um durch Entdeckungen den Umkreis de9 menschlichen Wissens zu erweitern.
Mehr als von irgend einem Theile Amerika’s gilt das Gesagte
von Brasilien, dem schönsten und reichhaltigsten, bis jezt jedoch wenig
bevölkerten und wenig gekannten Lande, — dem Herzen dieses neuen
Continentes.
S e i n e M a j e s t ä t d e r K ö n ig v o n B a i e r n , dieser grossinnige
Beförderer der Wissenschaften, überzeugt vonden Vortheilen, welche für
leztere und für die Menschheit überhaupt aus der nähern Kenntniss Amerika’s
hervorgehen, ertheilte zu diesem Ende im Jahre 1815 der Akademie
der Wissenschaften zu München den Befehl , über eine ins Innere
von Südamerika zu machende Ktterärische Reise Bericht zu erstatten.
Unter den zur Reise Ausersehenen befanden wir uns Beide, der Akademiker
Sp ix für Zoologie, der Akademiker M artius für Botanik. Es lag
damals im Plane, von Buenos-Ayres aus zu Lande nach Chili, von
dort nordwärts nach Quito zu reisen und über Caraocas oder Mexico
nach Europa zurückzukehren.
Eingetretene Hindernisse bestimmten jedoch 3ie königliche Regierung,
jene Expedition einstweilen zu verschieben. Nach kurzer Zeit erneuerte
sich indessen bey S e i n e r K ö n ig l ic h e n M a j e s t ä t v o n B a i e r n der
Wunsch, eine solche Reise in jene Länder unternehmen zu lassen, und
die Vermählung Ihrer K. K. Hoheit K a r o l in a J o s e p h a L e o p o l d i n a ,
Erzherzogin von Oesterreich, mit S . K. Hoheit B o n P e d r o d’A lc a n t a r a ,
Kronprinzen von Portugal, Algarbien und Brasilien, bot die schönste Gelegenheit
zur Ausführung der königlichen Absicht dar. Eben als dieses Band,
durch welches der neue Welttheil in noch engere Verwandtschaft mit Europa
treten sollte, geknüpft wurde, war S e i n e M a j e s t ä t d e r K ö n ig
v o n B a i e r n in allerhöchsteigener Person zu fVien gegenwärtig, und
beschloss nach Uebereinkunft mit dem k. k. Hofe, welcher gesonnen war,
Gelehrte im Gefolge der erlauchten Braut nach Brasilien abgehen zu lassen,
einige Mitglieder Seiner Akademie zu gleichem Zwecke der österreichischen
Expedition beizuordnen. Die ehrenvolle Wahl fiel auf uns
Beide, und wir erhielten demnach am 28. Januar 1817 die Weisung,
eiligst nach fVien und von da nach Triest abzureisen, um uns dort
auf den bereit liegenden Fregatten nach Rio de Janeiro einzuschiffen.
Die königliche Akademie der Wissenschaften bekam gleichzeitig den Befehl,
un9 mit gelehrten Aufträgen, sowohl in Beziehung auf unsere speciellen
Hauptfächer, als überhaupt auf Alles, was in den Kreis unserer Beobachtungen
und Forschungen fallen dürfte, zu versehen, und diejenigen Instrumente
mitzutheilen , von deren Anwendung während der Reise sich
vorzüglich interessante Resultate für die Wissenschaften erwarten Hessen.
Diesen Aufträgen zufolge wurde die Bereicherung der beiden
Fächer, der Zoologiep nämlich und der Botanik, den Reisenden zur Haupt-
Pflicht gemacht, zugleich aber mittelbar die Berücksichtigung der übrigen
Zweige der Wissenschaft, soweit es Zeit und Umstände zuliessen, anempfohlen.
Dr. S p ix , als Zoolog, verpflichtete sich, das gesammte Thierreich
zum Gegenstände seiner Beobachtungen und Beschäftigungen zu machen.
In dieser Beziehung hatte er Alles, was den Menschen, den Ureinwohner
sowohl als den Eingewanderten, seine klimatischen Verschiedenheiten,
seinen körperlichen und geistigen Zustand u. s. w. betrifft; den äus-
sern und innern Bau der daselbst lebenden Thiere aller Klassen, von den
höchsten bis zu den niedrigsten; ihre Gewohnheiten und Instincte, ihre
geographische Verbreitung und Wanderung, so wie endlich die unterirdischen
Reste von Thieren, diese sichersten Documente der Vergangenheit
und der allmähligen Entwickelung der Schöpfung, zu beachten. —
Dr. M artius , als Botaniker, übernahm die Bestimmung, die tropische
Pflanzenwelt in ihrer ganzen Ausdehnung zu erforschen. Neben dem
Studium der dort vorzugsweise einheimischen Familien lag ihm die Untersuchung
derjenigen Formen besonders ob, welche durch ihre Verwandtschaft
oder Identität mit denen anderer Länder Schlüsse über das ursprüngliche
Vaterland und die allmählige Verbreitung derselben auf der Erde
gestatten. Diese Forschung- wollte er mit der Berücksichtigung der klimatischen
und geognostischen Verhältnisse in Verbindung bringen, und
deshalb auch auf die niedrigsten Bürger des Pflanzenreiches, wie die
Moose, Flechten und Pilze ausdehnen. Die Veränderüngen, welche sowohl
die einheimischen, als die eingeführten Pflanzen unter gewissen
äusseren Einflüssen erleiden, die Geschichte des Bodens und der dort ge