ledernen, am Vorderleibe befestigten Beateleben versehen. Sie suchen sich
gewöhnlich nur solche Stellen aus, wo der Fluss nicht zu reissend ist, Krümmungen
macht und tiefe Löcher hat. Die grossen Steine und die oberen
Sandschichten schürfen sie zuerst mit dem Fusse oder der Schüssel weg, und
heben dann von dem tieferen, älteren Flusskiese {Cascalho vir gern) eine Pa-
tea voll heraus. Mit Schütteln, Abspülen und Abstreifen der oberen Steine
und Sandschichten wird nun so lange fortgefahren, bis der schwere Goldstaub
unten im vertieften Centrum des Gefässes rein in seinem Metallglanze
erscheint, worauf mit der Hand etwas Wasser zugegossen, und das Gold endlich
rein in das lederne Beutelchen gestreift wird. Diese Art des Goldwaschens
wird hier Mergulhar, Untertauchen, genannt. Jede Schüssel voll Cascalho,
zu deren Ausschwemmung etwa eine Viertelstunde Zeit erfordert wird, liefert
gewöhnlich eine Ausbeute von einem bis zwei.Vintem (Goldgroschen), und
ein Mann kann auf diese Art täglich mehrere Guide* gewinnen. Bisweilen
die Goldwäscher den erhaltenen Schlich auf einem an Ort und
Stelle errichteten Planheerd (Canon).
Hier in dem berühmten Mittelpuncte des Goldlandes aijgelangt, hegten
wir den lebhaften Wunsch, recht bald die eigentlichen Minen selbst zu
- besichtigen. Unser Freund und Landsmann Hr. v. E schwege kam diesem
Verlangen sogleich entgegen, und führte uns auf den östlichen Abhang des
Morro de Viüa Rica, welcher bis jetzt die grösste Ausbeute geliefert
hat. Von dem südlichen Hügel des Berges {As cabefas) aus kamen wir
durch mehrere, mit Fachsia gezierte Gärten, zunächst dem Hospicio de Jerusalem
vorbei und längs einem tiefen Graben, zu einer kahlen Fe^enschlucht,
die unregelmässig zerrissen und voll von herabgestürzten Felsentrümmern,
ein Bild der wildesten Zerstörung darbot. Wie erstaunten wir, als unser
Freund uns bedeutete, dieses sey die reiche Goldmine von Vdla Rica! Die
Mine, worin wir uns eben jetzt befanden, gehörte dem Obersten Vblozo,
und ist eine der ältesten und ergiebigsten. In mehreren aus der Hohe
herabgeführten Wassergräben befanden sich in gewissen Entfernungen Siebe
und rohe Ochsenhäute angebracht; erstere dienen um den gröberen
Schutt abzuhalten, letztere um in den aufwärts gerichteten Haaren den
Goldstaub aufzufangen. Hie und da sah man auch einzelne Gruben {Mondeos)
, in denen sich der goldhaltige Schlamm oder Sand ansammelt.
Sobald die Regenzeit beginnt, werden diese einfachen Vorrichtungen in
Thätigkeit gesetzt. Das künstlich herbei - und in die Gräben geleitete
Wasser schlemmt das Gold aus dem Gesteine aus, und bringt es entweder
in die Gruben herab oder zwischen die Haare der Ochsenhälfte. Das Metall
wird hierauf aus dem Schlamme in jenen Behältern von Negersclaven, die bis
an den Gürtel entblösst, auf hölzernen Bänken darin sitzen, mittelst der
Gamella ausgeschlemmt, und das in den Ochsenhäuten aufgefangene Gold
in eigenen Kufen ausgewaschen und ausgeklopft. Die früheren Besitzer
haben diese Mine immerhin durch mehrere hundert Sclaven bearbeiten lassen,
und ungeheure Summen daraus gewonnen; jetzt scheint sie aber ziemlich
verarmt zu seyn, so dass nur wenige Goldwäscher darauf unterhalten
werden, und die Arbeit grösstentheils an freie Neger gegen einen täglichen
Pacht von einer Patacca überlassen wird. Man nennt diese Art, das Gold
in einer offenen Mine zu gewinnen, Minerar a talha aberta.
Nachdem wir sämmtliche Anlagen dieser Mine, oder richtiger dieser
Schurfarbeit, wodurch nur der gröbste Theil des Metalls gewonnen, der
übrige aber den Flüssen zugefiihrt, und so die eigentliche Goldformation auf
eine zweckwidrige Art zerstört oder bedeckt wird, in Augenschein genommen
hatten, wendeten wir uns zur Untersuchung der geognostischen
Verhältnisse des Morro de Killa Rica selbst. Dieser Berg läuft in der
Richtung von W. n. O. längs dem Thale des Ribeiräo do Oiro Preto bis
zu dem Orte Passagem in einer Ausdehnung von fast zwei Legoas fort ,
und scheint, wie die Formation an den beiden Ufern in der Tiefe des
Thaies beweist,.ehemals mit dem hohen Itacolumi zusammengehangen zu
haben, späterhin aber durch die Gewalt der Gewässer von demselben getrennt
worden zu seyn. Er ist hie und da mit niedriger Waldung und
bis auf den höchsten Gipfel mit Gras und Gesträuchen bewachsen. Sein
Rücken ist ziemlich eben und der Berg nach der Stadtseite weniger steil.
Das oberste Gebilde (3), ein Eisensteinflötz, welches hier zu Lande (*) Tapanho-
(*) Tapanho - acanga bedeutet nicht in einer der africanischen Sprachen, sondern in der
Lingua geral einen Negerkopf, dessen Äehnlichkeit mit dem oft als Glaskopf auf der ©her«
fläche incrustirten Gesteine Veranlassung zu dem Namen gegeben hat.