dass die sie tragenden Personen sich tief beugen müssen, um durch die gewöhnliche
Thüre ihrer Hütten ein- und auszugehen; auch sind die dichten
Haare gegen die Spitze zu so in einander verwickelt, dass an eine Reinigung
derselben mittelst des Hamms nicht zu denken ist. Durch diese Haarbildung
haben die Cafnsos Aehnlichkeit mit den Papus auf Neuguinea, wir hielten
es deshalb für interessant, das Bild einer solchen Cafusa in ihrer Tracht
dem Atlas beizufügen.
Die niedrigen Berge bei Aldea da Escada sind die letzten Verzweigungen
der Serra do mar. Eine kleine unansehnliche Hügelreihe
verbindet hier die Vorgebirge dieses Zuges mit jenem der Mantiqueira.
Die Vegetation ist ungemein reich und üppig; sie vereinigt mit den Formen
des Waldgebirges auch die zarteren der Campos und der Sümpfe. Grosse
Plumierien, Echites und andere blumenreiche Apocyneen, glänzende Hamelien
und hochstämmige mit prachtvollen violetten Blumen bedeckte Rhexien
schmücken die Gegend hie und da zu einem Feenlande aus. An Thieren,
besonders an Insecten erschienen jedoch diese Fluren zur Zeit unserer Reise
arm. Das Gebirge besieht aus Gneiss, bisweilen mit vielem schwarzen
Schörl. Ehe man nach M o g y das Cruces, einem kleinem Flecken, etwa
zwei Meilen von Tarumä kommt, tritt an mehreren Stellen ein röthlicher
Sandstein hervor, welcher mit Lagern von Thon abwechselt. Man steigt
allmälig beträchtlich abwärts und findet in der Tiefe den Fluss Tiete, dessen
schwarzbraunes Wasser hier einen viel langsameren Lauf hat als weiter
nordwestlich, wo er bis zu seiner Vereinigung mit dem Rio Parana
viele Fälle macht.' In Mogy wurden wir von der Familie des Capitao
mit grosser Herzlichkeit und Theilnahme aufgenommen. Diese guten Leute
hatten von den Deutschen ähnliche Begriffe, wie einst die Griechen von den
Hyperboräern. So war ihnen denn nicht bloss die Entfernung unseres nördlichen
Vaterlandes, sondern auch unser Aeusseres interessant. Der weibliche
Theil der Familie musterte mit der den Paulisten eigenen Naivität und Grazie
unseren Anzug, wobei man auch die hier so sehr geschätzte weisse Hautfarbe
unserer Personen rühmte. Wenige Tage vorher war ein Arbeiter des Hauses
von einer giftigen Schlange {Schirar aca) gebissen worden und gestorben.
Ein Fläschchen mit Eau de Luce, das wir in dem gastfreien Hause als
Mittel gegen ähnliche Unfälle zurückliessen, erwarb uns die Segnungen der
ganzen Familie. Die Umgegend von M o g y ist zwar schon ziemlich bebaut,
doch scheint besonders gegenwärtig der Mangel an arbeitenden Händen,
welchen zum Theile der Abmarsch von Milizen nach dem Süden verursachte,
sehr fühlbar zu seyn.
Am letzten Tage des Jahres eröffnete sich, nachdem wir einen
Wald nebst einer öden, grösstentheils sumpfigen Wiesengegend, und ein
niedliches Landhaus, Caza pintada genannt, drei und eine halbe Legoa
von der Hauptstadt, hinter uns gelassen hatten, von der Anhöhe de
Nossa Senhora da Penha aus, vor uns die Aussicht auf die Cidade
de S. PauloS welche sich auf einem Hügel in der hie und da mit
Gebüschen oder Wäldchen besetzten Ebene erhebt. Mehrere grosse Gebäude
geben ihr von dieser Seite aus eine sehr stattliche Ansicht, vorzüglich
zeichnen sich das ehemalige Jesuitencollegium, jetzt die Wohnung
des Gouverneurs, das Carmelitenkloster und der bischöfliche Pallast aus.
Als wir in der Stadt ankamen, fanden wir durch die gütige Aufmerksamkeit
eines Landsmanns ein Haus zu unserem Empfange bereit und, so
viel es die .Umstände erlaubten, eingerichtet. Hr. D a n . P e t . M ü l l e r , Obristlieutenant
bei dem k. p. Ingenieurcorps, dessen Vater anfänglich Geistlicher
der protestantischen deutschen Gemeinde, dann Secretär der Akademie der
Wissenschaften zu Lissabon gewesen war, hat, obgleich von frühester
Jugend an in Portugal erzogen, doch die theilnehmendsten Gesinnungen für
seine ursprünglichen Landsleute behalten und empfing uns mit einer deutschen
Offenheit und Freundschaft, welche in uns sogleich die innigste
Hochachtung und Dankbarkeit erregen musste, Gefühle, die wir uns freuen
hier öffentlich aussprechen zu können.