durch die ausgedehnte Vorstadt von Catumbi, mit dem nordwestlich gelegenen
königlichen Lustschloss 5. Cristoväo zusammen. Mato-porcos lehnt
sich unmittelbar an die Vorhügel des , sich südwestlich von der Stadt
erhebenden, Corcovado an. Wo diese Hügelreihe an der See endigt,
prangt auf ihr die, den südlichsten Theil der Stadt beherrschende, Kirche
Nossa Senhora da Gloria. Von hier weiter gegen Süden nehmen
nur abgerissene Häuserreihen die beiden halbrunden Buchten von Cat etc
und Bota - Fogo e in , und einzelne Häuser liegen in den pittoresken
Nebenthälern zerstreut, welche von dem Corcovado auslaufen und unter
denen das Thal Laranjeiras das anmuthigste ist. Die Stadt misst in ihrer
grössten Ausdehnung schon über eine halbe Meile. Die Häuser, von ver-
hältnissmässig geringerer Höhe und Fronte, als Tiefe, sind meistens aus
Granittrümmern, oder im obern Stock aus Holz gebaut, und mit Ziegeln
gedeckt. Statt der früherhin vergitterten Thüren und Fensterläden, sieht
man jetzt schon überall vollständige Thüren und Glasfenster, und die
düsteren, nach orientalischer Sitte verschlossenen Erker vor den Fenstern
haben, auf königlichen Befehl, offenen Balcons Platz gemacht. Die Strassen
sind grösstentheils-mit Granitsteinen gepflastert und mit Trottoirs versehen;
jedoch sehr sparsam, und fast nur einige Stunden der Nacht mittels der,
an den Muttergottesbildem befindlichen, Laternen beleuchtet. Bei der
Regelmässigkeit der Strassen thut es dem Auge wohl, auf mehrere freie
Plätze, wie den vor dem königlichen Pallast, vor dem Theater, an dem
öffentlichen Spaziergange ( Passeio publico) , oder den des Campo de
S. Anna zu stossen. Die Hügel längs dem nordöstlichen Ufer sind zum
Theil mit grossen Gebäuden besetzt; vorzüglich gewähren das ehemalige
Collegium der Jesuiten, das Klostergebäude der Benedictiner auf dem nordöstlichsten
Hügel, dann der bischöfliche Pallast und das Forte da Conceigäo,
besonders vom Meere aus, eine grossartige Ansicht. Die Residenz der
ehemaligen Vicekömge, welche, nach Ankunft des Hofes von Lissabon,
durch das Carmelitenkloster vergrössert und für die königliche Familie
eingerichtet wurde, steht in der Ebene, dem obenerwähnten Molo gegenüber.
Dieses Gebäude ist keineswegs in dem grossen Style europäischer
Residenzen erbaut, und erscheint im Aeussern nicht würdig des Monarchen
eines so hoffnungsvoll aufblühenden Reiches. Ueberhaupt ist der Charakter
der Bauart von Rio kleinlich und dem des älteren Theiles von Lissabon
ähnlich. Doch scheint es, dass die Baukunst, deren Werke so unmittelbar
einem der grössten Lebensbedürfnisse abhelfen, sich auch hier schneller,
als die übrigen Künste, vervollkommnen werde. Die Anwesenheit des
Hofes fangt schon an, günstig auf den Geschmack der Architectur zu
wirken, wie unter andern das neue Münzgebäude und mehrere Privathäuser
in Catete und Mato-porcos beweisen; noch fortwährend werden auch
Granithügel mit Pulver gesprengt, theils um die Stadt ebener und zusammenhängender
- zu machen, theils um sie durch neue Gebäude zu
verschönern. Unter den Kirchen, welche sämtlich weder schöne Gemälde
noch bildhauerische Werke, sondern nur reiche Vergoldungen darbieten,
zeichnen sich besonders die da Candelaria, de S. Francisco de Paula
durch gute Bauart und die da nossa Senhora da Gloria durch ihre erhabene
Lage aus. Das schönste und zweckmässigste Denkmal der Baukunst aber,
welches Rio bis jetzt aufweiset, ist der im Jahre 1740 vollendete Aquaeduct,
ein Nachbild des in seiner Art einzigen Werkes J ohanns. V. in Lissabon,
durch dessen hochgewölbte Bogen das, von dem Corcovado herabgeleitete,
Trinkwasser zu den Fontainen der Stadt geführt wird. Die grösste dieser
Fontainen, auf dem Residenzplatze unmittelbar am Hafen gelegen, versorgt die
Schiffe, und ist stets mit Haufen von Matrosen aus allen Nationen umlagert.
Capt. Cook erhob mit Unrecht Zweifel gegen die Güte dieses Wassers für
lange Seereisen, denn portugiesische Schiffer haben es versuchsweise nach
Indien und von da nach Rio de Janeiro unverdorben zurückgebracht. Noch ist
man immer beschäftigt, neue Fontainen in der Stadt anzulegen, und während
unseres Aufenthaltes wurden Anstalten getroffen, den grossen Platz von
S. Anna mit einem Brunnen zu versehen, und eine neue Wasserleitung in den
südwestlichsten Theil der Stadt zu fuhren. In einer so heissen und volkreichen
Stadt richtet sich die Aufmerksamkeit der Regierung mit vollem Rechte
auf die reichliche Herbeischaffung von kühlem Trinkwasser; allein die Verbreitung
desselben durch unreinliche Neger, welche es in offenen Gefassen
oder in Schläuchen, oft Stunden lang der Sonne ausgesetzt, feilbieten,
verdiente eine Abänderung durch die Gesundheitspolicei. Ueberhaupt würde
die Regierung sich ein grosses Verdienst um das Wohl der Einwohner
erwerben, wenn das Wasser in mehrere Privathäuser geleitet würde.