sitencyste bereits von einem lockeren Geflecht von Bindegewebszellen des Wirtes umgeben,
die in den folgenden Tagen und Wochen eine feste Kapsel bilden.
Während der We i t e r e n tw i c k l u n g in d e r Cy s t e treten schon einige Charaktere
der erwachsenen Form auf, insbesondere der Darmkanal, während rein larvale
Strukturen, wie Augenbecher, Bohrapparat und Cystogenzellen verschwinden. Die vollentwickelte
Metacercarie ist etwa 3- bis 4mal so groß wie die Larve vor der Encystierung.
Dem Wachstum des Parasiten geht eine Vergrößerung der Cystenhüllen parallel. Di© Metacercarie
besitzt neben den von Ciu r e a beschriebenen Charakteren Sinnespapillen, Hautdrüsen,
Kopfdrüsen (letztere mit den Bohrdrüsen der Cercarie identisch) und ein schon
hochkompliziertes Nervensystem, das mit Hilfe der vitalen Alizarinfärbung eingehend
studiert werden konnte. Bemerkenswert hieran ist die Lage des Zentralnervensystems
h i n t e r dem Pharynx und das Vorhandensein ventraler Längskommissuren.
Die I n f e k t i o n s r e i f e der Opisthor chis-Metacercarie tritt bei einer W assertemperatu
r von 18 bis 20° knapp 6 Wochen nach der Cercarieninvasion des Wirtsfisches ein.
Wird ein Opisthorchis-beiallener Fisch vom E n d w i r t e verzehrt, so werden im M a g e n
zunächst die Cysten aus dem Fischgewebe herausgelöst und die bindegewebigen Kapseln
verdaut. Die eigentliche Parasitencyste besteht aus zwei Schichten, einer äußeren relativ
starren Lage und einem zarten elastischen Innenhäutchen. Die äußere Schicht erfährt
durch Magensaft eine Umwandlung, die sie fü r Trypsin leicht angreifbar macht. Ein
Ausschlüpfen findet im Magen nicht statt. Unmittelbar nach Übertritt der Cyste ins
Du o d e n um wird die äußere Schicht der Parasitencyste durch aktiviertes Pankreastrypsin
verdaut und die Larve hierdurch stimuliert, aus dem Innenhäutchen, das für
Dünndarmsaft nicht angreifbar ist, hervorzubrechen. Galle ist hierbei entbehrlich und
allein nicht imstande, ein Ausschlüpfen hervorzurufen. In vitro bei 37° C erfolgt die
Excystierung mit Magensaft vorbehandelter Cysten in frischem Dünndarmfistelsaft des
Hundes gewöhnlich schon nach 20 Sekunden bis IV2 Minuten. Infolgedessen werden die
Metacercarien in vivo bereits unmittelbar hinter dem Pylorus frei. Die Excystierung
kommt selbst noch in einer Verdünnung des Dünndarmsaftes 1 : 10 000 und in einer
Lösung von Trypsinum (Kahlbaum) 1:50 000 zustande, wenn auch merklich verzögert.
Die prompte Wirkung des Dünndarmsaftes wird erst durch den vorausgegangenen Einfluß
des Magensaftes ermöglicht. Ohne Magensaft-Vorbehandlung kann zwar auch eine Excystierung
zustande kommen, verläuft aber wesentlich langsamer und in anderer Weise.
Der gesamte Excystierungsprozeß zeugt von einer äußerst feinen Anpassung des Chemismus
der Parasitenhüllen an die Verdauungssäfte des Endwirtes, sowie an die weiteren
Lebensbedürfnisse der Metacercarie.
Vom Duodenum aus wandern die jungen Opisthor chis in die Mündung des Du c t u s
c h o l e d o c h u s ein und steigen in den Gallengängen zur L e b e r empor. Die beiden
Eigentümlichkeiten des jungen Parasiten, unmittelbar nach Übertritt ins Duodenum auszuschlüpfen
und dann sofort an der Darmwand Halt zu fassen, verringern die Gefahr
des Vorbeipassierens an der Eintrittspforte zur Leber. Trotzdem gelangt ein Teil der
Würmer in tiefere Dünndarmabschnitte und geht zugrunde. 2l/z Stunden nach der Fischmahlzeit
sind die ersten Parasiten in den unteren Gallenwegen, 5 Stunden nach der Infektion
in der Leber angelangt. Das Larvenmaximum befindet sich nach 2 V2 bis 5 Stunden
im Duodenum, nach 10 Stunden in den unteren Gallenwegen und von 20 Stunden an in
den Gallengängen der Leber. In der Dünndarmwand, der Bauchhöhle, dem Pfortaderblute
und im Leberparenchym wurden niemals junge Opisthorchis angetroffen. Nach einer doppelten
Unterbindung und durch Trennung des Ductus choledochus einer Katze unterblieb
eine Besiedelung der unteren Gallenwege und der Leber. Die Auffindung der kleinen
Öffnung des D. choledochus ins Duodenum wird anscheinend durch eine positive Chemotaxis
des jungen Parasiten bezüglich Gallesubstanzen erleichtert.
Zum Vergleiche mit der Opistfeorcfeis-Wanderung vorgenommene Versuche an Fasciola
hepatica bestätigten die Ansicht von S s in it z in , S h ir a i und Su zu k i, daß der Invasionsweg
junger Fasciola nach Durchbruch der Darmwand durch die freie Bauchhöhle führt.
48 Stunden nach der Cystenfütterung eines Meerschweinchens wurde das früheste Stadium
der Leberinvasion beobachtet. Die Parasiten saßen ausschließlich in der äußersten Schicht
des Leberparenchyms am Ende sehr kurzer, an der Leberoberfläche beginnender Bohr-
gänge. Opisthorchis und Clonorchis, sowie wahrscheinlich alle anderen Opisthorchiiden
einerseits und Fasciola hepatica anderseits, haben also völlig verschiedene Invasionswege.
Wahrend der We i t e r e n tw i c k l u n g im E n d w i r Azur geschlechtlichen Reife
bleiben die Kopfdrüsen der Metacercarie, d. h. die ursprünglichen Bohrdrüsen der Cercarie
erhalten. Die Hautdrüsen der Metacercarie erfahren eine beträchtliche Vermehrung.
Das Sekret der Haut- und Kopfdrüsen spielt vermutlich eine wichtige Rolle bei der Ernährung
des Parasiten und bei der Pathogenese der Opisthorchiasis. Die E i a b l a g e des
herangereiften Parasiten setzt zwischen der 3. und 4. Infektionswoche ein. Die Mindestdauer
des gesamten Zyklus vom Opisthorchis-m bis zur abermaligen Ablage von
Eiern betragt 4 bis i S Monate. Neben K a t z e und Hu n d konnten experimentell auch
Ka n i n c h e n , Me e r s c hwe i n c h e n , M a u s und Af f e mit Opisthorchis infiziert
wer en, nicht dagegen Schaf, Ratte und Ige^yDa auch Infektionsversuche an E n t e n
negativ Verliefen, so dürfte Opisthorchis geminus Loos aus ägyptischen Enten und Raubvögeln
nicht identisch mit O. felineus sein.
Die Opisthorchis-Cercarie gehört der P l e u r o l o p h o c e r C a -Gr u p p e S ewel l an.
Es werden einige Abänderungsvorschläge für die Diagnose dieser Gruppe gemacht. Die
Opisthorchis-Cercarie gleicht in ihrem Grundbaue völlig der Cercarie von Cryptocotyle
Imgua, einem Heterophyiden. Auch andere Eigentümlichkeiten der Entwicklung beider
Vertreter stimmen überein. Es darf hieraus geschlossen werden, daß Opisthorchiiden und
Heterophyiden eine natürliche Einheit bilden. Um dieser Einheit auch innerhalb des
Systems Ausdruck zu verleihen, dürfte sich die Schaffung einer gemeinsamen Oberfamilie
g - Qpisthorchioideaii g im Sinne W it en b e rg s empfehlen. Unklarheiten bezüglich des Baues
verschiedene* Heterophyiden-Cercarien und der Cercarie von Clonorchis sinensis, die insbesondere
den Sitz der Schwanzmembranen betreffen, werden diskutiert.
Der erste Opisffcorcfc|si-Zwischenwirt Bithynia leachi lebt vorwiegend im klaren Pflanzenreichen
Wasser langsam fließender oder stehender Gräben, kommt aber auch in
Flüssen und Seen vor. E r gehört, wie die Opisthorchiasis selbst, vorwiegend der Ebene an
und ist m Mitteleuropa seltener als die Schwesterart B. tentaculata, die für die Opisthor-
cMMbertragung nicht in Frage kommt. Die g e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g der
Opisthorchiasis stimmt im allgemeinen mit dem Vorkommen von B. leachi überein. Die
Hauptfaktoren der Epidemiologie, Reichtum an Bithynien und Fischen, Fischnahrung
der Bevölkerung und Haustiere, enges Beieinander von Siedelungen und Wassergräben
und infolgedessen erhöhte Infektionsmöglichkeit für End- und Zwischenwirte finden sieh
gewöhnlich in Flußniederungen und Deltas vereint vor; daher offenbar die Bevorzugung
solcher Gebiete durch die Opisthorchiasis.