
 
		Körpern  anzuheften. Diese  beiden  Eigentümlichkeiten sind zweifellos von der größten Bedeutung  
 für  das weitere Schicksal der Larven;  denn sie haben zur Folge,  daß  die Würmer  
 schon unmittelbar hinter dem Pylorus frei werden, d. h. noch im Bereiche der Choledochus-  
 Mündung,  die  hei  der Katze  nur  2—4 cm  hinter  dem  Pförtner  liegt,  und  daß  sie  hier  an  
 den Darmzotten schnellstens  Halt  gewinnen können. Dadurch ist die Gefahr  eines Vorbei -  
 passierens an  der Eintrittspforte  zur Leber wesentlich verringert.  Trotzdem wird  ein  Teil  
 der Larven vom Chymusstrome abwärtsgeführt, wie  die wiederholten spärlichen Parasitenbefunde  
 im  mittleren  und  unteren  Dünndarme  zeigen.  Solche  Exemplare  sind  offenbar  
 von  einer  Einwanderung  in  die  Leber  ausgeschlossen. Sie gehen allmählich  zugrunde  und  
 werden  aufgelöst  oder  durch  den  Dickdarm  ausgeschieden.  Der  hierdurch  entstehende  
 Larvenverlust ist  anscheinend  sogar  ziemlich  beträchtlich.  In   meinen  4  Wanderungsver-  
 suchen  fand  ich  nach  2Vz  Stunden  insgesamt  60'%'  der  verfütterten  Larven  wieder,  nach  
 5  Stunden  41,1%,  nach  10 Stunden  34,1%  und nach  20 Stunden nur noch  28,6%. Ich führe  
 diese starke Abnahme der wiedergefundenen Larven vorwiegend auf einen  solchen Verlust  
 im  Darmkanale  zurück.  Ebenso  ist  die  Zahl  der wiedergewonnenen  erwachsenen Würmer  
 stets  wesentlich  geringer  als  die  der  verfütterten  Cysten.  Sie  betrug  z.  B.  bei  einem  
 meiner Hunde  nur  1U. Auch C i u r e a   hat  in  seinen  Versuchen  diese  Abnahme  beobachtet,  
 wenn  auch  anders  gedeutet,  und  F a u s t   und K h a w   geben  das  gleiche  für  die Clonorchis-  
 Invasion an. 
 Trotz  der  starken Anhäufung  der  Opisthorchis-Larven  im  obersten  Ende  des  Dünndarmes  
 ist  aber  noch  keineswegs  ohne  weiteres  verständlich,  wie  selbst  nur  ein  kleiner  
 Teil  der Larven in so kurzer Zeit  die  Eintrittspforte  zum Gallengangssystem  finden kann.  
 Denn man  muß  sich  vergegenwärtigen,  daß  die Öffnung  des D.  choledochus  in  den  Darm  
 im Vergleich zur Oberfläche der Duodenalschleimhaut nur  einen winzigen  kapillaren Spalt  
 darstellt,  der  zudem  noch  von  Schleimhautfalten  eingeengt  wird.  Man  kann  sich  diese  
 Einwanderung eigentlich nu r dann vorstellen, wenn  irgend  etwas den Larven  „den  r i c h t 
 i g e n   W e g   w e i s t “.  Es  liegt  nahe,  hierbei  an  eine  A n l o c k u n g   d e r   P a r a s i t e n   
 d u r c h   di e   Ga l l e   zu  denken,  die  aus  der  kleinen  Öffnung  in  den  Darm  Übertritt.  
 Wenn  die  Larven  sich  schon  im  D.  choledochus  befinden,  dann  könnte  evtl.  auch  eine  
 positive  Rheotaxis  wegweisend  für  die  Weiterwanderung  nach  der  Leber  sein.  Ein  Bestreben, 
   gegen  die  Strömung  zu  kriechen,  konnte  ich  aber  in  einem  Versuche,  in  dem  
 ich  Larven  in  eine  Glaskapillare  brachte,  die  langsam  von  einer  Ringerlösung  durchströmt  
 wurde,  nicht  nach weisen.  Auf  verschiedenen  Wegen  habe  ich  versucht,  eine  Anlockung  
 durch  Galle  experimentell  festzustellen.  Ich  brachte  zunächst  eine Anzahl  frischgeschlüpfter  
 Metacercarien  in  Ringer-Lösung  zwischen  Objektträger  und  Deckglas  und  
 ließ von einer Kante aus einen kleinen Tropfen Galle eintreten, so daß  ein Diffusionsgefälle  
 entstand. Die Larven  krochen  ungeordnet  umher,  ohne  eine  ausgesprochene Reaktion  auf  
 Galle  zu  zeigen,  vielleicht  deshalb,  weil  die  gebotene  gläserne  Kriechfläche  ein  zu  unnatürliches  
 Milieu war.  Ebenso  versagten  ähnliche  Versuche  mit  Agar  als  Substrat.  Die  
 Larven  vermochten  sich  nur  schwer  an  der  weichen Grundlage festzusaugen  und  führten  
 keine  nennenswerten  Ortsbewegungen  aus.  Ich  benutzte  deshalb  in  den  folgenden  Versuchen  
 nur noch das natürliche Milieu der Opisthorchis-Larve,  nämlich  frische Dünndarmstücke. 
  Das  erste  derartige  Experiment  fiel  positiv  aus.  Eine  Glaskapillare  von  15,5  cm  
 Länge und %mm Weite wurde mit frischer Blasengalle  einer  Katze  gefüllt  und  an  einem  
 Ende  zugeschmolzen,  so  daß  der  Inhalt  nicht  ausfließen  konnte.  Das  andere  Ende  
 führte  ich  durch  eine  kleine  seitliche  Schnittöffnung  in  ein  15  cm  langes  Stück  frischen 
 Katzendünndarms  ein.  In   der  Nähe  der  Öffnung dieses  „künstlichen Ductus choledochus“  
 spritzte  ich  durch  eine  zweite  kleine  Schnittöffnung  ca.  25  frisch  geschlüpfte  Opisthor-  
 chis-Metacercarien  in  das Lumen  des Darmes  ein. Das  ganze P räp a ra t wurde mit  einer  in  
 Ringerlösung getränkten Gazeplatte bedeckt und in  den Brutschrank  gestellt. Nach 4 Stunden  
 wurde  die  Kapillare  herausgezogen  und  unter  dem  Präpariermikroskop  untersucht.  
 Sie  enthielt  4  Opisthorchis-Jja,rven,  die  sich  in  lebhafter Bewegung  nach  dem  geschlossenen  
 Ende zu  befanden. Die  erste war  2,5  cm  von  der  Öffnung  entfernt,  die  zweite  2,7,  die  
 dritte  7,7  und  die  vierte  15,1  cm,  d.  h.  sie  war  bereits  am  äußersten  Ende  der  Gallen-  
 säule  angelangt.  Diese  Larve  mußte  also  in  der  strömungslosen  Kapillare  eine  aktive  
 Wanderung  von  15  cm  Länge  innerhalb  von  höchstens  4  Stunden  ausgeführt  haben.  Bei  
 dieser  ansehnlichen  Leistung  wird  es  verständlich,  daß Opisthorchis-Larven schon 5 Stunden  
 nach  der  Infektion  bis  in  die  Katzenleber  emporsteigen  können,  was  einen  Wanderungsweg  
 von  etwa  4—8  cm  bedeutet.  Der Gallenstrom dürfte bei  der kräftigen Entwicklung  
 der  Saugnäpfe  und  dem  Stachelbesatze  der  Haut,  der  ein  Rückwärtsgleiten  verhindert, 
  dem aktiven Emporwandern der Larven kaum  ein  nennenswertes Hindernis entgegensetzen. 
   Der  letzte Versuch  zeigt  weiterhin,  daß  innerhalb  einer  dünnen  Röhre  auch  ohne  
 gerichtete  Strömungsreize  ein  Weiterwandern  in  der  einmal  eingeschlagenen  Richtung  
 stattfindet. Die Annahme  einer  positiven Rheotaxis,  die  ich —  wie  oben  gesagt —  nicht  
 nach weisen  konnte,  dürfte  deshalb zum Verständnis  des  Emporsteigens  zur  Leber  überhaupt  
 entbehrlich  sein. Wenn  ich  auch  in  diesem  Versuche  leider  versäumt  hatte,  eine  
 mit  Ringerlösung  gefüllte  Kontrollkapillare  in  das  Darmstück  einzulegen,  so  macht  das  
 Ergebnis meines Erachtens  die Existenz einer positiven Chemotaxis  junger Opisthorchiiden  
 bezüglich  Gallesubstanzen  doch  ziemlich  wahrscheinlich,  es  sei  denn, man  wolle  das  Eindringen  
 von  vier Larven  in  die winzige Öffnung der Kapillare als Zufall  deuten. 
 Ein  Wiederholungsversuch,  indem  ich  die  Gallenkapillare  und  eine  zweite Kontrollkapillare  
 mit  Ringerlösung  nicht  seitlich,  sondern  vom  Darmende  aus  einige  Zentimeter  
 eingeführt hatte, wurde  dadurch  beeinträchtigt, daß die beiden Kapillaren durch die Darmperistaltik  
 nach  außen  befördert  wurden  und  am  Ende  des  Versuches  nach  4  Stunden  
 neben  dem  Darmende  lagen.  Beide  Kapillaren  enthielten  einige  Zentimeter  von  der  Öffnung  
 entfernt  je  eine  Larve,  so  daß  das  Ergebnis  unklar  war.  Ein  Versuch  mit  einem  
 gallegefüllten  und  in  den  Darm  eingelegten  Venenstück,  das  den  Larven  natürlichere  
 Kriechmöglichkeiten  bieten  sollte  als  eine Glaskapillare, scheiterte daran,  daß  die Galle  zu  
 rasch  aus  dem  Gefäß  ausfloß.  Infolge  der  mannigfachen  Schwierigkeiten,  ein  Versuchsmodell  
 zu  schaffen,  das  den  natürlichen  Verhältnissen  möglichst  gerecht  wird,  muß  ich  
 den  einwandfreien  Beweis  für  das  Bestehen  einer  positiven  Gallentaxis  schuldig  bleiben.  
 Ich  halte  ein  solches  trotzdem  für  sehr wahrscheinlich,  ja  beinahe  für  die  Voraussetzung  
 einer  direkten  aktiven  Einwanderung  in  die  Gallengänge,  die  ich  durch  die  vorausgehenden  
 Experimente  als  erwiesen  betrachte. 
 c)  Ub e r   de n  I n v a s i o n sw e g   a n d e r e r   L e b e r t r ema t o d e n ,   
 i n s b e s o n d e r e   F a s c i o l a   h e p á t i c a . 
 Nachdem wir  den  Invasionsweg  des  jungen  Opisthorchis  bis  zu  seinem  endgültigen  
 Sitz  verfolgt  haben,  wollen  wir  noch  einen  Blick  auf  die  Einwanderung  der  anderen  
 Lebertrematoden werfen. Da  über  den  Invasions weg von Dicrocoelium lanceatum und verwandten  
 Arten  noch  nichts  bekannt  ist,  ja  bisher  noch  jede Kenntnis  des Metacercarien