wie die übrigen Theile des Landes , aus Flötzkalk, und gehören in dieselbe
Formation mit dem Karste, jenem öden, durch seine schroffen Zerklüftungen
merkwürdigen Gebirgsrücken, welcher mehrere Stunden breit,
von dem Görzischen Gebiete aus, in der Richtung von West-Nord-West
nach Ost-Süd-Ost an die Ufer des Golfes von Fiume und von da gegen Süden
nach Kroatien fortläuft. Grosse und kleine Höhlen und Blasenräume,
Löcher und Einschnitte, welche dem Gebirge häufig das Ansehen geben,
als wäre es vom Regen ausgewaschen worden, Versteinerungen, wie
Ammoniten, Gryphiten, Terebratuliten, welche jedoch in der istrischen
Halbinsel seltner sind, als auf dem Continente und den Inseln des Golfo
di Qaarnero, ein dichtes feines Gefüge, grofsmuschliger Bruch in unbestimmt
eckige, scharfkantige Stücke, Mangel an Metall, weifs-gelbliche
oder röthlich-graue Farbe — charakterisiren diesen Kalkstein, der die
Hauptformation nicht bloss der Halbinsel, sondern auch aller Inseln im Golfo
di Quarnero und der Uferkette des nördlichen Kroatiens bildet. Auf der
Halbinsel, vorzüglich im nördlichen Theile, sollen sich mehrere grosse,
jedoch noch unerforschte Höhlen finden, deren genaue Untersuchung auch
in Beziehung auf jene fossilen Thierreste, welche man in den Inseln Osero
und Cher so, besonders häufig aber in Kroatien antrifft, merkwürdig seyn
kann. Um Pola selbst ist der Kalkstein ohne solche fossile Knochen, auch
fast ohne Versteinerungen, und zeigt gegen das Meer hin, wo ihn unzählige
Wlytili bewohnen und durchlöchern, nicht selten fast horizontale,
zwei bis drei Fufs mächtige Schichten. Ueber ihm liegt gewöhnlich nur
wenig Dammerde. In früherer Zeit dienten die reichen Steinbrüche von
Pola und Piraho auch zur Erbauung der stolzen Palläste Venedig s.
Die Vegetation ist auf dem trocknen und zerklüfteten Boden keineswegs
üppig. Die Reize der südeuropäischen Flora, zu welcher auch die istri-
sche gehört, bestehen nicht in jenen dichten, hochbelaubten Wildern,
in jenen frischen Gründen und fetten Grasfluren des Nordens; im Gegen-
theil überrascht die Kahlheit der Hügel und der baumleeren, nur mit beinahe
saftlosen Gesträuchen bewachsenen Ebenen, so wie endlich der Mangel
einer gleichverbreiteten Kultur. Die Steinlinde, die baumartige Heide, der
Buchsbaum, einige Cistusrosen, der spanische W'xcholder, die Pistacie,
die Smilax und der Erdbeerbaum bilden eine niedrige, schattenlose,
dürre Waldung, welche selbst unsern düstern Nadelwäldern im Vergleiche
nachsteht (1); die häufig gepflanzten Oel- und Lorbeerbäume aber tragen
in ihrem Ansehn eine Weichheit und einen Glanz, welche der Milde und
Durchsichtigkeit des südlichen Himmels entsprechen. Diese grössere Durchsichtigkeit
und feine Bläue des Himmels bemerkten wir an einigen sonnenhellen
Tagen während unsers Aufenthaltes mit Vergnügen, als sicheren
Vorboten einer günstigeren Witterung und des nahen Frühlings. Auch
standen dessen Erstlinge aus dem Gebiete des Pflanzenreichs: Anemone
hortensis, Parietaria judaica, Plantago subulata und Coronopus, Orni-
thogalum umbellatum, Muscari comosum und racemosum, Ixia Bul-
bocodium, Ranunculus muricatus und parviflorus und einige andere,
schon in voller Blüthe. Von Thieren war ausser einer Testacella euro-
pcea, dem Scorpio italicus und den gewöhnlicheren Erzeugnissen des
Meeres, als Aplysia depilans, Holothuria elegans, einigen Fischen und
Medusen, bei der noch so kalten Jahreszeit fast nichts, zu finden.
Die meteorologischen Erscheinungen waren hier nicht viel von den
in Triest beobachteten verschieden. Der Barometer zeigte 27°, 11'; der
Reaumurische Thermometer in der Luft Morgens nie mehr als 8 , Mittags
10°— 11°, Abends 6°— 7°; im Wasser Morgens 8°—9°, Mittags 90— 10°,
Abends 8 — 8,5°. Die Wasserspindel zeigte die specifische Schwere des Meerwassers
zu 1,0372. Der Fischbeinhygrometer stand zwischen 39° — 48°.
Der Marineofficier, welcher von Pola nach Venedig geschickt
worden w ar * um aus dem dortigen Arsenale ein neues Bogspriet zu bringen,
und Erkundigungen über das Schicksal unserer Begleiterin, der Fregatte
Augusta, von welcher wir an der einsamen Küste Istriens nichts erfahren
konnten, einzuziehen, kam nach einigen Tagen mit dem Bogspriet und der
Nachricht zurück, dafs sich jenes Schiff, nach Verlust aller Maste, Segel
und Schaluppen, an die Insel Chioggia zurückgezogen habe, und von da
- (*) Phillyrea latifolia, Erica arborea, B uxus sempervirens, Cistus Ledon, C. salvifolius,
Juniperus Oxycedrus, Pistacia Lenüscus , Arhutus Unedo.