welche durch ersterebald auf der nördlichen, bald auf der südlichen Seite mehr
beschränkt werden. Die Grenze des beständigen N. O. - Windes im atlantischen
Ocean gegen den Aequator hin hat schon im Jahre 1Ö75 J ohn Sbller(*)
so angegeben, dass er im Januar, Februar und März in 4% im April in 5°,
im Mai in 6% im Junius in 8°, im Julius in Q°, im August in 11°, im
September in 10°, im October in 8°, im November in 6°, im December
in 5° nördlicher Breite aufhöre, und die neuen Beobachtungen bestätigen
diese Angaben. (4)
Wie früher von dem N. 0 .-, so jetzt von dem S. 0.-WTinde mit fast
gleicher Geschwindigkeit geführt, segelten wir dem Erdtheiler zu. Am
28. Junius, wo wir uns in 2°, 19', 29" n. B. und 24*V 2 l' w. L. von Paris
befanden, erschienen einige Tropicvögel (Phaeton aethereus) und Pelikane
(Pelecanus Aquila), hoch über der Fregatte hinschwebend. Diese Vögel
können zwar auf den Wellen ausruhen, pflegen jedoch, besonders die letztem,
sich nur da zu zeigen, wo das Land nicht zu weit entfernt ist. Da wir
uns mitten auf dem hohen Weltmeere befanden, so mussten wir aus der
Erscheinung derselben vermuthen, dass in der Nähe Felsen vorhanden
seyn möchten. Wirklich fanden sich auf einigen unserer Seekarten in der
Länge, wo wir den Aequator durchschneiden sollten, solche Felsen verzeichnet.
Am Abend glaubte der Commandant schon an dieser Gefahr
vorüber zu seyn, als plötzlich gegen neun Uhr das Geschrei der Wachen
vom Mastkorbe erscholl: Brandung vor dem Schilfe! Alle stürzten auf
diesen Ruf voll Verzweiflung aufs Verdeck, und rannten blind durcheinander;
die Einen riefen Feuer, die Andern Schiffbruch. Der Commandant
verlor, jedoch die Kaltblütigkeit und Besonnenheit nicht, und ordnete
schleunigst an, die Segel des Schilfes gegen einander (in Kapp) zu stellen,
um es in seinem Laufe aufzuhalten. Die Nähe der vermutheten Gefahr
beflügelte die Manövres, und das Schiff wurde augenblicklich auf die von
den Klippen abgewandte Seite gebracht. So waren wir nun zwar der
Gefahr glücklich entgangen, und ein Jeder athmete wieder freier nach einem
Momente, der durch das Bild eines so nahen Untergangs auf Alle mächtig
(*) J. Horsburqh India Directory. Lond. 1817. 4. Vol. 1. ed. sec. ,p. 26.
und erschütternd gewirkt hatte; um indessen mit grösserer Sicherheit während
der Nacht zu segeln, wurde für nöthig erachtet, eine kleine Schaluppe zur
Untersuchung des vermeintlichen Felsens auszusetzen. Jetzt kam es nur
darauf an, ob sich einer der Seeofliciere in einem so kleinen Boote dem
unermesslichen, hochwogenden Ocean aussetzen würde. Dem Aufruf des
Commandanten folgend, trat der Schiffslieutenant L ogodetti hervor und
bestieg, nebst einigen Matrosen, mit Compass, einer brennenden Laterne und
einigen Lebensmitteln versehen, die schaukelnde Schaluppe, um gegen die
muthmassliche Brandung hinzusteuern. Als dieses vorging, war der Mond
aus den Wolken hervorgekommen, und beleuchtete die von einem S. 0 .-Winde
bewegte See. Die gesammte Mannschaft des Schilfes, welches seither mit
wenigen Segeln etwas rückwärts gefahren war, hing mit erwartungsvollen
Blicken an dem Boote, dessen Weg durch seine Laterne angezeigt wurde.
Das Schicksal der, in einem offenen, kleinen Nachen dem grossen Ocean,
ja vielleicht einer nahen Felsenklippe ausgesetzten, Reisegefährten beunruhigte
Alle; bald sah man mit Bangigkeit das ferne Licht verschwinden, bald erfüllte
sein Wiedererscheinen mit der lebhaftesten Freude; endlich aber entzog es
sich auf einmal unseren Blicken und schien gänzlich verschwunden zu seyn.
Indem wir uns den verschiedensten Muthmassungen überliessen, ruderte das
Boot glücklich die ganze Nacht hindurch in steter Aufmerksamkeit auf die
* besorgte Gefahr, und kam am andern Morgen glücklich und wohlbehalten
zur Fregatte mit der Nachricht zurück, dass die von den Wachen angegebene
vermeintliche Brandung nur dem Rauschen und dem Widerscheine einer
starken Strömung zuzuschreiben sey.
Dergleichen Strömungen, und zwar nach Westen, welche vermuth-
lich von der Achsendrehung des Planeten, so wie von den beständigen
0 .-Winden abhängen, herrschen, vom 27° w. L. v. Greenw. an, fast das
ganze Jahr hindurch vom Aequator bis zum vierten und fünften nördlichen
Parallelkreise, weniger beständig auch in den ersten südlichen Breitengraden.
Nach Süden bestimmte Schiffe, welche den Aequator in einer zu westlichen
Länge durchschneiden, werden durch sie gegen das Cabo de S. Roqae in
Brasilien hingefuhrt und erleiden, da man nur mit Mühe, der nördlichen
-Strömung entgegen, um jenes Vorgebirg nach Süden herumkommt, einen