
und bei erwachsenen Katzenleberegeln. Es wäre meines Erachtens sehr wünschenswert, das Nervensystem anderer Trema-
todenarten an Hand der vitalen Alizarin-Färbung neu zu studieren und insbesondere daraufhin zu prüfen, ob das von mir
geschilderte oberflächliche ventrale System des Vorderendes eine allgemeine Verbreitung hat, was ich glauben möchte,
oder eine Besonderheit von Opislhorchis ist. Allerdings wird die Alizarin-Methode nicht bei allen Arten anwendbar sein. Sie
versagte mir z. B. bei erwachsenen Schistosomen. Die besten Erfolgsaussichten werden voraussichtlich jugendliche Exemplare
und Metacercarien bieten. Die folgende Beschreibung des Nervensystems der Opisthorchis-Metacercarie ist aus eingehenden
Einzelbeobachtungen an ca. 50 Alizarin-gefärbten Würmern entstanden. Die Zeichnung (Fig. 33) ist eine Kombination
aus zahlreichen Skizzen dieser Exemplare.
Bei der Betrachtung des Nervensystems gehen wir am besten von der Z e n t r a l k
ommi s s u r aus, die mit ihren Hauptabzweigungen schon an ungefärbten Exemplaren
deutlich erkennbar ist. Sie liegt dorsal vom Verdauungsrohr, befindet sich aber im Gegensatz
zur allgemeinen Regel nicht vor. sondern hinter dem Pharynx. Das gleiche Verhalten
findet sich auch beim erwachsenen Wurme, ferner bei Clonorchis sinensis und Metorchis
albidus. Es ist vermutlich für die ganze Familie der Opisthorchiiden charakteristisch*).
Die Zentralkommissur unserer Metacercarie ha t etwa die Form einer quergestellten Hantel.
Nach hinten zweigt sich jederseits im Bogen der dicke Nervus cardinalis oder ventralis
ab. Gemeinsam mit ihm entspringt schräg nach lateral und hinten ziehend der Anfangsteil
des hinteren Seitennerven. Aus den beiden Vorderhörnern der Hauptkommissur gehen
jederseits drei vordere Äste hervor. Der äußere entspricht dem proximalen Stück des vorderen
Seitennerven. Von den beiden mittleren wendet sich der eine dorsalwärts und vereinigt
sich mit dem von Looss als Nervus supracerebralis bezeichneten oberflächlichen
Längsstamm; der andere geht ganz entsprechend in einen oberflächlich gelegenen ventralen
Längsstamm über, der meines Wissens bisher noch nicht beschrieben worden ist. In
unmittelbarer Nähe der Vorder- und Hinterhörner liegen in lockerer Verteilung eine Anzahl
von Ganglienzellen, die in ihrer Gesamtheit den beiden Zentralganglien entsprechen.
Das peripherische Nervensystem zeigt jederseits drei sehr oberflächlich gelegene
L ä n g s s t ämme , die sich vom M. S. N. bis zum Hinterende erstrecken. Einer dieser
Stränge verläuft in der äußersten Seite und entspricht nach der üblichen Nomenklatur
dem distalen Teil des Nervus Lateralis posterioryl Commissura lateralis + distaler Teil
des Nervus lateralis anterior. Ein zweites Längsbündel liegt dicht unter der Rückenhaut.
Es befindet sich von allen drei Längsstämmen am weitesten median und entspricht nach
der hergebrachten Terminologie dem distalen Abschnitt der Nervus dorsalis posterior +
Nervus supracer ebralis nach Looss (= Commissura dorsalis nach Z a i l e r ) + dem distalen
Teil des Nervus dorsalis anterior. Der dritte Längsstamm schließlich verläuft unmittelbar
unter der Bauchhaut und liegt in Dorsoventralansicht zwischen dem seitlichen und dem
dorsalen Stamme. Dieser Nerv entspricht nur in seinem hinteren Abschnitte dem schon
lange bekannten Nervus cardinalis oder ventralis. Der vordere Teil ist anscheinend bisher
noch nicht beschrieben worden. E r beginnt vorn am Mundsaugnapf, gibt kurz darauf ein
Verbindungsstück nach der Zentralkommissur ab, den proximalen Abschnitt des schon
*) Bei den verwandten Heterophyiden scheint das zentrale Nervensystem, soweit ich durch die Literatur und eigene
Präparate orientiert bin, vor oder über dem Pharynx zu liegen. Die Opisthorchiiden stimmen bezüglich der Lage der
Zentralkommissur mit den Holostomiden überein, bei denen S z i d a t (1929) das Zentralnervensystem stets hinter dem
Pharynx f a n d .g j Auf die Bedenken, die gegen die L o o s s ’sehe Annahme bestehen, daß sich in Zweifelsfällen aus der
Lage der Zentralkommissur die Frage entscheiden lasse, ob ein Mundsaugnapf oder ein Pharynx vorliege, haben bereits
O h d n e r und S z i d a t hingewiesen. Die verschiedene Lage der Zentralkommissur im Verhältnis zum Pharynx bei verschiedener
Trematoden dürfte weniger auf Lageverschiebungen des Zentralnervensystems als vielmehr des locker fixierten
Pharynx beruhen. Wenigstens deutet darauf das Verhalten der Opisthorehia-Siadien hin. Bei der Cercarie fand ich den
Pharynx dicht h i n t e r der Zentralkommissur, bei der Metacercarie dagegen v o r dieser. Die Verschiebung des Pharynx
nach vorn hängt in diesem Falle offenbar mit der Verkürzung des Präpharynx zusammen.
genannten Nervus ventralis anterior und zieht dann etwas seitlich über die beiden Hörner
des Zentralnervensystems hinweg. Hinter der Hauptkommissur verläuft er unmittelbar
ventral von dem dicken Nervus cardinalis. E r schmiegt sich diesem im weiteren Verlaufe
immer dichter an und vereinigt sich schließlich kurz vor dem B.S.N. mit ihm zu einem
gemeinsamen ventralen Stamme. Dieser teilt sich in Höhe der Mitte des B. S. N. in zwei
Äste, von denen der schwächere mehr median, der andere mehr lateral nach dem Hinterende
zieht. Vor der Vereinigungsstelle zwischen Nervus cardinalis und dem oberflächlichen
Bauchnerven träg t nur der letztere die quergerichteten Ringkommissuren, während der
N. cardinalis bis hierhin ohne Nebenäste bleibt. Hinter der Vereinigungsstelle entspringen
die Ringkommissuren von dem gemeinsamen Stamme bzw. von den beiden hinteren Gabelästen.
Auch auf der dorsalen Fläche können übrigens neben dem dorsalen Hauptstamme
noch ein oder zwei sekundäre Längsäste in Höhe der Exkretionsblase vorhanden sein. Sie
finden sich aber nicht so regelmäßig wie die beiden ventralen Gabeläste und nehmen ihren
Ursprung auch meistens nicht von den dorsalen Hauptstämmen, sondern von Querkommissuren.
Nach der üblichen Nomenklatur wäre der Abschnitt des oberflächlichen Bauchstranges,
der zwischen den Vereinigungsstellen mit dem Nervus cardinalis und dem N. ventralis
anterior liegt, entsprechend der Commissura lateralis und der C. dorsalis als C. ventralis
zu bezeichnen. Allerdings hätten wir dann eine ziemlich lange „Kommissur“ vor uns, der
eher die Bedeutung eines selbständigen Nerven als die eines bloßen Verbindungsstückes
zukommt, denn sie ist ihrerseits Trägerin von Querkommissuren, wie übrigens auch die
laterale und dorsale C. Die ventralen, lateralen und dorsalen Längsstämme der äußeren
Körperschicht imponieren, wie gerade die Alizarinfärbung sehr schön zeigt, vom Kopf
bis zum Hinterende als durchaus einheitliche Nerven. Sie bilden ein Hohlgerüst, in das
gewissermaßen die zentrale C. mit ihren drei vorderen und drei hinteren Wurzeln eingehängt
ist*).
Die drei Paare der oberflächlichen Längsstämme werden durch die schon mehrfach
genannten quer verlaufenden R i n g k omm i s s u r e n verbunden. Wenn die einzelnen
Stücke der Quernerven auch nicht immer ganz genau aufeinanderstoßen, sondern manchmal,
beim Überqueren eines Längsnerven rechtwinklig abbiegend, erst ein kurzes Stück
in diesem verlaufen und auch andere kleine Unregelmäßigkeiten Vorkommen, so sind
doch im allgemeinen geschlossene Querringe erkennbar. Einzelne der dorsalen Quernerven
snalten sich beim Passieren des lateralen Längsstammes in. zwei ventrale Halbringe. In folgedessen
ist die Zahl der Quernerven auf der reicher nervierten Ventralseite in der
Regel etwas größer als dorsal. Dorsal finden sich insgesamt 21—25, ventral 26—29 Querkommissuren.
Sie verteilen sich auf die einzelnen Körperabschnitte wie folgt: Zwischen
dem M. S N. und dem Zentralnervensystem liegen dorsal meist 2—3, ventral 3—4 Quernerven,
zwischen der Zentralkommissur und dem Vorderrande des B.S.N. dorsal 6—7,
ventral 8—9. in Höhe des B S.N. dorsal und ventral meist 2, vom Hinterrande des B.S.N.
bis zum Körperende dorsal 10—13 und ventral 12—14 Querkommissuren. Entlang den
Hauptstämmen finden .sich in ziemlich regelmäßigen Abständen periphere Ganglienzellen,
die mit Vorliebe in den von Längs- und Querstämmen gebildeten Winkeln angeordnet sind
(T. V, Abb. 32 a). Von dem geschilderten Gerüst der Längs-und Quernerven zweigen sich in
*) Es fragt sich unter diesen Umständen, ob es nicht anschaulicher wäre, die jederseitigen 3 oberflächlichen Längsstämme
in ihrem ganzen Verlaufe von vorne bis hinten einheitlich als Nervi ventrales, dorsales und laterales zu benennen
und die 6 Verbindungsäste mit dem Zentralnervensystem, unter denen der proximale Teil des Nervus cardinalis der stärkste
ist, gesondert als Radices zu bezeichnen.