Geschwulst der Umgebung, und kündigt sich besonders durch das Gefühl
von Hitze, Spannung und' ein unerträgliches Jucken an. Bei sensiblen
Personen bringt es nicht selten sympathische Anschwellungen der Inguinal-
und anderer Drüsen hervor. Die hauptsächlichen Ursachen derselben sind
nicht, wie man oft irrig annimmt, Unreinlichkeit und wollene Kleidung,
sondern Erhitzung, Hemmung der Ausdünstung, Unregelmässigkeit des
gastrischen Systems und Verstopfung der zweiten Wege, die eben durch
die klimatischen Einflüsse begünstigt werden. Der Stich von Myriaden
verfolgender Moskiten, welcher nach grosser Hitze an trüben, feuchten
Tagen noch unleidlicher wird, trägt ebenfalls zur Entwickelung oder Vermehrung
dieser Krankheit bei. Seltener sind in Rio de Janeiro die Fälle,
wo die Sarna, nach langem chronischen Bestände, in einen allgemein
verbreiteten und fast den ersten Stufen der Lepra ähnlichen Ausschlag
übergeht, und wo sie dann fast immer mit syphilitischer Dyskrasie gepaart ist.
Man gebraucht gegen sie innerlich Limonaden und geringe Dosen von Ca-
lomel, äusserlich Waschungen mit stark verdünntem lauen Rum, Bäder und
Purgirmittel. Auch chronische, in Colliquation, Ruhr oder Lienterie übergehende
Diarrhöen und Hydrops sind häufig in Rio de Janeiro. In der
ersten Periode werden die Diarrhöen, welche grösstentheils von Erkältungen
herrühren, oft durch den Genuss einer warmen Essiglimonade geheilt. Der Diabetes
wird hier, jedoch nicht so oft als in kalten Ländern, beobachtet; man
will die Bemerkung gemacht haben, dass Neger dieser Krankheit bei weitem
weniger unterworfen seyen, als weisse oder braune Menschen; um so mehr aber
leiden erstere an Verdickung der Haut der Füsse (Elephantiasis). Rio de Janeiro
hat keine endemische Wechselfieber; allein die Krankheiten nehmen sehr leicht
eine gewisse Periodicität an, oder der fieberhafte Zustand tritt schon bei dem
geringsten Leiden als Folge der Lebhaftigkeit, mit welcher alle organische
Thätigkeiten vor sich gehen, auf, und ihm folgt schnell völlige Auflösung der
Säfte. Wie sehr die Erhöhung der äusseren Reize, besonders der Wärme
und des Lichtes, in diesem Klima auf die Beschleunigung der Lebensactionen
und auf die darauffolgende Abspannung wirke, konnten wir an uns selbst,
vorzüglich in der ersten Zeit unseres Aufenthaltes, wo der Körper durch
Strapazen und Krankheit noch nicht geschwächt w a r, deutlich wahrnehmen.
Auch in dem ruhigsten Zustande, ohne Einwirkung besonderer
anderer Reize, zeigten unsere Pulse grössere Weiche und Geschwindigkeit,
als in Europa; leider ging jedoch dieses Verhältniss in das entgegengesetzte
über, als wir durch die Mühseligkeiten der Reise kränklich zu werden
anfingen. Diese grössere Lebensthätigkeit äussert sich, wie im gesunden
, auch im krankhaften Zustande durch den schnelleren Eintritt der
Symptome und den rascheren Verlauf der Krankheit. Es ist nichts Seltenes
, hier in Rio de Janeiro und überhaupt in den Tropenländern, ein noch
vor wenigen Tagen in voller Gesundheit blühendes Individuum nach einem
kurzen Leiden an Kolik, Diarrhöe, Fieber u.s. w., dem Tode nahe, mithip-
pocratischem Gesichte, in gänzlicher, Agonie und im letzten Stadium eines
auflösenden Faulfiebers zu sehen. Nur schnelle Anwendung der sichersten,
und kräftigsten Mittel vermag dann zu retten, und in dieser Rücksicht möchte
man sagen, dass die Aerzte hier mehr, als in kälteren Breiten, nicht bloss
Ministri sondern Magistri Naturae seyn müssen. Der Croup zeigt
sich in diesem Lande mit derselben Heftigkeit des Verlaufes, wie in Europa.
Man hat ihn vorzugsweise bei weissen Kindern bemerkt. Wenn es
Grund h at, dass diese Krankheit neuerer Entstehung ist, und die eigentümlichen
Entwickelungsperioden des menschlichen Geschlechts mit charakterisirt,
so ist es doppelt merkwürdig, dass sie auch hier, in dem neuen jetzt von
vielen Weissen besuchten Welttheile, erst vor wenig Jahren bekannt, oder
doch wenigstens erst von ähnlichen Uebeln unterschieden wurde. Man giebt
Beispiele von Heilung durch schleunigen Gebrauch des versüssten Quecksilbers
an. Wie sehr dieses Mittel überhaupt dem Klima der Tropen entspreche,
haben uns mehrere Erfahrungen an uns selbst, gelehrt, und wir rathen in
dieser Hinsicht dem Reisenden, es in jedem Falle anzuwenden, wo es
darauf ankommt, eine specifische Einwirkung auf das Lymphsystem, dessen
Thätigkeit hier durch so vielerlei schädliche Einflüsse gehemmt wird, hervorzubringen;
ja es dient in vielen Gelegenheiten als ein sehr willkommenes
Prophylacticum, indem es der noch schwachen Krankheitsanlage
entgegenarbeitet. Ein vorzügliches Ersatzmittel desselben, besonders bei
den dort häufigen Leberverstopfungen, sind die, das Nerven-, Muskel-
und Lymphsystem zugleich anregenden, Seebäder. Unter die häufigen
Krankheiten können hier, wo der Wechsel der Temperatur auffallender,
als in den nördlicheren Provinzen Brasiliens ist, auch Rheumatismen und
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