sich viel mit der Kultur feiner Obstarten beschäftigt und die Agricultur auf
Malta zum Gegenstand eines literarischen Werkes gemacht. (*) Die Güte der
maltesischen Orangen ist bekannt; mit Recht hält man sie für die edelsten,
welche in Europa gebaut werden. Im Garten des Generals M aitland
kosteten wir einige dieser Früchte, denen man füglich den Namen der
hesperidischen Aepfel geben dürfte. Citronen von der grössten Mannich-
faltigkeit und Pompelmusäpfel ( Citrus decumana) sind eben so häufig
in den Gärten, als Caroben ( Ceratonia Siliqua) und edles Steinobst ,
welches, obgleich vom Caucasus und Pontus stammend, hier unter dem fast
afrikanischen Himmel dennoch zu ausgezeichneter Vortrefflichkeit gelangt.
Die Insel baut etwas Wein, jedoch bei weitem weniger, als sie selbst
bedarf; , man hat aber hier köstlichen Salerner und die heissen Weine
des benachbarten Siciliens. Neben den auch im Norden vorkommenden
Gemüsearten werden ebenfalls die Liebesäpfel [Solanum Lycopersicum)
gepflanzt. In den Gärten und an den dürren Mauern sieht man häufig
die indischen Fackeldisteln (Cactus Ficus indica und C. Opuntia), welche
mit der Aloë dem Charakter der Landschaft etwas Fremdartiges geben.
Das gemeine Volk isst die Früchte des' Cactus, und die zerschnittenen
Blätter giebt man bisweilen dem'Vieh. In Zante werden diese Blätter,
welche eine grosse Menge kohlensauren Saftes enthalten, als ein treffliches
Mittel wider den Stein angewendet, und die Flotte des Admirals Colling-
wood nahm sie eingesalzen unter ihre Provisionen auf. Wir werden im
Verlauf dieser Reisebeschreibung Gelegenheit haben, von der Wichtigkeit
zu sprechen, welche diese fleischigen, sich fast lediglich aus der Luft
nährenden Gewächse für die Bewohner einiger dürren Districte von Brasilien
haben, und wie das Bedürfniss und die Erfahrung die entferntesten
Völker auf gleiche Benützung der Natur hinleitet. Aus den Fasern der
Aloë (Agave americana) wird hier, wie in Calabrien, ein sehr dauerhafter,
seidenartiger Zwirn bereitet. An die Stelle des Heues tritt die
Sula ( Hedysarum coronarium) , welche auf Aeckern gesäet, und
gewöhnlich frisch in Bündeln zum Kaufe auf den Markt gebracht
wird. Dieses Futterkraut würde vor unserer Esparsette den Vorzug
(*) Saggio di Agricoltura per le isole di Malta e Gozo. Messina 1811. Id. 4.
haben, scheint aber den deutschen Winter nicht auszuhalten. Eine Merkwürdigkeit
Malta’s ist der sogenannte Fungus melitensis (2), eine blattlose
fleischige Pflanze, die auf den Wurzeln der Bäume am Meeresufer
parasitisch vorkommt, und früherhin als ein beliebtes Mittel gegen die Phthisis
angerühmt worden ist. Das Volk sieht in der eigenthümlichen Bildung dieser
Pflanze eine Bürgschaft für ihre Wunderkräfte, die sich jedoch nicht bewähren.
Ja selbst die Regierung hatte früher einen hohen Werth auf das sonderbare
Gewächs gelegt und es in Casal Bingli, nicht weit von Boschetto,
durch zwei dafür aufgestellte Wärter pflegen lassen, deren Jeder fünfzig
Scudi als jährliche Besoldung erhielt. Auf den Feldern sieht man Mais, Gerste,
Hafer, Buchweizen und Feldbohnen. Das Getreide soll in den schlechten Gegenden
sechszehn-, in den besten vierundsechzigfaltig tragen, eine Fruchtbarkeit,
welche die von Sicilien übertrifft. Auch die Baumwolle, welche meist gesponnen
nach Spanien ausgeführt wird, der Kreuzkümmel (Cuminum Cyminum L.)
und der Anis (Pimpinella Anisum L . Sison Anisum Spreng.), insgesammt
durch die Kreuzzüge aus dem Orient hieher gebracht, werden auf Malta
und den benachbarten Gozzos, deren eine, die Lampas der Alten, sogar
vom Kümmel den Namen Comino trägt, häufig angebaut.(3)
Ueberhaupt kommt dem Beobachter überall die Erscheinung der sorgsamsten
Benützung auch des kleinsten Vortheils entgegen, welcher dem, fäst
aller Dammerde entblössten, steinigen Boden von den fleissigen Bewohnern
abgewonnen werden- kann. Geschähe aber auch dieses nicht, so würde
das kleine Land, von 6,12 Quadratmeilen Oberfläche, nicht im Stande
seyn, eine Bevölkerung von mehr als siebenzigtausend Seelen aufzunehmen.
Doch soll seit der Besitznahme der Engländer, und vorzüglich in den
letzten Jahren, sowohl durch Handelsstockungen als durch Krankheiten, die
Bevölkerung abgenommen haben. Im Allgemeinen ist zwar die Lage der
Insel sehr gesund; allein der Süd-Ost-Wind (S ir o c c o )welcher während des
Sommers und Herbstes häufig weht und auf dem kurzen Wege von der
afrikanischen Küste bis hieher die bösartigen Dünste, mit denen er geschwängert
ist, nicht an das Meer- abgeben kann, bringt nicht bloss bei
den meisten Einwohnern, unangenehme Gefühle und eine sehr merkliche
Erschlaffung hervor, sondern hat auch bisweilen, besonders wenn er