ihren glorreichen Einzug in die junge Köriigsstadt halten sahen und Zeugen
des Jubels waren, womit ein glückliches^Volk die erste deutsche Fürstin
auf einem Throne des neuen Continentes begrüsste ! Auch unsere längst
erwarteten Collegen, die österreichischen Naturforscher, waren nun hier
angelangt, und wir hofften jetzt gemeinschaftlich mit ihnen unsere Reise
anzutreten. Dieser Wunsch ging jedoch nicht in Erfüllung, indem die
K. K. österreichische Gesandtschaft erklärte, dass sich unsere gelehrten Landsleute
noch längere Zeit in der Capitanie von Rio de Janeiro aufhalten sollten.
W ir mussten daher unsern Plan in die Provinzen von S. Paulo, Minas
Geraes, Goyaz und Bahia zu reisen Beide allein verfolgen, und erhielten
auch alsbald auf Antrag der K. K. österreichischen Gesandtschaft von der
K. brasilianisch - portugiesischen Regierung die dazu nöthigen Pässe und
Empfehlungsbriefe. Alle Vorbereitungen zu dieser Unternehmung waren
bis zu den ersten Tagen des Decembers geendigt, und der Zeitpunct jetzt
gekommen die Hauptstadt zu verlassen. Mit gerührtem Herzen nahmen
wir Abschied von Freunden und Landsleuten, denen uns innige Zuneigung,
Dankbarkeit und gleichartige Bestrebung verband, und traten die Reise
ins .Innere des Landes und zwar nach <S. Paulo an.
D r i t t e s Kapi tel .
Reise von Rio de Janeiro nach der Stadt S. Paulo.
W i r verliessen Rio de Janeiro am 8. December 1817. Mehrere unserer
Landsleute und Freunde gaben uns das Geleite bis auf eine halbe Meile (*)
von der Stadt. Der Anfang dieser Expedition war nicht geeignet, uns
mit frohen Hoffnungen zu erfüllen. Kaum hatten wir von dem Nebenwege
in die breite Hauptstrasse von S. Cruz eingelenkt, als unsere Lastthiere
sich theils niederwarfen, theils zwischen den Häusern und Gärten zerstreuten,
auch mehrere sich der Kisten, die sie trugen, entledigten und das
Weite zu gewinnen suchten. Die Verwirrung nahm zu, als Hr. D ürming,
K. preussischer Consul zu Antwerpen, welcher sich damals in Rio de
Janeiro aufhielt und uns jetzt begleitete, von seinem scheu gewordenen
Thiere abgeworfen wurde, und am Arme stark beschädigt nach der Stadt
zurückgebracht werden musste. Dieses Schauspiel zügelloser Wildheit giebt
im Anfänge jede Karavane , bis die Thiere sich an die Last und an einen
zusammenhängenden Zug gewöhnt haben. Nur unser Landsmann Hr. von
E schwege , der hier zu Lande schon viele Reisen gemacht hatte, blieb hiebei
gleichgültig, wir Neulinge aber wurden mit Angst und Besorgnissen erfüllt.
Letztere stiegen noch mehr, als wir bemerkten, dass eines der Maulthiere,
welches überdies eine kostbare Ladung hatte, gar nicht mehr zum Vorschein
C ) Es ist hier und im Verlaufe der. Erzählung imm^r von portugiesischen oder brasilianischen
Meilen' die .Rede , deren achtzehn auf einen Grad'gehen;
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