schöne, uns bisher unbekannte Papageien, einige Arten von Waldhühnern,
besonders das niedliche Jacü (Penelope Wlctrail, leucoptera), Schildkröten
und frei herumlaufende Affen schienen mit zur Familie gerechnet zu
werden. Unser Wunsch, die selteneren dieser Vögel zu besitzen, den der
Soldat mit eifrigen Vorstellungen unterstützte, blieb unbefriedigt, bis dieser
die Thiere fing und sie dem Eigenthümer in der einen Hand, ein glanzendes
Geschenk in der andern vorhielt. Nach langem Hin- und Herschielen
griff der Indianer gierig nach dem Geschenke, und so blieben wir gleichsam
durch einen stillschweigenden Vertrag im Besitze unserer Beute.
Nach und nach kamen die Indianer, welche sich in den Wald und
hinter die, wie in allen Aldeas, weit von einander entfernt stehenden Hütten
geflüchtet hatten, wieder zum Vorscheine, fuhren jedoch fort, nur Seitenblicke
auf uns zu werfen. Ein altes Mütterchen kehrte indessen zu ihrer Arbeit
zurück und stampfte eifrig Maiskörner in einem ausgehöhlten Baumstamme;
ein anderes knüpfte mittelst eines Hölzchens an einer halbvollendeten Hangmatte
5 die jüngeren Weiberblickten neugierig hinter den benachbarten Palm-
stammen hervor; sie waren theils ganz nackt, theils mit einem Stück weis-
sen Baumwollenzeuges um die Lenden bekleidet; einige trugen Glasperlen,
andere Schnüre von schwarzen und rothen Saamen (von Carma glanca,
Abrus precatorius und Ormosia coccinea Jacks.'), oder von Affen- und
Onzenzähnen um den Hals. Die unmündigen Kinder wurden von den Müttern,
auf dem Rücken festgebunden mit hin- und hergeschleppt; auch diese
Säuglinge waren schon mit rothen und schwarzblauen Strichen und Puncten,
besonders, im Gesichte, geziert, denn die Zärtlichkeit der Mütter übt sich,
sobald, sie nur vom Schlafe erwacht sind, in dieser Malerei.(!,!) Die hier
wohnenden Indianer pflegen jedoch, wie die meisten Stämme im südlichen
Brasilien, nur verwischbare Malereien aufzutragen, und die Sitte des Ta-
tuirens findet sich mehr bei den Völkern am Amazonenstrome. Nachdem
(*) Schwarz färben die Indianer mit den Früchten des Genipapo (Genipa americana); bläulich-
schwarz- mit denen einer noch nicht beschriebenen Art Cissus: tinctoria, caule articulalo sub-
tetragono, foliis ovatis cordatis subcjuiwjueangularibus acutis remote mucronato - serratis utrintjue
glabriusculis, pedunculis ‘axillaribus solitäriis umbelliferis, umbellae radiis (juatuor ad sex
dichotomis; roth mit den Saamen der Urucüpflanze (Bixa Orellana) oder mit rothem eisenhaltigen
Steinmark, wovon es Lager an den Flüssen giebt.
wir unsere stummen Wirthe noch mit mehreren Geschenken erfreut hatten,
die alle ohne Aeusserung von Dankbarkeit angenommen wurden, kehrten
wir zu der Fazenda zurück, um unsere Waffen und Maulthiere abzuholen.
Einige Indianer, durch die Geschenke angereizt, folgten uns
hieher nach, und Hessen sich nochmals mit Branntwein und Maismehl
bewirthen. Unter ihnen befand sich nëbst seiner Frau ein bejahrter Indianer,
der sich durch einen ziemlich starken Bart auszeichnete. Die
indianischen Frauen sollen übrigens mehr Anhänglichkeit an die Neger,
als an ihre eigenen indianischen Männer bezeigen. Nicht selten erscheinen
daher entflohene Neger als die Cicisbei der Indianerinnen in den Wäldern
und werden auch von diesen leidenschaftlich aufgesucht. Gerade das Gegen-
theil findet bei den indianischen Männern statt, welche die Negerinnen
unter ihrer Würde halten und verabscheuen. Nach einem etwas vertraulicheren
Abschiede verliessen wir unsere Gäste und ritten durch eine
dichte Urwaldung nach Guidowald fort, wo wir noch vor Sonnenuntergang
anlangten.
Dieser Meierhof ward von dem Commandanten in der Absicht, die zu
civilisirenden Indianer immer vor Augen zu haben, ganz nahe bei einigen
Aldeas derselben erbaut. Er liegt in einer engen, dicht bewaldeten Gegend,
am westlichen Abhange der Serra da Onga, eines Theiles der Serra do
mar. Der Rio Xipotö, ein nur sechs Klafter breiter Fluss, welcher nicht
weit von hier entspringt, und sich darauf mit dem Rio da Pornba vereinigt,
fliesst« nördlich unweit der Fazenda vorbei und trennt sie von den jenseitigen
Niederlassungen der Indianer. Die herrschende Gebirgsart in dieser
Gegend ist Gneiss oder Gneissgranit, über welchem mächtige Lager von
rothem Letten liegen. Man will hier zwar Spuren von Gold gefunden
haben, jedoch führen die Bäche nichts, als kleine Trümmer von Quarz, Berg-
krys.tallen und Splitter von Amethysten mit sich. Wo der Wald umgehauen
und bebaut ist, liefert er reichliche Erndten von Mais, Mandiocca, Bohnen
und auch Baumwolle. Wir waren nur einige Stunden in Guidowald angelangt,
so' sahen wir eine Horde von Coropós, welche mit getrockneter
Brechwurzel gekommen waren, um solche bei Capitän M arlier gegen
Kattun und Eisenwaaren zu vertauschen. Sobald sie hörten, dass hier
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