besuchen. Die Cayapös, auch Caipös sind die mächtigste Nation in der
Provinz von Goyaz. Sie haben die Einöden zwischen dem westlichen Ufer
des Parana und dem Paraguay und um die Quellen und höheren Con-
fluenten des Araguaya inne, und dehnen bisweilen ihre Wanderungen noch
weiter nach Norden und Süden aus. Wir werden Gelegenheit haben, sie
im Verlaufe dieser Erzählung zu schildern. Die Guaycurus (*) oder Quai-
curüs, auch von den Portugiesen Cavalleiros genannt, bewohnen die
grösstentheils offenen und mit Gras bedeckten Ebenen an beiden Ufern des
Paraguay und zwar auf der Ostseite zwischen den Flüssen Tacoary
und Ipane, und auf der Westseite südlich von der Serra de Albuquerque.
Sie machen die zahlreichste und mächtigste Nation in Matto - Grosso aus,
und sind allen ihren Nachbarn furchtbar. Ihre häufigen Kriege haben vorzüglich
die Gefangennehmung der Feinde zum Zwecke, die sie als Sclaven
mit sich fortführen und in harter Knechtschaft erhalten. Vielleicht findet
man bei keinem Stamme der südamericanischen Indier die Verhältnisse
der Sclaverei so sehr ausgesprochen als hei ihnen. Gefangenschaft und
Geburt sind die beiden Ursachen, welche zur Sclaverei verurtheilen. Beides
bedingt einen gewissen Kastenunterschied , den sie mit grosser Strenge
unterhalten. Der Sclave oder dessen Abkömmling kann niemals ein Ehe-
bündniss mit einem Freien eingehen, weil er es durch diese Vereinigung
entehren würde. Er ist zu häuslichen Verrichtungen verurtheilt, und darf
an den Kriegen der Herren nicht Theil nehmen. Es soll bei den Guaycurus
keine Mittel geben, durch welche die Sclaven derselben zur Freiheit
zurückkehren können. Das grosse Uebergewicht dieser Nation über ihre
meisten Nachbarn hat viele der letzten vermocht, sich freiwillig in die
Leibeigenschaft derselben zu begeben. So findet man bei ihnen Indier von
den Nationen der Goaxis, Guartäs, Guatös, Gayväbas, Bororös, Ooroas,
Cayapös, Xiquitös und Xamococös, denn mit allen diesen verschiedenen
Stämmen sind sie in beständigem Zwist und besiegen sie fast immer, weil
(*) Wir heben hier einige der charakteristischen Züge aus dem Leben und den Sitten
der Guaycurus aus, wobei wir theils mündlichen Nachrichten, theils den Berichten über diese
Nation in dem Journal O Patriota (Julius u. folg. 1813) , die den Major des Geniecorps R. F. de
Almeida Serra zum Verfasser haben und von Cazal wörtlich benützt wurden, folgen.
ihnen auch der Besitz der Pferde eine grosse Uebermacht verleiht. Früher
erstreckten sich ihre Menschenräubereien nur auf die Jugend ihrer Feinde,
indem sie alle Erwachsenen niedermetzelten, nun aber mildern sich ihre
Sitten in dieser Beziehung. Cannibalismus jedoch war ihnen stets fremd,
und der grösste Theil des Stammes, welcher längs dem östlichen Ufer des
Paraguay wohnt, ist seit dem Jahre 17QI Bundsgenosse der Portugiesen,
um deren Freundschaft er sich durch eine Gesandtschaft bewarb, und die
ihm auch durch schriftliche Verträge zugesichert wurde. Doch gilt dieses
nicht von der ganzen Nation, denn diejenigen der Guaycurus-Indier,
welche die weitläuftigen unbekannten Länder westlich von diesem Fluss
inne haben, stehen in gar keinem Verkehr mit den Portugiesen. Man unterscheidet
unter den wilden Guaycurus mehrere Zünfte, als die Lingoäs, die
Cambas und die Xiriquanhos, von welchen letzteren sogar die Spanier der
Provinz S. Cruz de la Sierra bisweilen feindlich heimgesucht werden. Sie
bedienen sich des Bogens und der Pfeile, einer Keule von zwei bis drei Fuss
Länge {Porrete) und einer Lanze von zwölf bis fünfzehn Fuss Länge,
welche sie mit einer eisernen Spitze bewaffnen. Ihre Heerzüge unternehmen
sie fast immer zu Pferde, welches sie statt des Zaumes mit einer einfachen,
aus den Fäden von Ananasblättern bereiteten Schnur leiten. . Sie tragen
eine Binde um den Leib, welche ihnen auf der rechten Seite die Keule,
auf der linken das Waldmesser feslhält, und durch deren feste Zusammen-
gürtung sie sich, wie viele andere Indierstämme, gegen die Sensation des
Hungers, der bei solchen Zügen nicht selten eintritt, verwahren. Das
Pferd leiten sie mit der linken Hand und in der rechten führen sie Bogen
und Pfeil oder die Lanze. In ihren Kriegen mit anderen Indiern und mit
den Paulisten, die ihnen zu Lande begegnen, sollen sie die Gewohnheit
gehabt haben, grosse Heerden von wilden Pferden und Ochsen zusammenzutreiben
und auf die Feinde zu jagen, durch welchen Angriff diese in
Unordnung gebracht, ihnen selbst weniger Widerstand leisten konnten.
Der Gebrauch der Pferde ist bei diesen Indianern so alt, als die Europäer
mit ihnen bekannt sind, und es scheint, dass ihnen diese Thiere auf ihren
Streifereien nach den damals spanischen Besitzungen von Assumgäo bekannt
geworden waren, in welcher Gegend sie sich mit unglaublicher
Schnelligkeit vermehrt hatten. Des beständigen Umganges mit Pferden