nach welchen diese Directoren und die ihnen untergeordneten Caboa die
Civilisation der Indianer vermitteln sollen, machen der Regierung Ehre. Im
Allgemeinen ist es nämlich das Verhältniss der Tutoren, in welchem die
Directoren zu den in Aldeas versammelten Indianern {Indios aldeados)
stehen sollen. Ihre Hauptpflicht ist, die sich unterwerfenden Indianer zu
aldeisiren, sie auf kluge Art zur Bebauung des ihnen als Eigenthum angewiesenen
Landes anzuhalten, und ihnen überhaupt in dem neuen gesellschaftlichen
Verbände mit Rath und That an die Hand zu gehen. Um
diese neuen Vasallen zu erhalten, ihren gleichsam eingebornen nomadischen
Instinct zu besiegen und sie an eine bleibende Stätte zu gewöhnen,
hat die Regierung auch\die Fürsorge getroffen, dass die neu aldeisirten Indianer
nicht bloss auf zehn Jahre von aller Steuerabgabe frei sind, sondern auch
die ersten Jahre einen gewissen Vorrath von Maismehl, Mais, Und Ackerbauwerkzeugen,
als Messer, Hacken, Beile von dem Director umsonst
erhalten. Dem vom Könige Sebastiaö gegebenen, von J oze I. bekräftigten
und jetzt allgemein in Brasilien eingeführten Gesetze gemäss, welches alle
eingebornen Indianer frei von Sclaverei und als freie Staatsbürger erklärt,
ist der Generaldirector sowohl als jeder der einzelnen Directoren beauftragt,
die Indianer gegen die oft gehässigen Eingriffe der benachbarten
Colonisten sicher zu stellen, und überhaupt zu wachen, dass ihnen der
Schutz des Gesetzes als freien Bürgern zu Statten komme, dass aber auch
andererseits ihre Vergehungen unter Rüge und Strafe der Obrigkeiten
fallen. Obgleich bestimmte Gesetze den Directoren einen gewissen An-
theil an den Erwerbnissen der Indianer zusichern, beziehen jene doch in
Minas Geraes nichts dieser Art, weil man die hiesigen selbst nach vielen
Jahren noch nicht dazu vermocht h a t, mehr als die nothdürftigsten Vor-
räthe von Mandiocfca und Mais anzubauen. Der Vorth eil des Directors
besteht daher lediglich darin, dass er die durch Milde und Freigebigkeit
gewonnenen Nachbarn zu seinen eigenen Geschäften, der Fällung der
Waldungen, der Anpflanzung oder der Einsammlung der Brechwurzel u. s.w.
gegen Verköstigung oder um geringen Lohn verwenden kann.
Der Director der nächsten Aldeas der Coroados wohnt nicht im
Presidio de S. Joäo Baptista selbst, obgleich er hier ein Haus besitzt,
sondern auf seiner, eine Stunde entfernten Pflanzung (floss«), von wo
aus er uns am nächsten Tage besuchte. Diese Sitte, sich den grössten
Theil des Jahres hindurch entfernt von den volkreicheren Orten auf den abgelegenen
Landgütern aufzuhalten, herrscht in ganz Brasilien. Sie ist von
den ungünstigsten Folgen für die Moralität und das häusliche Glück, weil
Mann und Frau deshalb oft viele Monate lang getrennt von einander leben,
was zu vielem Unfuge Veranlassung giebt. Der Director benachrichtigte
uns, dass sich gegenwärtig nur wenige Coroados in den nächsten Aldeas
befanden und die meisten nach dem zwölf Legoas gegen Osten entfernten
Bache Buhahe gezogen seyen, wo sie Ipecacuanha sammelten. Um jedoch
unserem Wunsche, mehrere Indianer in der Nähe zu beobachten, Genüge
zu thun, lud er die noch Anwesenden unter vielen Versprechungen in
unsere Wohnung ein. Mehrere kamen herbei und Hessen sich in dem
Eingänge des Hauses nieder, wo wir sie mit Branntwein bewirtheten. Sie
waren alle mürrisch, stumm und misstrauisch; wahrscheinlich, weil sie
fürchteten, von uns zum Militärdienste entführt zu werden. Weder durch
Freundlichkeit, noch durch Geschenke und Musik waren sie zu erheitern,
sondern dachten immer nur auf Gelegenheit, in ihre Waldungen zu entfliehen.
Wirklich entwischten nach und nach auch Alle; wir sahen uns daher
genöthigt, unsere Beobachtungen über diese Naturmenschen bis zur Ankunft
in Guidowald, der Fazenda des Generaldirectors, welche fünf Legoas süd-
■ östlich von S. Joäo, mitten unter den Aldeas der Indianer liegt, zu versparen,
und verwendeten unsern hiesigen Aufenthalt jetzt dazu, die benachbarten Wälder
zu durchstreifen. Diese dicht verschlungenen Urwälder, in deren Innerem
fast ewiges Dunkel herrscht, sind geschaffen, die Seele mit Schauder und
Furcht zu erfüllen; wir wagten nicht, ohne von Soldaten begleitet zu seyn,
oder doch wenigstens wohlbewaffnet und uns nahe zusammenhaltend , uns in
dieselben zu vertiefen. Selbst zunächst den Rossas läuft man Gefahr, und
muss sich vor den grimmigen, Wache haltenden Hunden fast eben so wie vor
wilden Thieren des Waldes vertheidigen. Eine Menge der merkwürdigsten
Insecten, besonders schöne Rüsselkäfer, Schmetterlinge, neue Waldvögel und
mehrere seltene Säugthiere, wie die Tamanduä-bixuna, belohnten den Zoologen.
Für den Botaniker sind diese Wälder, obgleich durch die beständige
Feuchtigkeit für das Einlegen der Pflanzen nachtheilig, durch ihren Reichthum,
.4 6 * . ;