Sparsamkeit und Wohlthätigkeit auszeichnen, sind in Brasilien, und namentlich
in Minas Geraes zahlreicher als selbst im Mutterlande. Senhor
Imko cen z io bemühte sich, uns aus einem grossen Vorrathe handschriftlicher
Prophezeihungen von dem nahen Glücke Brasiliens zu überzeugen; wir
versicherten hiebei, wenn auch nicht auf D on S e ba st ia ö hoffend, dieselbe
Ueberzeugung mit ihm zu theilen, dass Brasilien seiner schönsten Blüthe-
zeit noch entgegengehe.
Nach dem frugalen Mahle iuhrte uns der Guarda-Mör in seine Lavra,
unmittelbar hinter dem Hause. Diese Goldmine wird schon seit achtzig Jahren,
und zwar früher mit sehr vielen, jetzt nur mit achtzig Negern betrieben.
Auf dem weissen Quarzschiefer, der den Hauptstock des ganzen Gebirges
bildet, liegt hier ein mächtiges Lager des eisenhaltigen oder sogenannten Eisenglimmerschiefers,
welches, in einer Höhe von dreissig bis vierzig Klaftern
entblösst, steile, stahlgraue Wände darstellt. Diese Gebirgsart besteht
aus einem feinkörnigen, rauchgrauen Quarze, und stahlgrauen, feinkörnigen
Eisenglanze, der die Stelle des gemeinen Glimmers vertritt. Gewöhnlich
ist sie dünn, selten bis zu einem Fuss dick geschichtet, oft bei grossem
Quarzgehalte fast zerreiblich, und auf den Ablösungen mit gelblich braunem
Eisenocker überzogen. Hie und da kommt darin grossblättriger, meistens
wellenförmig gebogener, derber Eisenglanz vor. Der sogenannte Eisenglimmerschiefer
streicht in Stunde 22 von Süden nach Norden, und fallt
unter Winkeln von 50" bis 80" nach Osten. Mehr oder weniger vom
Quarze abgesondert kann sein Eisengehalt fünfzig bis siebenzig Procente
betragen. Man bemerkt Uebergänge in reinen Eisenglanz , häufiger aber
noch in den Quarzschiefer, der die Hauptformation ausmacht, und dem
er nur als mächtiges Lager untergeordnet ist. Gegen den Gipfel des
Berges hin wird diese Bildung von der, bereits bei Villa Rica beschriebenen
Eisensteinflötzformalion bedeckt, in welcher grosse Stücke von Quarz
eingewachsen sind. Die grössten und reichsten Stücke von Eisenerzen,
die bei dem Goldwäschen nicht zerstossen werden können, werden von
den Negern auf dem Kopfe aus der Mine getragen, und längs dem Berge
vor dem Hause in einen hohen Wall aufgeschichtet, der die grössten Schmelzwerke
Jahre lang zubeschäftigen im Stande wäre. Das Gold ist von goldgelber
Farbe, und kommt zwischen dem Eisenglimmerschiefer in feinen Körnern
vor, die viele einzelne Krystallisationsflächen zeigen, und bisweilen so an
einander gewachsen sind, dass sie mehrere Zoll lange, dünne, röhrenförmige
, an einander stossende Reihen bilden. Auch im Eisensteinflötze und
im Quarze kommt Gold vor, mehr aber noch auf den Ablösungen des derben
Eisenglanzes selbst. Ein mächtiger Bach fallt zur Regenzeit aus dem oberen
Theile des Berges in die hinterste Schlucht, welche das Eisenglimmerschieferlager
bildet, bringt die, aus dem Eisensteinflötz auf der Höhe
des Berges losgerissenen Goldtheilchen mit sich, und wäscht den Schlich
aus dem zerreiblichen Eisenglimmerschiefer ebenfalls durch. Ein Theil
desselben wird in einen, unterhalb der Fazenda vorgerichteten Teich herabgeführt
, und hieraus das edle Metall mittelst der Pateas ausgewaschen.
Beim Schmelzen erhält das hiesige Gold, wahrscheinlich durch die beträchtliche
Beimengung von Braunstein, Arsenik und Spiessglanz, vielleicht auch
von etwas Platina, eine sehr hellgelbe Farbe; wenigstens behauptete unser
Wirth, dieses Metall schon erhalten zu haben. (2)
Nachdem wir in der schönen Hauscapelle des wackeren Sebastianista
in Gesellschaft der versammelten Nachbarn'einer feierlichen Messe beigewohnt
hatten, gab er uns einen des Weges kundigen Mulatten zum Führer
nach dem Hospicio da Mai dos Homens im oberen Theile des Gebirges
mit, und entliess uns unter herzlichen Segnungen. Ueber grasreiche, von
vielen Gräben durchschnittene Abhänge führte uns der Weg an der Westseite
des Berges in die Höhe. Allmälig wird die Gegend kahler und steiler; immer
fremdartigere Pflanzenformen treten an dem einsamen, felsigen Wege äuf,
düster bebuschte Hügel und Rinnthäler wechseln mit lachenden Wiesenabhäii-
gen oder weissschimmernden Felsenriffen ab, und rauschende Quellen, die
zwischen dichten Gehägen von Farnkräutern, Orchiden und Aroiden herabstürzen,
laden hie und da zur Ruhe ein. Endlich gelangt man auf einem
engen Steige, durch dichte niedrige Waldung, in ein hohes amphitheatralisch
geschlossenes Thal, aus dem das freundliche Gebäude des Hospicio hervorglänzt.
Die ganze Natur athmet hier Zufriedenheit, und ein unaussprechliches
Gefühl von milder Ruhe und Wohlbehagen erfüllt hier die Seele des Wanderers.
Auf einer breiten steinernen Treppe steigt man bis zu dem Kloster