nach S. erstreckt, so sehr von ihr abgeschnitten, als läge er fünfzig Meilen
weit davon entfernt. Der Weg über den Cubatäo, so heisst dieser Theil
des Gebirgs, soll sich an einigen Puncten dreitausend und mehr Fuss über
die Meeresfläche erheben, ist äusserst steil und nur für Maulthiere gangbar.
Obgleich unter dem Gouvernement des Hrn. Generalgouverneurs F ranca
e H orta wesentlich verbessert, erlaubt er doch nur, alle Producte des Landes
in geringe Lasten vertheilt auszuführen und die Einfuhren eben so hereinzubringen.
Um die Hauptstadt auch nur mit einer Glocke oder einigem
schweren Geschütz zu versehen, ist ein ausserordentlicher Kraft- und Kostenaufwand
nöthig. Die beiden anderen Seehäfen der Provinz, Paranaguä
und Cananea, ersterer acht und fünfzig, letzterer sieben und sechzig
Legoas von 5. Paul, sind beide unbedeutend. Sie versehen die Comarca
de Curitiba, das eigentliche Wiesenland der Provinz, mit dem Nöthig-
sten, was sie zur See von Santos, Rio oder den Häfen der nördlichen
Küste beziehen, wohin sie mit grossen Barken und Schoonern fahren.
Ihre Ausfuhr ist noch mehr als die von Santos bloss auf Mehl, Ochsenhäute
, Carne seca und etwas Matte oder Paraguaythee beschränkt. Der
letzte Artikel gehört in dem südlicheren Theile dieser Provinz, so wie in
Rio grande do Sul und in den Ländern am Rio de la Plata zu den täglichen
Bedürfnissen des Volkes. Er wird aus den getrockneten und gepulverten
Blättern eines Strauches [Cassine Gongonha nob.) bereitet, deren Aufguss
man durch feine Röhrchen, an welchen ein kleiner Seiher befestigt
ist, einzusaugen pflegt. Aus dieser Darstellung des Handels von 5. Paul,
welche wir durch die unten beigefugten Tabellen (3u.ff.) noch erläutern,
ergiebt sich, dass das Verhältniss des Metallreichthumes hier viel geringer
seyn müsse, als in den nördlichen Provinzen, wo sich im Gefolge eines
ausgebreiteten und ergiebigen Handels ein auffallender Hang zu Luxus
eingestellt hat. Selbst in der Hauptstadt bemerkt man fast Mangel an
klingender Münze, die dem Provincialen noch viel gleichgültiger ist, weil
er in patriarchalischer Einfalt viele europäische Bedürfnisse gar nicht kennt,
und sich durch den Ertrag seiner grossen Heerden für reicher hält, als
durch den Zufluss europäischen Geldes und europäischer Luxusartikel.
Der Zustand der Fabriken in 5. Paul entspricht ganz dem des
Handels. Ausser der häuslichen Verfertigung grober wollener Zeuge, die
zu Kleidern für das Landvolk verarbeitet werden, und groben weissen Filzhüten,
kennt man hier noch nichts anderer Art. Die begütertsten Viehhirten
gerben einen beträchtlichen Theil der Häute selbst, oder salzen sie roh
ein, um sie zu verschicken. Sie gebrauchen zum Gerben wie in Rio de
Janeiro die Rinde der Rhizophora Mangle. Die nöthigen Handwerker sind,
wenn auch nicht immer geschickt und zunftmässig, doch vorhanden. Wenige
Monate vor unserer Ankunft ward von der Regierung eine Gewehrfabrik ,
die früher in Rio bestanden hatte, hieher verlegt und der Leitung des
Hrn. Oberstlieutenants M üller übergeben. Die acht arbeitenden Meister
waren alle Deutsche und vor mehreren Jahren aus der Potsdamer Fabrik
berufen worden. Sie hatten unter ihrer Leitung Mulatten und Neger,
welche sie zwar als gelehrig und gewandt, hinsichtlich ihrer Trägheit und
Unachtsamkeit aber als eigentliche Antipoden deutscher Tüchtigkeit schilderten.
Eine unserer Flinten, die unterwegs im Kampfe mit einer grossen
Schlange unbrauchbar geworden w ar, wurde von einem schwarzen Lehrlinge
recht zweckmässig hergestellt. Man verarbeitet gewöhnlich englischen
Stahl oder solchen, der hier selbst aus dem Eisen von Sorocaba gemacht
wird. Die Producte der Fabrik sind zwar sehr gut, kommen aber der
Regierung bis jetzt bei dem Mangel an Absatz und bei der geringen Anzahl
von Arbeitern, durch deren zweckmässige Verwendung das Geschäft vollkommen
organisirt werden könnte, noch eben so hoch als europäische
Waffen. Als erste Schule für inländische Betriebsamkeit ist jedoch die
Fabrik sehr nützlich und wichtig. j
Der Bischof D on M attheus de Abreu P ereira beschäftigt sich in
seinem Garten ( Ja cra , Chacara, Quinta) auch mit der Zucht der
Seidenraupe, welche sich leicht vermehrt und einen ausgezeichnet schönen
Faden liefert. Da der Maulbeerbaum in dem hiesigen Klima trefflich gedeiht,
so kann man mit Zuversicht erwarten, dass die Seidenzucht einst
mit grossem Vortheile betrieben werde. Es giebt übrigens im Lande
eine andere Seidenraupe, welche besonders in Maranhäo und Para häufig
auf einem lorbeerartigen Gesträuche gefunden, jedoch noch nirgends benützt
wird, obgleich sie leicht zu cultiviren wäre, und das Gespinnst ihrer
Puppenhülle eine noch glänzendere Seide als die europäische verspricht.