nächtlichen Erscheinung reisst jeden Zuschauer zur Bewunderung hin, besonders,
wenn er noch niemals Gelegenheit gehabt hat, das flüssige
Element in solcher Herrlichkeit zu befahren. Das Meer wimmelte von
haselnuss- grossen leuchtenden Kugeln, und mit jedem Schlage, welchen das
fortsegelnde Schiff auf die heranstürzenden Wellen that, sprühte es Funken,
gleich glühendem Eisen, wenn es gehämmert wird, oder gleich einem glühenden
kreisenden Feuerrade, und erleuchtete die nächsten Umgebungen.
Ausser jenen unzähligen Feuerkugeln waren auch noch einzelne grössere
leuchtende Blasen, und zwar am häufigsten zunächst dem Schiffe, jedoch
auch ferner von demselben an Stellen, wo sich die Wellen des Meere»
schäumend brachen, bemerkbar. Je dunkler die Nacht ward, desto herrlicher
zeigte sich dieses Phänomen, weshalb es auch in Mondnächten weniger
und nur auf der Schattenseite des Schiffes sichtbar war. In vielen Beschreibungen
von Seereisen ist dieses schöne Schauspiel auch ein Gegenstand
der Untersuchung gewesen. F örster erklärt es theils als Folge der durch
die gewaltsame Reibung des Schiffes erregten Elektricität, theils als Phos-
phorescenz, von fauligen animalischen Stoffen oder von leuchtenden Gewür-
men herrührend. Adanson, und mit ihm die neueren Naturforscher, wie'
v. Humboldt und Peron, schreiben diese Erscheinung lediglich den Mollusken,
Zoophyten und anderen Seethieren zu. Auch wir versäumten nicht,
diesen wichtigen Gegenstand auf das sorgfältigste zu erforschen. W ir Hessen
in der Nacht einige Gefasse mit dem leuchtenden Meerwasser füllen.
Die Hand und Alles, was mit diesem Wässer benässt wurde, leuchtete,
und in den Gefassen wimmelte es, sobald sie geschüttelt wurden, von feurigen
Puncten. Am folgenden Tage, mit Hülfe eines trefflichen Mikroscops
von Utzschneider und Fraunhofer beobachtet, zeigte diess Wasser eine Menge
blasiger, sich bald rundender, bald verlängernder Körperchen von der Grösse
eines Mohnsaamens. ■ Jedes derselben hatte an einem Ende oder im Scheitel
eine kleine nabelartige Oeffnung, mit sechs bis neun zarten Fäden besetzt,
Welche nun im innern Blasenraume flottirten, und womit das Thierchen sich
an fremde Körper anzuhalten und seine Nahrung einzunehmen scheint. Im
Innern dieser Bläschen sah man zuweilen viele sehr kleine dunklere Puncte
auf der einen Seite zusammengedrängt, und hie und da einige etwas grössere,
welche entweder von aussen aufgefangene Reste ähnlicher Geschöpfe oder
die noch auszuscheidende junge Brut seyn möchten. Diese Kugelthierchen,
welche ganz die Beschaffenheit von Medusen haben, und von Peron und
L echenadlt unter dem Namen Orethusa pelagica, von S avigny unter
jenem Noctiluca miliaris erwähnt werden, schwimmen in dem zur Nachtzeit
aufgefangenen Meerwasser mehr oder weniger häufig umher, und
erscheinen dem unbewaffneten Auge, in der Sonne betrachtet, als kleine
Fetttropfen. Sobald das Wasser nicht mit frischem erneuert wird, oder
die Untersuchung zu lange dauert, halten sie sich nicht mehr in der Mitte
des Glases auf, sondern fallen todt zu Boden. Merkwürdig ist, dass diese
animalischen Kügelchen, wenn sie sich nahe kommen, einander unwillkührlich
anziehen und ganze Gruppen bilden, ähnlich den magnetischen Erscheinungen
lebloser Körper. Ein gleiches Phaenomen sahen wir auch im Grossen bei
Tage, hier sowohl als im Ocean. In langen, gelbbraunen Streifen schwammen
nämlich ganze Züge dieser Thierchen auf dem Meere einher und
hatten das Ansehen eines mit Sägespänen bestreuten Baches. Diese Erscheinung
zeigte sich jedoch immer nur da, wo der Himmel mit dichten,
das Meer verdunkelnden Wolken überzogen war. Es scheint, als scheuen
diese Seeinfusorien das Sonnenlicht und ziehen sich bei Tage in die Tiefe
hinab, um mit eintretendem Dunkel wieder auf die Oberfläche heraufzukommen;
wenigstens waren sie in dem Wasser, welches man bei Tage
schöpfte, nicht zu treffen, sondern immer nur in dem während der Nacht
aufgenommenen. Die Lebensart und der gesellschaftliche Instinct, welchen
die obenerwähnten kleinen Orethusen mit de» übrigen Zoophyten, Salpen
u. s. w. gemein haben, mag vielleicht die Ursache seyn, warum sie an
einigen Orten des Meeres zahlreicher, an andern dagegen seltner oder gar
nicht zu finden sind. Im Hafen von Gibraltar waren sie so häufig, dass,
sobald wir mit der Hand im Wasser spielten, ein heller Lichtsaum entstand,
und die herausgezogene Hand an unzähligen Puncten leuchtete. Sämmtliche
Thatsachen scheinen somit darzuthun, dass es Thiere sind, welche die
Phosphorescenz des Meeres vorzugsweise verursachen. Die ansehnlichen,
oft einen Schuh grossen Feuerkugeln, welche einzeln über das Wasser
aufsteigen oder in demselben herumschwimmen, sind vermuthlich grössere
Mollusken oder Medusen, oder auch durch den Phosphorschein dieser Thiere
erleuchtete Wasserblasen. Ausser dieser vereinzelten oder sprudelnden
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