der mit diesen eintretenden Regen ist, die auf keiner der Canarien so häufig
seyn sollen, als auf ihr. Ihre südliche Spitze war uns Mittags in S. O.g. O.;
bald darauf entzogen sie dichte Nebel und ein kurz andauernder Regen unsern
Blicken. Eine englische Brigg, welche Colonisten für Neuholland an Bord hatte,
fuhr in dieser Breite ganz nahe an uns vorüber. Es befand sich eine grosse
Zahl von Frauenspersonen auf ihr, die, obgleich aus dem Vaterlande
verwiesen, getrosten Muthes ihrer neuen Bestimmung entgegenzureisen
schienen. Am Abend desselben Tages kam auch die Insel Ferro in unsern
Gesichtskreis, jedoch wie fast immer in Nebel gehüllt. So hatten wir denn
die Grenze der früheren Schiffahrt, von welcher aus der kühne Unternehmungsgeist
eines Bartholomäus Diaz, Columbus, Magalhabns einst neuen
Welten zugesteuert war, überschritten, und segelten, menschlicher Kunst
und Wissenschaft vertrauend, auf dem unabsehbar um uns sich ausbreitenden
Ocean dem Ziele unserer Reise entgegen. Wenn der Bewohner des kleinen
Fahrzeuges sich beim Anblicke des bewegten','unermesslichen Elementes von
Schauder ergriffen fühlt, so staunt er bei der Betrachtung, wie das künstliche
Gebäude über Luft und Wasser triumphirend dahingleitet, die Grösse und
Macht menschlicher Erfindung an. Die Vervollkommnung der Nautik und
der Schiffsconstruction in unserer Zeijt flösst dem Reisenden ein Gefühl
von Sicherheit und Behaglichkeit ein, welches den Gedanken an jede Gefahr
verscheucht. So lernten denn auch wir, auf einem trefflich gebauten, mit
Vorsicht und Kenntniss geleiteten Fahrzeuge, umgeben von einer sich vielseitig
anregenden Gesellschaft, die angenehmste Seite des Seelebens kennen.
Unter abwechselndem Genüsse von Spiel, Musik und literarischen Beschäftigungen
eilten uns die Stunden eben so geschwind vorüber, als unsere
treffliche Seglerin auf dem Wellenspiegel dahinglitt.
Die kleinen, schnell entstehenden und vorübergehenden Gewitter und
Windstösse, welche von jetzt an bisweilen eintraten, schienen gleichsam
nur mehr Abwechselung in das ruhige Seeleben zu bringen, indem sie,
zugleich erhaben und Gefahr drohend, die verschiedenartigsten Gemüths-
bewegungen hervorriefen. Gerade in der Breite von Ferro stürzte plötzlich
ein heftiger Windstoss über das Schiff herein, der mehrere Segelstangen
zerknickte und herabwarf, wodurch einige Matrosen beschädigt, ausserdem
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aber keine weiteren unangenehmen Folgen veranlasst wurden. In der Nähe
jener schönen Inseln, welche schon das Alterthum mit dem Namen der
glücklichen bezeichnete, regte sich besonders in den Naturforschern der
stille Wunsch, durch irgend eine günstige Veranlassung auf einer derselben
landen zu können. Gerne hätten wir den Pic in der Nähe gesehen, und
unter andern Merkwürdigkeiten mit vorzüglichem Interesse die yeberreste
der Guanchen untersucht, welche, unseren späteren Beobachtungen gemäss,
durch ihre schlanke Gestalt, scheinbar wulstige Lippen und breitgedrückte
Nase mit der Bildung der Neger übereinstimmen, durch die spitzig hervör-
stehenden Backenknochen und längeren, schlichten Kopfhaare aber mehr
den alten Aegyptiern ähnlich sind. Der Wind führte uns jedoch mit stets
vermehrter Geschwindigkeit an der schönen Inselgruppe vorüber. Nach
wenigen Tagen befanden wir uns in der Breite des grünen Vorgebirgs.
Am Abend des 14. Junius erblickten wir die Insel Boa T^ista, welche sich
als ein langes, nicht sehr erhabenes Land darstellte; die südlichste Spitze j
des Eilandes blieb uns in N. g. W. zwölf Seemeilen entfernt liegen. Von
den übrigen Inseln war keine zu sehen, da graue Wolken den Himmel
während des ganzen Tages bedeckten. In dem Canale zwischen den cap-
verdischen Inseln und dem Continente von Africa bemerkt man einen grossen
Theil des Jahres hindurch, besonders längs der Küste, einen dichten, weissen
Nebel ( o) , welcher wahrscheinlich durch die Verbindung der Seeausdün-
'Stungen mit dem feinsten, durch die N.O.-Winde aus der benachbarten Sandwüste
hieher geführten, Staube entsteht. Ausserdem mögen die hier zerstreut
liegenden Eilande selbst viel zur Ansammlung und Verdichtung der Ausdünstungen
des Oceans beilragen. Die Seefahrer haben daher selten einen
reinen Himmel für ihre Beobachtungen in diesem Canale, und ziehen gegenwärtig
vor, auf der Fahrt nach dem Cap, nach Ostindien, Neuholland und
America, westlich, jedoch im Angesichte der Inseln zu steuern, während
die früheren Reisen ganz nahe am Continente gemacht wurden. Diejenigen
Schiffe, welche durch den Canal gehen, halten sich in der Länge von
19°und 20° w. von Greenw., und während der Monate, in welchen die
Sonne im Süden steht, mit Vortheil näher am Continente, wo dann
(*) Horsburgh India Directory. Lond. 1817. 4. Vol. 1. Sec. edit. p. 1 1 .