entdeckt worden
ist. Sie befindet sich kaum eine Legoa von der Fazenda des Senhor
M onteiro entfernt, in einem niedrigen Hügel von Thon , welcher im
Allgemeinen von N. N.W. nach S. S. O. streicht. Vergeblich suchten wir
die Halden durch, um einige erhebliche Stücke dieses seltenen Fossils zu
finden, bis uns der Oberst endlich an einen kleinen Stollen führte, den
er so eben hatte eröffnen lassen. Hier hatten wir das Vergnügen, das
rothe Bleierz in einem Gange von mürbem, graulich weissen, körnigen
Quarze, zwischen ziemlich aufgelöstem, weissen, schuppigen Steinmarke, in
der Mächtigkeit von einigen Zollen bis zu einem Fuss von N. nach S.
streichend, zu beobachten. Der Quarz, welcher die Gangart bildet, ist
hie und da von citrongelber Farbe, oder mit braunem Eisenoxyd durchzogen.
Die chromsauren Bleikrystalle sind klein und sehr klein, und lassen
selten deutliche Endflächen bemerken. Sie bilden wenig geschobene vierseitige
Säulen, die an den Enden scharf zugeschärft scheinen, und kommen
in den Hauptkennzeichen mit den sibirischen überein. Die nähere
Bestimmung der Krystalle, unter welchen sich wahrscheinlich die meisten
der von H auy beschriebenen Abänderungen finden, muss für die Zukunft
Vorbehalten bleiben. In der Nähe der rothen Krystalle kommt nicht
selten ein erdiger Ueberzug von gelblich grünem Bleierz vor, das wir
häufiger auf der Halde unter zahlreichen Magneteisenstein - Oktaedern in
nierenartigen Stücken fanden. Bei der Seltenheit des Fossils schien es uns
von Interesse, eine bedeutende Menge von Stufen desselben zu sammeln,
was uns während eines zweitägigen Aufenthaltes, jedoch wegen der Zerbrech