caspische Meer dar, ap deren Ufern allmählich sehr grosse Strecken entblösst
worden sind; es ist daher wahrscheinlich , dass diese ehemaligen grossen
Binnenmeere an Tiefe abzunehmen begannen, als sie mit dem Weltmeere in
Verbindung traten. Die Hypothese aber, dass das grosse Becken, welches
einst vom schwarzen und asow’schen, vielleicht auch vom caspischen Meere
gebildet wurde, nach Zerreissung seines Dammes am Bosporus, sich
westlich in das Mittelmeer ergossen, östlich aber von den Abhängen der
caucasischen Steppe in das jetzige Niveau des caspischen Meeres zurückgezogen
habe, dürfte wohl mit der Eröffnung der Strasse von Gibraltar in
Verbindung gebracht werden; wenigstens sind nicht so viele physische
Gründe vorhanden zu glauben, dass jene Strasse durch den Einbruch des
Océans gebildet worden sey. Ob eine ähnliche Gestaltung, wie im Mittelmeere
, auch bei andern grossen Golfen, z. B. in dem mexicanischen, mit
welchem jenes bekanntlich in mancherlei Beziehungen steht, stattgefunden
habe, muss weiteren Untersuchungen überlassen bleiben.
Die Gebirgsbildung in der Nähe des Städtchens Tarifa kommt mit
jener bei Gibraltar überein; der Kalkstein ist jedoch dünn geschichtet, und
die Platten desselben werden daher zu ökonomischen Zwecken gewonnen.
Auf dem Kalkstein liegt ein schiefriger, bläulicher Sandstein, feinkörniger,
als jener von 5. Roque. An den südlichsten Spitzen des Festlandes, welche
hier vom Hafen aus gegen eine kleine Felseninsel auslaufen, auf der ein
Thurm erbaut ist, bemerkt man ein massiges Conglomérat aus Kalksteingeschieben
und Resten noch existirender Seethiere, als Cardien, Mytilen
und der grossen, platten, essbaren Jacobsmuschel, welche bisweilen in dichte
Lagen zusammengehäuft und nur durch wenige Kalksintermasse verbunden
sind. Auch versteinerte Alcyonien, Sertularien, Spongien, Madreporen
und Ophiuren sind in diesem Alluvionsproducte des Meeres, welches unverkennbare
Spuren einer sehr neuen Entstehung an sich trägt, sichtbar. Diese
Bildung scheint, indem das Meer eine hinreichende Menge von Seethieren
und kalkigem Bindemittel täglich hinzuführt, immerfort zu wachsen.
Nachdem wir die Umgegend von Tarifa besichtigt hatten, beschloss
die Gesellschaft, in welcher sich auch Hr.Baron v. N e v e u befand, von hier
auf einem leichten Fischerboote nach Algesiras zurückzukehren. Wir Alle
fühlten uns durch die Anschauung des südlichen Landes, besonders aber
durch den eigenthümlichen romantischen Geist des spanischen Volkes, der
sich hier, wie überhaupt in den mittägigen Gegenden, freier auspricht, in eine
angenehme Stimmung versetzt und unsere Sehnsucht nach den Tropenländern
gesteigert. Herrlich war der Abend, klar und heiter die Nacht, und die Gestirne
der nördlichen Hemisphäre, in den sanftbewegten Wellen der Strasse sich spiegelnd,
schienen uns hier, ah der Mündung des Weltmeeres, mit freundlichem
Lichte gleichsam schon den letzten Abschiedsgruss zuzuwerfen. In Algesiras
kaum angelangt, erhielt der Gesandte die Bestimmung des Wiener Hofes,
vermöge welcher die Fregatte Austria ihre Reise nach Rio de Janeiro allein
antreten sollte, ohne länger auf die übrigen dahin bestimmten Schiffe zu warten.
Da gerade in dieser Zeit die Nachricht von den unruhigen Bewegungen zu
Pernambuco nach Gibraltar gekommen war, so wünschten wir uns Glück, auf
diese Weise einem längeren Verzüge zu entgehen, der durch die fortdauernde
Verspätung des portugiesischen Geschwaders noch vermehrt werden konnte.
Wir waren nur noch einen Tag in Algesiras anwesend, als plötzlich der Ostwind
sich einstellte, und uns ein Kanonenschuss auf der Austria und die dort
ausgesteckte Signalflagge an Bord rief. Gegen Mittag erschien ein Boot mit
der Nachricht, dass die Fregatte in einer Stunde absegeln werde, und brachte
uns dem zufolge eiligst auf dieselbe zurück. Alles war zur Abreise bereit ;
nur unser College, Herr M ik a n , der sich auf einer botanischen Streiferei
zu weit von Algesiras entfernt hatte, war noch nicht am Bord eingetroffen;
wir fingen daher schon an, über sein Ausbleiben unruhig zu werden, als
er, da man eben die Anker gelichtet und die Segel entfaltet hatte, noch
glücklich das Schiff bestieg.
Anmerkung zum dritten Kapitel.
(1) D ie b e i Gibraltar und Algesiras gesammelten Thicre sind: Amphibia: Testudo Mydas.
Laccrta lepida, viridis, ocellata, bosciana, maculata. Scincus algira. Gecko fascicularis. Seps
tndactylus. Pisces : Muraena Anguilla, Helena. Esox Sphyraena, Belone. Pleuroncctes Solea.
Labrus microlepidotus, maculatus, carneus. Epinephelus ruber. Trigla pini. R aja Torpedo. Syngna-
thus Typhle. Blennius viviparus, Pholis. Trichiurus ensiformis. Insecta : Scarabaeus stercorarius,
vernalis. Geotrupespunctatus. Copris h ispana, Paniscus. Onitis Bison, Sphinx. Oniticellusflavipes.
Onthophagus Taurus, medius, Schieben. Hister aequalis, bipustulatus, unicolor. Ateuchus