welches nach der Ankunft des Monarchen erbaut und durch die Verschönerung
der umgebenden Gärten zu einem lieblichen Aufenthaltsorte gemacht
worden ist. Mein geht zwischen üppigen Hecken von Cactus, Lantanen,
Bougainvilleen, Cordien, Tournefortien und Mimosa Lebbek hindurch, aus
denen hie und da die Agaven ihre hohen Blüthenschäfte erheben. Bis an das
Gebirge ist die Gegend eben; nur ein isolirter begrünter Kegelfelsen in der
Nähe des k. Lustschlosses ragt pittoresk aus den üppig bunten Gärten und
Pflanzungen hervor. Westlich von der Strasse bringt eine neue Wasserleitung
eine Quelle aus dem Gebirge zur Stadt herab. Städter und Landleute,
zu Fuss und zu Pferde, und zwar nicht selten zwei Personen auf einem
einzigen Thiere, beleben den W eg, welcher für die Wagen der Vornehmen
von der Stadt nur bis 5. Cristoväo fahrbar ist. Es ist erfreulich, in dieser
paradiesischen Gegend schon die Spuren europäischer Betriebsamkeit, fleissig
angebautes Land und schöne Landhäuser zu erblicken. Ueber den grünenden
Abhang des Berges und zwischen häufigen Landsitzen hindurch,
längs einem mehrere Mühlen treibenden Gebirgsbache, gelangt man endlich
auf die Höhe, auf welcher man durch eine herrliche Aussicht nach der Ebene
der Vorstadt von S. Cristoväo belohnt wird. Der Tag neigte sich bereits,
als wir hier ankamen, und wir wünschten, von unserer Fussreise müde,
ein Nachtquartier zu finden. Zwar stand eine Venda (Bude) am Wege, sie
bot jedoch nur Taback, Rum, Zwieback, Minas-Käse, aber keine Herberge
dar; wir waren daher gezwungen, in dem seitwärts gelegenen Landgut
eines uns bekannten französischen Particuliers Unterkunft zu suchen.
Der schmale Pfad führte uns zunächst einem tiefen Thale aufwärts und endlich
zu dem Häuschen mitten im Walde, wo w ir mit einigen gerösteten Bataten
1 und einer hölzernen Bank als Nachtlager vorlieb nehmen mussten. Der
Himmel war majestätisch gestirnt; ein blasses Licht lag auf den dunklen
Wäldern; nur das Rauschen ferner Gewässer unterbrach die Stille dieser
Einsamkeit, und in Betrachtung dieser Herrlichkeiten versenkt überliessen
wir uns heiteren Gemüthes dem erquickenden Schlafe.
Vor Anbruche des Tages zogen wir jenem Geräusche des Wassers
nach und standen, als eben die Sonne aufging, an einem hohen Fel-
senabhange, von dem sich ein krystallheller Bach, zum Theil in Staubregen
aufgelöst, fast hundert Fuss tief in das Rinnthal hinabstürzt. Der
Anblick dieser erhabenen Scene versetzte uns an die Cascaden von Neapel
und Tivoli, die Zierden einer ähnlichen, aber bei weitem minder majestätischen
und üppigen Natur. Im Grunde des Thaies und zunächst
dem Wasserfalle steht eine einfache freundliche Hütte, in der uns Herr
Tonay, ein sehr achtungswerther französischer Maler, begrüsste, welcher
in die stille Einsamkeit zurückgezogen, mit seiner Familie der schönen
Natur lebt. Nur ungern verliessen wir den lieblichen Ort und setzten'
unsere Wanderschaft nach dem entgegengesetzten Abhange des Berges in
S. S. W. fort. Ueber Hügel, die mit dichter Waldung bedeckt sind, gelangten
wir in ein tiefes Thal und endlich an den Fuss der Gavia\ eines pittoresken
Granitgebirges, das sich zunächst dem östlichen Ufer des Sees Camorim
erhebt und durch seine dunkelnden, über die Fläche des stillen Wassers hereinhängenden
Felsen und Waldungen an die einsamen Seen der Schweiz
und des Salzburger Landes erinnert. Der Camorim, welcher auch Jaca-
repaguä genannt wird, ein salziges Binnenwasser, hängt gegen Süden
mit dem Meere zusammen, dem er mehrere Gebirgsbäche zuführt und
von welchem er dagegen bei hohem Wasserstand angeschwellt wird. In
den Niederungen um den See, wo das Dickicht der Manglebäume (*) nicht
jede andere Vegetation verdrängt, wuchern die herrlichsten Sumpfpflanzen
und grosse Büsche von Farnkräutern. Unter andern fanden w ir an dem kühlen
Grunde pittoresker Felsengruppen die schönen blauen Glocken der Gloxinie
(G. speciosa) , welche von hier durch englische Gärtner nach Etfropa gebracht
worden ist. Nur wenige ärmliche Hütten von Fischern, die sämtlich gemischter
Farbe sind, liegen zerstreut in dieser Einsamkeit, aus welcher europäische
Gartenkunst eine an Mannichfaltigkeit und Neuheit der Formen unendlich reiche
Schöpfung hervortreten lassen könnte. Bei dem Ueberflusse des Sees an
(*) Der Mangle oder Mangue-Baum (Rhizophora Mangle L ) , welcher die Man«uesaes
bildet, ist ein niedriger, fast an allen Küsten des Ocearis, besonders in America zwischen den
Wendekreisen vorkommender Baum und merkwürdig durch die Eigenschaft, dass seine Saamen
uoch am Stamme sitzend keimen, u n d , indem sie von da ih r abwärts verlängertes Würzelchen
w den Boden senken, einen dichten Wald aus einem einzigen Individuum bilden. Auf dem Stamme
und unter den Wurzeln desselben hält sich die wegen des Genusses giftiger Kräuter verdächtige
Krabbe Cancer Uca L . auf.
I. Theil.